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Festnahmen in Berlin und Paris Europa auf der Jagd nach Terrorhelfern

Paris · Eine neue Bombendrohung und die Fahndung nach weiteren Terrorverdächtigen setzen die Behörden in Westeuropa unter Druck. In Paris und Berlin gab es Festnahmen. Belgien ist nach dem Anti-Terror-Einsatz mit zwei Toten am Donnerstag im Alarmzustand.

Chronologie des Terrors von Paris
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Foto: afp, tlr/ab

In Berlin wurden am Morgen zwei Männer unter dem Verdacht festgenommen, Kämpfer für die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien zu rekrutieren. Die beiden Türken sollen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützt und eine schwere staatsgefährdende Gewalttat in Syrien vorbereitet haben, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag mitteilten. Für Anschlagspläne in Deutschland gebe es keine Anhaltspunkte, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich. Und: "Es gibt keinen Zusammenhang mit den Anschlägen in Frankreich."

Die 41 und 43 Jahre alten Verdächtigen waren nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Kern einer Logistikzelle für terroristische Aktivitäten. Sie sollen Kämpfer rekrutiert haben, fanatisiert und bei der Ausreise nach Syrien unterstützt haben, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Dabei soll die Gruppe, zu der drei weitere Männer mit "untergeordneter Tatbeteiligung" gerechnet werden, auch Nachtsichtgeräte, Geld und Flugtickets besorgt haben. Die anderen drei Verdächtigen, ebenfalls in Berlin lebende Türken, blieben auf freiem Fuß.

Zwölf Festnahmen in Paris

Der Pariser Bahnhof Gare de l'Est wurde am Freitag nach einer Bombendrohung geschlossen, wie die Polizei mitteilte. Bei Anti-Terror-Razzien in der Region nahmen Beamte zudem zwölf Verdächtige fest, die mit dem Geiselnehmer Amedy Coulibaly in Verbindung stehen könnten. Am Abend zuvor kamen in Belgien bei einem Anti-Terror-Einsatz zwei Terrorverdächtige ums Leben.

Die Verdächtigen, die in Frankreich festgenommen wurden, sollten in Polizeigewahrsam wegen möglicher Verbindungen zu den Attentätern vernommen werden, teilten die Ermittler am Freitag mit. Es gehe vor allem um die Frage, ob sie den Terroristen Waffen oder Fahrzeuge organisierten und damit logistische Unterstützung für die Anschläge leisteten, bei denen die Attentäter 17 ihrer Opfer töteten. Offizielle Angaben zur Identität der Festgenommenen gab es zunächst nicht. Innenminister Bernard Cazeneuve bestätigte lediglich, dass sie aus dem Großraum Paris stammen und mehrheitlich polizeibekannt sind.

Der Nachrichtensender BFMTV berichtete, auf die Spur eines Verdächtigen habe ein genetischer Fingerabdruck geführt, den die Polizei auf der Waffe eines Täters entdeckte. Andere Verdächtige wurden demnach über Abhöraktionen identifiziert. Neben acht Männern sollen auch vier Frauen in Polizeigewahrsam gekommen sein.

Zugriff auch in Belgien

Bei dem Zugriff in der ostbelgischen Stadt Verviers wurde am Donnerstag ein dritter Mann unter dem Verdacht festgenommen, einer terroristischen Vereinigung anzugehören. Die Verdächtigen hätten einen Anschlag auf Polizeigebäude in der Stadt 125 Kilometer südöstlich von Brüssel geplant, der nur Stunden oder Tage später habe verübt werden sollen, hieß es.

Nach dem Zugriff in Verviers nur 35 Kilometer von Aachen entfernt laufen nun weitere Anti-Terror-Aktionen, wie Richter Eric van der Sypt in Brüssel sagte. Diese seien Teil monatelanger Ermittlungen gegen Extremisten, die aus Syrien nach Belgien zurückgekehrt seien. "Wir rechnen mit weiteren Festnahmen". Verbindungen zwischen den am Donnerstag getöteten Verdächtigen und den Anschlägen in Paris in der vergangenen Woche gebe es nicht, sagte Van der Sypt weiter.

Der Sprecher der belgischen Generalstaatsanwaltschaft, Thierry Werts, sagte am Freitag, bei dem Einsatz in Verviers nahe der deutschen Grenze und in der Hauptstadt Brüssel seien zwei Verdächtige getötet und 13 weitere festgenommen worden. Bei einigen der Verdächtigen soll es sich um Syrien-Heimkehrer handeln. "Die Gruppe war kurz davor, terroristische Attentate zu verüben, insbesondere um Polizisten im öffentlichen Raum und in Polizeirevieren zu töten", sagte Werts.

US-Außenminister John Kerry bekundete bei einem Besuch am Freitag in Paris die Solidarität seines Landes mit dem französischen Volk nach der Terrorwelle, die vergangene Woche 17 Menschen das Leben gekostet hatte. Kerry traf mit Präsident François Hollande und seinem Amtskollegen Laurent Fabius zusammen.

Anschließend legte er mit Fabius an den Orten der Anschläge in Paris Kränze nieder und sprach kurz mit Joël Mergui, dem Vorsitzenden des französischen Rabbinerrats. Hollande betonte, das französische Volk sei "Opfer eines außerordentlichen Terroranschlags geworden. Wir müssen dafür gemeinsam die nötige Antwort finden."

Auch eine Spur nach Spanien

Neben der Geiselnahme in einem koscheren Lebensmittelladen gab es einen Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo", bei dem zwei Attentäter zwölf Menschen erschossen. Zudem verletzte der Angreifer Coulibaly einen Tag vor dem Überfall auf den Supermarkt eine Polizistin tödlich.

Die Spur des Pariser Geiselnehmers Coulibaly, der vergangene Woche im Zuge der Terrorwelle fünf Menschen tötete und am 9. Januar beim Sturm der französischen Einsatzkräfte auf den jüdischen Supermarkt selbst ums Leben kam, führt mittlerweile auch nach Spanien. Die dortigen Behörden teilten mit, Coulibaly habe seine Lebensgefährtin Hayat Boumeddiene am 31. Dezember nach Madrid gefahren. Von dort sei sie am 2. Januar in die Türkei geflogen, von wo aus sie Tage später nach Syrien reiste.

Die spanischen Behörden ermitteln nun, was Coulibaly während seines Aufenthalts in Madrid tat. Neben seiner Frau war er dort zusammen mit einer dritten, bisher nicht identifizierten Person. Diese habe Boumeddiene möglicherweise geholfen, von der Türkei nach Syrien auszureisen.

(dpa/afp)
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