South Carolina Weißer erschießt neun Schwarze in Kirche

Washington · Vor gut zwei Monaten starb im US-Staat South Carolina ein Schwarzer durch Schüsse eines weißen Polizisten. Jetzt tötet dort ein weißer junger Mann mehrere Afroamerikaner in einer Kirche. Der Täter ist noch auf der Flucht.

Ein junger weißer Mann hat in einer von Afroamerikanern besuchten Kirche in der US-Stadt Charleston neun Menschen erschossen. Polizeichef Greg Mullen sagte in der Nacht zu Donnerstag, er gehe davon aus, dass das Verbrechen aus Hass begangen worden sei.

Zum Zeitpunkt der Tat habe in der alterwürdigen Kirche ein Gebetstreffen stattgefunden. Der auf Anfang 20 geschätzte Schütze sei noch auf freiem Fuß. Unter den Opfern befand sich auch der Pastor und amtierende demokratische Senator Clementa Pinckney.

Mullen sagte: "Wir werden all unsere Energie einsetzen, um diese Person, die dieses Verbrechen beging, zu finden." Das FBI werde bei den Ermittlungen helfen. Acht Menschen starben seinen Angaben zufolge noch am Tatort im Stadtzentrum, eine neunte Person erlag später im Krankenhaus ihre Verletzungen. Charleston hat rund 120 000 Einwohner und liegt im US-Staat South Carolina.

Bürgermeister Joseph P. Riley sprach von einer Tragödie. "Der einzige Grund, warum jemand in eine Kirche geht und betende Menschen erschießt, ist Hass", sagte Riley. "Es ist die hinterhältigste Tat, die man sich vorstellen kann, und wir werden diese Person vor Gericht bringen." Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, teilte mit, dass man die Motive für solch eine Tat in einer Kirche niemals verstehen können werde.

Charleston in South Carolina: Mann erschießt neun Schwarze in Kirche
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Mann schießt in Charleston auf Kirchenbesucher

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Gemeinde-Organisator Christopher Cason sagte, er sei sicher, dass die Schüsse rassistisch motiviert seien. "Ich bin sehr genervt von Leuten, die mir erzählen, ich hätte nicht das Recht, wütend zu sein", sagte er. "Ich bin jetzt sehr wütend."

Vor zwei Monaten war im benachbarten North Charleston ein unbewaffneter Schwarzer von einem weißen Polizisten erschossen worden. Das hatte große Proteste ausgelöst und die Spannungen zwischen Weißen und Afroamerikanern in der Gegend noch einmal erhöht.

Dem Polizisten wurde Mord vorgeworfen. Die Abgeordneten von South Carolina verabschiedeten einen Gesetzentwurf, nach dem allen Polizeiämtern geholfen wird, Körperkameras zu bekommen. Pinckney war Unterstützer des Entwurfs.

Todd Rutherford, Minderheitsführer im Abgeordnetenhaus, sagte, der 41-jährige Pinckney habe nie schlecht über andere geredet. Er habe sich immer für seine Gemeindemitglieder und Wähler eingesetzt. "Er berührte jeden."

Laut einem Bericht der Zeitung "The Post and Courier" ging zudem eine Bombendrohung ein. Die Polizei rief Anwohner demnach auf, sich in Sicherheit zu bringen. Eine Gruppe von Pastoren stellte sich in einem Kreis auf und betete.

Aus dem Umfeld des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Jeb Bush wurde bekannt, dass der Politiker aufgrund der Schüsse eine Veranstaltung in der Stadt am Donnerstag abgesagt habe.

Bei dem betroffenen Gotteshaus handelt es sich um die Emmanuel African Methodist Episcopal Church, der ältesten Kirche ihrer Art in den Südstaaten der USA. Die Geschichte der schwarzen Gemeinde reicht in das Jahr 1816 zurück, als sich mehrere Kirchen von der Methodistenkirche in Charleston abspalteten.

(AP)
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