London: Polizei durchsucht Wohnungen Cameron zeigt Entschlossenheit im Parlament

London (RPO). Der britische Premierminister David Cameron will Jugendgewalt entschlossen bekämpfen und dabei keine Möglichkeiten ausschließen. Der Regierungschef sagte in einer Krisensitzung des Parlaments am Donnerstag, die Behörden handelten entschlossen, um die Ordnung auf den Straßen wiederherzustellen. Auch der Einsatz von Wasserwerfern und Gummigeschossen sei nicht grundsätzlich ausgeschlossen.

Nach Krawallen - Die Bürger von London räumen auf
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"Wir werden keine Kultur der Angst auf unseren Straßen zulassen", erklärte Cameron. Er räumte ein, dass zunächst zu wenige Polizisten auf den Straßen gewesen seien. Inzwischen seien jedoch mehr Beamte im Einsatz, dies werde auch über das Wochenende aufrechterhalten. Der Regierungschef kündigte eine schnelle Arbeit der Gerichte an und will auch eine Entschädigung der Opfer ermöglichen. Polizei und Geheimdienste prüften derzeit, ob soziale Online-Netzwerke einschränkt werden könnten, über die die Ausschreitungen teilweise organisiert wurden.

Die britische Regierung will sich nach Angaben von Cameron bei der Bekämpfung von Bandenkriminalität auch an Beispielen aus dem Ausland orientieren. So hätten Städte wie Boston ein ähnliches Problem. Konkret nannte er den früheren Polizeichef von Los Angeles und New York, Bill Bratton, der möglicherweise helfen könne. Die Regierung werde sich aber auch der tieferen Probleme annehmen, die bei den Krawallen eine Rolle gespielt hätten, erklärte Cameron weiter.

Mehr als hundert Haftbefehle

Mehr als hundert Menschen würden noch per Haftbefehl gesucht, sagte der ranghohe Beamte der Metropolitan Police, Steve Kavanagh. "Wir haben in den frühen Morgenstunden damit begonnen, an Türen zu klopfen, um Menschen festzunehmen", sagte Kavanagh. Es handele sich um mutmaßliche "Einbrecher, Räuber und Diebe". Seit Beginn der Proteste am Samstag wurden landesweit mehr als 1100 Randalierer festgenommen. Allein in London waren es nach Angaben von Scotland Yard 888, von denen bislang 371 angeklagt wurden.

Nach vier Krawall-Nächten in Folge war es in Großbritannien in der Nacht zum Donnerstag weitgehend ruhig geblieben. Der Polizei gelang es mit einem Großaufgebot von 16.000 Beamten allein in London offenbar, neue Ausschreitungen zu verhindern. Am Mittag soll in London das Parlament zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um über die gewaltsamen Ausschreitungen zu beraten.

Versicherungen und Experten schätzen nach den Krawallen die Schadenssumme auf deutlich mehr als 150 Millionen Pfund (170 Millionen Euro). Wie das britische Institut für den Einzelhandel am Donnerstag mitteilte, verzeichneten die Händler, die wegen der Krawalle ihre Geschäfte schließen mussten, Verluste in Höhe von 80 Millionen Pfund.

Für Säuberungen und Reparaturen zerstörter Läden müssen sie demnach mehr als 40 Millionen Pfund ausgeben. Zumindest ein Teil dieser Schäden wird allerdings von Versicherungen übernommen. Der britische Versicherungsverband rechnet mit einem Versicherungsschaden von deutlich mehr als 100 Millionen Pfund.

(AFP/felt)
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