Bundespräsident zu Privataudienz in Rom Benedikt XVI spricht mit Gauck über die Eurokrise

Vatikanstadt · Bundespräsident Joachim Gauck ist von Papst Benedikt XVI. zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen worden. Themen des gut halbstündigen Gesprächs seien die Euro-Krise sowie die Rolle Deutschlands in Europa gewesen, sagte Gauck nach der Begegnung am Donnerstag in Rom.

Papst Benedikt XVI empfängt Gauck zur Privataudienz
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Papst Benedikt XVI empfängt Gauck zur Privataudienz

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Er bezeichnete die Begegnung im Apostolischen Palast als "sehr freundlich" und "sehr offen". Es habe ein "herzliches Einverständnis" darüber bestanden, dass man angesichts der gegenwärtigen Krise alles tun müsse, "um bei den Menschen das Bewusstsein für den Wert der europäischen Idee wachzuhalten". Vor der Privataudienz hatte Gauck den Petersdom besichtigt und das Grabmal von Johannes Paul II. aufgesucht.

Das Thema Ökumene wurde nach Gaucks Angaben nicht direkt angesprochen. Er habe mit dem Papst nicht über die Differenzen zwischen den Konfessionen sprechen wollen, sondern über das, "was Katholiken und Protestanten verbindet", so Gauck, der früher evangelischer Pfarrer war. Beide teilten das Wissen, dass "der Welt etwas fehlt, wenn Gott fehlt". Ein etwaiges gemeinsames Reformationsgedenken und die Luther-Dekade seien nicht zur Sprache gekommen.

Bereits am Mittwochabend hatte der Bundespräsident vor Journalisten gesagt, für ihn sei die Begegnung mit dem Papst zu einem so frühen Zeitpunkt nach seiner Wahl ein Signal an die Katholiken in Deutschland. Er wolle zeigen, dass "der Bundespräsident zwar evangelisch ist, aber den Katholiken zugewandt".

Thema Laienbewegung

Nach Gaucks Worten sprach er am Donnerstag mit Benedikt XVI. auch über Laienbewegungen innerhalb der katholischen Kirche. Für ihn sei das Thema "Mitwirkung der vielen" so wichtig, dass er es gegenüber dem Papst angesprochen habe, sagte Gauck.

Der Bundespräsident hatte Benedikt XVI. vor dessen Privatbibliothek mit den Worten begrüßt: "Ich bin als Bundespräsident, als Landsmann, aber vor allem als Mensch und Christ gekommen". Als Geschenk überreichte er dem Papst einen Wanderstock, Lebkuchen und seine Biografie. Benedikt XVI. revanchierte sich mit einem Stich von der Dombauhütte Sankt Peter aus dem 16. Jahrhundert sowie einem Exemplar des soeben erschienen dritten Bandes seines Jesusbuches.

Gauck war am Mittwochabend nach Rom gereist. Seine Lebensgefährtin Daniela Schadt begleitete ihn nicht. Zuletzt war als Bundespräsident vor drei Jahren Horst Köhler von Benedikt XVI. im Vatikan empfangen worden.

Nach dem Treffen mit dem Papst führte Gauck ein Gespräch mit dem Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Am Nachmittag besucht das Staatsoberhaupt im Vatikan das deutsche Priesterkolleg und den Friedhof "Campo Santo Teutonico" in unmittelbarer Nachbarschaft des Petersdoms.

(KNA)
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