Ganzkörper-Badekleidung Burkinis lösen immer wieder Streit aus

Düsseldorf · Nicht nur die Debatte um das Burka-Verbot erhitzt die Gemüter. Auch der Ganzkörper-Badeanzug, den viele Musliminnen tragen, ist umstritten. Nachdem die Stadt Cannes den Burkini vom Strand verbannte, ziehen andere Urlaubsorte in Frankreich nach. Auch in Brandenburg kam es zu Auseinandersetzungen.

 Der Burkini bedeckt den ganzen Körper und wird von muslimischen Frauen getragen, die beim Baden einer strengen Auslegung des Islam entsprechen wollen.

Der Burkini bedeckt den ganzen Körper und wird von muslimischen Frauen getragen, die beim Baden einer strengen Auslegung des Islam entsprechen wollen.

Foto: ap, BC

Zwei Frauen im Ganz-Körper-Badeanzug bekamen in einer Therme in Bad Saarow (Oder-Spree) in Brandenburg den Unmut anderer Badegäste zu spüren. Eine junge Berlinerin, die zusammen mit ihrer aus dem Libanon stammenden Familie am Samstag dort Badegast war, stellte Strafanzeige, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Die Muslima gab an, wegen ihres Burkinis beleidigt und diskrimiert worden zu sein. Zunächst hatte der Sender RBB über den Fall berichtet.

Ein Sprecher der Therme wies die Darstellung zurück, dass die Frauen beleidigt worden sein. "Bei uns ist Badebekleidung vorgeschrieben. Bei Burkinis handelt es sich um Badekleidung und wir hatten schon viele Badegäste, die so einen Burkini trugen", erklärte Thermen-Chef Axel Walter.

Die Anzüge der Frauen seien vom Bademeister aber nicht als Burkinis erkannt worden. Deshalb habe er sie gebeten, beim nächsten Mal in passender Badebekleidung zu erscheinen, erklärte Walter. Die Frauen hätten die Therme dann nach Wortgefechten mit Badegästen verlassen, hieß es im RBB-Bericht.

In Frankreich fallen die Auseinandersetzungen um den Burkini indes deutlich heftiger aus. Nach schweren Ausschreitungen mit fünf Verletzten verbot eine Gemeinde auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika die Ganzkörper-Badeanzüge vollständig. Die Kommune Sisco bei Bastia folge mit den Orten Cannes und Villeneuve-Loubet bei Nizza.

Zu den Ausschreitungen an einer Meeresbucht bei Sisco war es laut Medienberichten am Wochenende gekommen, als eine oder mehrere Frauen im Burkini badeten und Anwesende am Strand Fotos machten. Dies habe die männlichen Begleiter der Frauen in Rage gebracht. Es flogen Steine, ein Mann habe einen anderen Mann sogar mit einer Machete angegriffen, berichtete die Tageszeitung "Libération" mit Hinweis auf einen Augenzeugen. Am Ende seien auch Autos angezündet worden.

Das erste Verbot hatte Cannes Bürgermeister Ende Juli per Dekret erlassen. Darin heißt es, der Zutritt zum Strand und das Baden sei Menschen verboten, die "keine korrekte Kleidung tragen, die die guten Sitten und die Laizität respektiert sowie die Hygiene- und Sicherheitsregeln achtet".

Der Burkini bedeckt den ganzen Körper und wird von muslimischen Frauen getragen, die beim Baden einer strengen Auslegung des Islam entsprechen wollen.

Frankreich wurde in den vergangenen 18 Monaten von mehreren islamistisch motivierten Anschlägen erschüttert. Bei einem Anschlag am 14. Juli in Nizza wurden 85 Menschen getötet. Seit 2011 gilt in Frankreich bereits ein Verbot für das Tragen von Ganzkörperschleiern.

(isw/dpa/AFP)
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