Spekulationen nach Paris-Anschlägen Captagon — Droge der Terroristen?

Paris · Französische Medien spekulieren, dass die Attentäter von Paris während der Anschläge unter Drogeneinfluss standen. Die Rede ist von Captagon. Dafür sprechen eine Reihe von Indizien.

Doping: Was genau ist Captagon?
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Foto: AP

Das französische Magazin "Le Point" hat ein Video auf seine Webseite gestellt, dass das Hotelzimmer zeigen soll, in dem der gesuchte Abdeslam Salah und seine Komplizen vor den Anschlägen von Paris geschlafen haben sollen. Zu sehen sind auf einem Tisch auch Spritzen und kurze Nadeln.

Wie "Le Point" weiter schreibt, wird untersucht, ob diese medizinischen Instrumente verwendet wurden, um Sprengstoffgürtel herzustellen oder aber ob sie für Injektionen bestimmt gewesen seien. Das Magazin stellt daher die Frage, ob die Attentäter unter Drogen standen während der Angriffe, zumal ein Augenzeuge berichtet haben soll, dass sie wie "Untote" (also Zombies) wirkten. Andere Medien griffen dies auf und spekulierten, ob die Droge Captagon im Spiel gewesen sei.

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Tatort Paris – die blutige Spur des Terrors

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Foto: afp, le

Denn schon länger hatten Berichte die Runde gemacht, dass sowohl der Handel als auch der Konsum von Captagon aus Syrien gestiegen sei. Das hatten Nachforschungen der Nachrichtenagentur Reuters und des "Time"-Magazins ergeben, wie unter anderem der britische "Guardian" im Januar 2014 berichtete.

In dem Bericht heißt es, dass der Handel mit der Droge Millionen Dollar ins Land gespült habe, das wiederum für den Waffenkauf verwendet worden sei. Zudem würden Kämpfer auf beiden Seiten die Droge konsumieren, um weiterkämpfen zu können.

Dass Kämpfer und Soldaten Drogen nehmen, um die Kämpfe zu überstehen, ist dabei nicht neu. So hatten auch die Soldaten im Zweiten Weltkrieg Methamphetamine verwendet, genauer gesagt Pervitin, was heute als Crystal Meth bekannt ist. Das gleiche gilt für Soldaten im Vietnam- und Koreakrieg.

Auch die Attentäter von Mumbai im Jahr 2008 sollen Aufputschmittel genommen haben, ebenso der IS-Terrorist, der im Juli ein Blutbad in Tunis angerichtet hatte. Dass die Attentäter von Paris sich ebenfalls aufgeputscht haben könnten, liegt daher gar nicht so fern.

Polizeieinsatz im Norden von Paris gilt Abdelhamid Abaaoud
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Foto: ap, FA

Auch Captagon — so lautet der Handelsname — ist ein Amphetamin, der medizinische Wirkstoff nennt sich Fenetyllin. Es unterliegt in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz und ist seit 2003 nicht mehr im Handel. Ursprünglich wurde es unter anderem zur Behandlung von Hyperaktivität oder Depressionen eingesetzt.

Captagon wirkt leistungssteigernd, aufputschend und euphorisierend. Wer es nimmt, schläft nicht, hat ein Gefühl von Stärke und Unbesiegbarkeit. In Deutschland wurde es in den 80er Jahren als Dopingmittel bekannt, im Nahen Osten ist es heute weit verbreitet.

Ob die Attentäter von Paris es nutzten, steht aber noch nicht fest.

(das)
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