Proteste nach tödlichen Schüssen Polizeichef in Baton Rouge ruft zu Gewaltlosigkeit auf

Washington · Wieder sorgt ein Fall von tödlicher Polizeigewalt gegen einen Afroamerikaner in den USA für Empörung und Entsetzen. Dem 37-Jährigen wurde bei dem Polizei-Einsatz am Dienstag im Bundesstaat Louisiana mehrfach aus kurzer Distanz in die Brust geschossen.

 In Baton Rouge demonstriert ein Schwarzer mit einem Plakat "Stop killing us" (Hört auf, uns zu töten).

In Baton Rouge demonstriert ein Schwarzer mit einem Plakat "Stop killing us" (Hört auf, uns zu töten).

Foto: ap, GH

Ein im Internet verbreitetes Video hält den Vorfall fest. Die Behörden kündigten eine umfassende Untersuchung an. Rund hundert Menschen, darunter Verwandte und Freunde des getöteten Alton Sterling, demonstrierten am Dienstabend (Ortszeit) vor dem Geschäft, vor dem er CDs verkauft hatte, wie die Lokalzeitung "The Advocate" berichtete. Auf Transparenten war zu lesen: "Black lives matter" (Das Leben von Schwarzen zählt) - dies ist die Parole der landesweiten Protestbewegung gegen Polizeigewalt gegen Schwarze.

Der örtliche Polizeichef Carl Abadie appellierte an die Bevölkerung, die Ruhe zu bewahren und "friedlich" zu protestieren, "so dass niemand verletzt wird". In den vergangenen Jahren waren Proteste gegen die Polizeigewalt in verschiedenen US-Städten wiederholt zu gewalttätigen Unruhen eskaliert.

Das von einem Augenzeugen per Smartphone aufgenommene Video zeigt, wie zwei offenbar weiße Polizisten den Afroamerikaner auf den Boden werfen und dort festhalten. Während die Beamten mit dem Mann ringen, ruft jemand: "Er hat eine Waffe!". Einer der Beamten feuert dann, während er am Boden kniet, mehrere Schüsse auf den Afroamerikaner ab.

Nach Angaben der Polizei waren die Beamten am Dienstagmittag zu dem Laden geschickt worden, nachdem ein anonymer Anrufer berichtet habe, er sei dort von dem CD-Verkäufer mit einer Waffe bedroht worden. Auf dem Parkplatz sei es zu einer "Auseinandersetzung" gekommen, in deren Verlauf der 37-Jährige erschossen worden sei.

"Beamte waren sehr aggressiv"

Der Anwalt von Sterlings Familie sagte, dieser habe lediglich CDs verkauft und dafür die Erlaubnis des Ladenbesitzers gehabt. Der Ladenbesitzer Abdullah Muflahi sagte zu "The Advocate", die Beamten seien von Anfang an "sehr aggressiv" vorgegangen. Sie hätten zunächst versucht, Sterling mit einem Taser zu überwältigen. Dieser sei nach dem Einsatz der Elektroschockwaffe aber aufrecht stehen geblieben.

Laut Muflahi soll Sterling keine Waffe in der Hand gehalten haben. Später hätten die Beamten eine Waffe aus seiner Tasche gezogen, sagte der Ladenbesitzer.

Der Gouverneur von Louisiana, John Bel Edwards, nannte das Video "verstörend". Nach seinen Angaben sollen Bürgerrechtsexperten des Justizministeriums in Washington die Untersuchung des Vorfalls leiten.

Ähnliche Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze hatten in den vergangenen Jahren in den USA wiederholt für Empörung und Aufruhr vor allem in der afroamerikanischen Bevölkerung gesorgt. Im Sommer 2014 löste der gewaltsame Tod des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson im Bundesstaat Missouri schwere Unruhen aus. Im vergangenen Jahr entfachte der Tod von Freddie Gray in der Ostküstenstadt Baltimore wütende und teilweise gewalttätige Proteste. Der Afroamerikaner war in Polizeigewahrsam gestorben.

US-Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton hat den Tod eines Schwarzen bei einer Konfrontation mit Polizisten in Louisiana und ähnliche Vorfälle beklagt. Es sei zutiefst verkehrt, wenn so viele Amerikaner Grund zur Annahme hätten, wegen ihrer Hautfarbe in ihrem Land nicht so wertgeschätzt zu sein wie andere, teilte Clinton am Mittwoch mit.

Vorfälle wie in Baton Rouge hätten das Vertrauen zwischen den Polizeistellen und den Gemeinden untergraben, in denen Beamte Dienst täten, sagte Clinton weiter. Das Vertrauen müsse wieder hergestellt und der Gerechtigkeit Genüge getan werden. Daher müsse es "Reformen des gesunden Menschenverstands" geben. Dazu gehöre ein Ende des auf ethnischen Merkmalen basierenden Polizeivorgehens und bessere Schulungen zur Deeskalation und zum Abbau unbewusster Vorurteile von Beamten.

Gleichwohl gebe es in ganz Amerika Polizisten, die zeigten, wie man die Öffentlichkeit ohne unnötige Gewalt schütze. Daran sollte sich jeder ein Vorbild nehmen, forderte Clinton.

(felt/AFP/ap)
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