Der Junge im Rollkoffer Emotionales Wiedersehen zwischen Abou und seiner Mutter

Madrid · Das Bild des Jungen, der in einem Rollkoffer über die Grenze nach Ceuta geschmuggelt werden sollte, ging um die Welt. Der achtjährige Abou lebt noch immer in einem Kinderheim in der spanischen Exklave, doch inzwischen konnte er zumindest seine Mutter wieder in die Arme schließen.

Junge bei Grenzkontrolle in Koffer entdeckt
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Foto: afp, seb

Zusammengekauert lag er in einem Trolley, bedeckt von Kleidung. Eine Frau hatte Abou über die Grenze in die spanische Exklave Ceuta an der Nordgrenze Marokkos, schmuggeln wollen. Dort, direkt an der Straße von Gibraltar, ist für die Flüchtlinge der Traum von Europa ganz nah.

Beim Durchleuchten des Gepäckstückes fanden die Grenzbeamten den Jungen. Abou wurde in ein Kinderheim nach Ceuta gebracht. Wenige Stunden später nahmen die Behörden seinen Vater fest, weil angenommen wurde, dass er seinen Jungen nach Spanien habe schmuggeln lassen.

Der Vater sitzt noch immer in Untersuchungshaft, Abou lebt noch immer in dem Heim. Aber am Montag hat er nach Angaben des Anwalts der Familie zumindest seine Mutter wiedersehen können. Lucie Ouattara, so schreibt unter anderem der spanische Sender Antena 3 auf seiner Webseite, sei dafür extra nach Ceuta gefahren. Nach einem DNA-Test, der sie als biologische Mutter von Abou bestätigte, habe sie schließlich ihren Jungen in den Fluren des Kinderheimes wiedersehen dürfen.

Anwalt Juan Isidro Fernández sagte, sie habe ihre Tränen nicht mehr zurückhalten können, als sie Abou in die Arme schloss. "Es war etwas sehr emotionales", zitiert Antena 3 Fernàndez. Sie sei den Flur entlang gerannt und dann ihrem Sohn in die Arme gefallen. Allen habe sie damit gezeigt, wie sehr sie dieses Wiedersehen ersehnt hatten.

Abous Vater dagegen sagte am Montag erstmals vor Gericht aus, wie es aus seiner Sicht zu dem Schmuggel gekommen war. Nach Aussage von Fernàndez ist er nur ein weiteres Opfer von Menschenhändlern.

In einem Telefongespräch mit der "New York Times" sagte der Anwalt, Alí Ouattara lebe seit sieben Jahren mit seiner Frau und Tochter legal auf der kanarischen Insel Fuerteventura und arbeite in einer Wäscherei. Auch den Sohn habe er dazu holen wollen. Doch sein Gehalt habe rund 80 Euro unter der Grenze gelegen, nach der die Familienzusammenführung nach spanischem Gesetz möglich sei.

Also sei der Ivorer nach Casablanca gefahren, um eine andere Möglichkeit zu finden und ein Visum für Abou zu kaufen. 5000 Euro soll er dafür bezahlt haben — im festen Glauben, dass sein Sohn legal mit dem Pass über die Grenze komme. "Denken Sie wirklich, irgendein Vater würde zulassen, dass sein Sohn in einem Rollkoffer reist", so der Anwalt gegenüber der "New York Times".

Er jedenfalls ist sicher, dass es nur noch ein paar Tage dauern könne, bis die Familie endlich wieder vereint ist. Doch bis das die Gerichte geklärt haben, wird Abou weiter in der Einrichtung in Ceuta bleiben müssen.

(das)
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