US-Soldat war Gefangener der Taliban US-Soldat Bergdahl wegen Fahnenflucht angeklagt

Washington · Der im Austausch gegen Taliban befreite US-Soldat Bowe Bergdahl ist als Deserteur angeklagt worden. Dem jungen Mann werde auch Fehlverhalten vor dem Feind zur Last gelegt. Dem 28-Jährigen droht bei einem Schuldspruch lebenslange Haft.

Taliban-Video zeigt Freilassung von Bowe Bergdahl
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Foto: ap

Der nach einem umstrittenen Gefangenenaustausch in Afghanistan freigelassene US-Soldat Bowe Bergdahl ist wegen Fahnenflucht angeklagt worden. Bergdahl müsse sich außerdem wegen "Fehlverhaltens vor dem Feind" verantworten, teilte die US-Armee am Mittwoch mit. Das US-Militärrecht stellt mit diesem Tatbestand das Wegrennen, das Niederlegen von Waffen und anderes "feiges Verhalten" in Gefechtssituationen unter Strafe. Dem 28-Jährigen droht bei einem Schuldspruch lebenslange Haft.

Bergdahl hatte sich im Juni 2009 von seinem Posten in der afghanischen Provinz Paktika entfernt und war in die Hände des mit den radikalislamischen Taliban verbündeten Hakkani-Netzwerks geraten. Die Rebellen hielten den Soldaten fast fünf Jahre lang fest, bevor er im Mai 2015 im Tausch gegen fünf Gefangene aus dem US-Lager Guantanamo freikam.

Taliban lassen US-Soldat Bowe Bergdahl nach fünf Jahren frei
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Foto: afp, dec/rix

In den USA sorgte der Austausch für Kritik: Die oppositionellen Republikaner warfen US-Präsident Barack Obama vor, mit "Terroristen" verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben. Außerdem kritisierten sie, dass Obama den US-Kongress nicht vorab informierte.

In den USA droht Deserteuren im schlimmsten Fall die Todesstrafe. Bergdahl wird vorgeworfen, sich von seiner Einheit entfernt zu haben, um sich vor einer "wichtigen oder gefährlichen Aufgabe" zu drücken, wie der Oberst Daniel King erklärte. Dies könne mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden. In Bergdahls Fall ist das Fehlverhalten vor dem Feind der schwere Vorwurf mit lebenslanger Haft als Höchststrafe. Außerdem drohen dem Soldaten die unehrenhafte Entlassung aus der Armee, die Aberkennung seines militärischen Rangs sowie der Verlust aller Zahlungen.

Eine erste Untersuchung kurz nach Bergdahls Verschwinden war bereits zu dem Schluss gekommen, dass der Soldat seinen Posten "gezielt und freiwillig" verlassen habe. Als Fahnenflucht wurde dies damals aber noch nicht eingestuft, weil Bergdahls Motive nicht endgültig zu klären waren. Der Soldat soll sich aber kritisch über den Militäreinsatz in Afghanistan geäußert haben. Frühere Kameraden warfen Bergdahl vor, er habe das Leben von US-Soldaten aufs Spiel gesetzt, die nach seinem Verschwinden eine Suchaktion gestartet hatten.

Nach seiner Freilassung leitete die US-Militärjustiz Ermittlungen gegen Bergdahl ein. Nun wird in einem Vorverfahren entschieden, ob die Beweise für einen Prozess ausreichen.

Zuletzt war Bergdahl auf dem Stützpunkt Fort Sam Houston in San Antonio im Bundesstaat Texas eingesetzt, wo er eine Tätigkeit in der Verwaltung ausübte. In einem Brief, den Bergdahls Anwälte am Mittwoch veröffentlichten und aus dem US-Medien zitierten, berichtet der Soldat, er sei in der Gefangenschaft gefoltert, ans Bett gefesselt und in einem Käfig eingesperrt worden.

(ap)
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