Anschlag auf "Charlie Hebdo" Einer der Attentäter von Paris hat sich gestellt

Paris · Das französische Satireblatt "Charlie Hebdo" wird Ziel eines Terrorangriffs. Zwölf Menschen sterben - mutmaßlich durch die Hand islamischer Extremisten. Einer der Verdächtigen hat sich gestellt, nach den zwei anderen läuft eine Großfahndung

 Nach den Brüdern Said und Cherif Kouachi wird noch gefahndet.

Nach den Brüdern Said und Cherif Kouachi wird noch gefahndet.

Foto: dpa, bl uw

Nach dem tödlichen Anschlag auf das Satireblatt "Charlie Hebdo" gibt es bei der Fahndung nach den drei Verdächtigen offenbar einen ersten Erfolg: Der jüngste der mutmaßlichen Attentäter habe sich der Polizei gestellt, teilte eine Vertreterin der Justizbehörden in der Nacht zum Donnerstag mit. Mit Hochdruck sucht ein Großaufgebot der Polizei noch nach den zwei anderen Verdächtigen, von denen einer bereits wegen Terrorismusvorwürfen in Haft saß.

Der schwerste Anschlag auf französischem Boden wühlt die Welt auf: Unter dem Motto "Je suis Charlie" versammelten sich quer durch Europa Tausende Menschen zu Solidaritätskundgebungen, weltweit drückten Karikaturisten ihre Trauer um ihre toten Kollegen mit Zeichnungen aus. Führende Politiker verurteilten die Bluttat als Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit.

Am Mittwochvormittag waren drei vermummte Bewaffnete in die Redaktion von "Charlie Hebdo" im Herzen von Paris eingedrungen und hatten dort gezielt zwölf Menschen erschossen. Unter den Todesopfern war der Chefredakteur Stéphane Charbonnier. Sein wöchentlich erscheinendes Satireblatt hatte wegen seiner Karikaturen des Propheten Mohammed und anderer umstrittener Zeichnungen wiederholt Drohungen erhalten. Das Magazin parodierte aber auch christliche religiöse Figuren und Politiker. 2011 war "Charlie Hebdo" Ziel eines Brandbombenangriffs geworden, nachdem sie eine scherzhafte Mohammed-Karikatur auf ihre Titelseite gesetzt hatte.

Ermittler gehen von einem radikalislamischen Hintergrund der Bluttat nahe der Place de la Bastille aus. Auf Videoaufnahmen war zu sehen, wie die akzentfrei Französisch sprechenden Angreifer riefen: "Wir haben den Propheten Mohammed gerächt!" und "Allahu akbar", arabisch für "Gott ist groß."

"Je suis Charlie" - Tausende gehen in Paris für "Charlie Hebdo" auf die Straße
12 Bilder

"Je suis Charlie" - Tausende gehen in Paris für "Charlie Hebdo" auf die Straße

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Der Augenzeuge Cedric Le Bechec gab an, er habe die Verdächtigen nach ihrer Flucht vom Tatort an einem anderen Ort in Paris dabei gesehen, wie sie aus einem mit Kugeln durchsiebten Auto gestiegen seien. Einer von ihnen habe einen älteren Mann aus seinem Wagen gezogen und ihm ruhig gesagt: "Ihr könnt den Medien sagen, dass das Al-Kaida im Jemen war."

Die Polizei identifizierte am Abend die mutmaßlichen Täter. Bei ihnen soll es sich um die Brüder Said und Cherif Kouachi, beide Franzosen Anfang 30, sowie den 18-jährigen Hamyd Mourad handeln. Der Jüngste habe sich später auf einer Polizeiwache in Charleville-Mézière im Osten des Landes gestellt, sagte die Sprecherin der Pariser Staatsanwaltschaft, Agnes Thibault-Lecuivre. Über Hamyds mutmaßliche Beziehung zu den zwei anderen Männern teilte sie zunächst nichts mit.

Cherif Kouachi ist bereits polizeibekannt. 2008 war er zu 18 Monaten Haft verurteilt worden, weil er dabei geholfen hatte, Kämpfer in den Irak zu schleusen. Während des Prozesses bekräftigte er vor Gericht seine Unterstützung für den bewaffneten Aufstand gegen die US-geführte Mission im Irak. Angefacht wurde seine Wut nach eigenen Angaben durch TV-Bilder von Folterungen irakischer Gefangener in der US-Haftanstalt in Abu Ghraib.

Präsident François Hollande ließ nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" die höchste Terrorwarnstufe ausrufen. In Geschäften, Redaktionen, Gotteshäusern und im Transportwesen wurden nach dem Anschlag die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Auch das Nachbarland Italien reagierte und verstärkte den Anti-Terror-Schutz "sensibler Ziele" wie französische, amerikanische und jüdische Einrichtungen, wie Innenmininster Angelino Alfano sagte.

US-Präsident Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Russlands Staatschef Wladimir Putin und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sowie verurteilten den Anschlag. Ban sprach von einem "entsetzlichen, ungerechtfertigten und kaltblütigen Verbrechen". Er bezeichnete die Attacke als "Angriff auf einen Eckpfeiler der Demokratie". Obama sicherte den Franzosen Hilfe zu, um die Täter zu stellen.

(ap)
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