Benediktinerkloster Tabgha Jüdische Extremisten wegen Brandanschlags auf Kloster angeklagt

Jerusalem · Sechs Wochen nach dem Brand des deutschen Benediktinerklosters Tabgha am See Genezareth hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch Anklage gegen zwei Verdächtige erhoben. Die beiden jungen Männer sollen einer extremistischen Gruppe innerhalb der jüdischen Siedlerbewegung angehören.

Aufräumen nach Feuer im deutschen Benediktinerkloster in Israel
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Aufräumen nach Feuer im deutschen Benediktinerkloster in Israel

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Einer der beiden steht im Verdacht, auch an einem Brandanschlag auf die deutsche Dormitio-Abtei in Jerusalem beteiligt gewesen zu sein.

Durch das Feuer in Tabgha am 18. Juni war der Südflügel des erst 2012 fertiggestellten Klosters weitgehend zerstört worden. Der Schaden geht nach Ordensangaben in die Millionen. Ein Mönch und eine Freiwillige erlitten leichte Rauchvergiftungen.

Wie das Regierungspresseamt mitteilte, dauern behördliche Ermittlungen gegen drei weitere, teils minderjährige Verdächtige an. Alle fünf sind den Angaben zufolge in der Siedlerbewegung aktiv. Vier von ihnen besitzen Aufenthaltsverbote für Judäa und Samaria wegen mutmaßlicher Übergriffe gegen Palästinenser.

Die jüdisch-extremistische Gruppe operiert laut dem Presseamt seit 2013 und zielt vor allem auf christliche Einrichtungen. Unter anderem versuchten die Aktivisten demnach im Mai 2014 vergeblich eine Störung des Papstbesuchs. Zuvor unternahmen sie im April 2014 ein Attentat auf das Kloster Deir Rafat westlich von Jerusalem. Ferner werden ihnen Brandanschläge auf Palästinenser-Häuser in Judäa zur Last gelegt.

Benediktiner-Mönche äußern sich skeptisch zu Ermittlungen

Der im nordisraelischen Safed residierende ideologische Kopf der Gruppe hatte im Mai in seinem Internet-Blog zu Gewalt gegen Christen aufgerufen. Nur jene dürften sich Juden nennen, die "Götzendienst ablehnen, gegen das Christentum kämpfen und die Kirchen aus dem Heiligen Land zu beseitigen versuchen", zitiert die Regierungsmitteilung aus der Botschaft. Bereits am 17. April habe die Polizei einen Brandanschlag vereitelt.

Ein Sprecher der Benediktiner in Jerusalem äußerte "Skepsis" über die Ermittlungen. Er verwies auf Unstimmigkeiten in der Pressemitteilung. So wird der Brand in der Dormitio-Abtei auf Februar 2015 datiert; tatsächlich fand der Anschlag im Mai 2014 statt. Zu der geplanten Störung der Papstreise 2014 heißt es, die Aktion habe Benedikt XVI. (2005-2013) gegolten; hingegen war damals schon Franziskus im Amt.

Klostersprecher Nikodemus Schnabel sprach von einer "nicht zu durchschauenden Informationslage". Es sei zu wünschen, dass die ermittelnden Behörden die direkten Kommunikation mit den Betroffenen suchten.

(KNA)
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