Erstes Lebenszeichen nach gut zwei Jahren Boko Haram veröffentlicht offenbar Video entführter Schülerinnen

Kano · Die nigerianische Islamistengruppe Boko Haram hat ein Video veröffentlicht, das einige der vor mehr als zwei Jahren entführten Schülerinnen von Chibok zeigen soll. Ein Vermummter rief die Regierung auf, Boko-Haram-Kämpfer im Austausch gegen die Mädchen freizulassen.

 Das Video zeigt offenbar mehrere der 2014 entführten Schülerinnen.

Das Video zeigt offenbar mehrere der 2014 entführten Schülerinnen.

Foto: CCTV News

"Sie sollten wissen, dass ihre Kinder sich noch in unseren Händen befinden", sagte der vermummte Mann in dem Video. Wie viele der Schülerinnen noch am Leben sind, blieb unklar.

Während einige der Mädchen weiterhin Geiseln von Boko Haram seien, seien andere bei Luftangriffen der Armee getötet worden, sagte der bewaffnete Sprecher in dem elfminütigen Video. "Etwa 40 Mädchen wurden verheiratet." Hinter dem vermummten Boko-Haram-Kämpfer sind dutzende offenbar verängstigte Mädchen zu sehen. Eines von ihnen berichtet schluchzend von einem Luftangriff der nigerianischen Armee. Eine der jungen Frauen hält ein Baby im Arm.

Boko-Haram-Kämpfer hatten am Abend des 14. April 2014 insgesamt 276 Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren aus einer staatlichen Schule in Chibok im Nordosten Nigerias verschleppt. 57 Mädchen gelang wenige Stunden später die Flucht. Von den 219 vermissten Schülerinnen konnte seitdem nur eine aus der Gewalt der Islamisten befreit werden. Sie wurde im Mai von der Armee aus einem Wald gerettet, der als Rückzugsort von Boko Haram gilt.

Ein Sprecher der Gruppe Bring Back Our Girls (Bringt unsere Mädchen zurück) sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein Mitglied der Vereinigung habe eine der im Video gezeigten Schülerinnen erkannt. Die Identifizierung anderer Mädchen dauere noch an, erklärte Abubakar Abdullahi. Es sei "herzzerreißend", die Aufnahmen zu sehen.

Gleichzeitig kritisierte Abdullahi die nigerianische Regierung. Es sei erschütternd, "dass wir nach 853 Tagen noch immer keinen Fortschritt erzielt haben", sagte er. Informationsminister Lai Mohammed erklärte, die Regierung in Abuja stehe wegen des Videos in Kontakt mit Boko Haram.

Die Extremisten kämpfen seit Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. Mindestens 20.000 Menschen wurden in dem Konflikt bisher getötet, 2,6 Millionen Menschen wurden durch die Gewalt in die Flucht getrieben. Boko Haram verschleppte tausende Mädchen und Frauen, um sie als Sexsklavinnen oder Selbstmordattentäterinnen zu missbrauchen.

In den vergangenen Monaten wurden die Islamisten von der nigerianischen Armee und den verbündeten Streitkräften der Nachbarländer deutlich zurückgedrängt. Derzeit tobt ein Machtkampf innerhalb der Gruppe, die der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im März 2015 den Treueeid geleistet hatte. Nach Berichten über seine Ablösung durch einen vom IS eingesetzten Rivalen bekräftigte Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau Anfang August in einer Audiobotschaft seinen Führungsanspruch.

(afp/jeku)
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