Festgenommene Christin im Sudan Mariam Ischag in US-Botschaft aufgenommen

Khartum · Die im Sudan zum Tode verurteilte Christin hat Zuflucht in der US-Botschaft in Khartum gefunden. Die 26-jährige Meriam Jahia Ibrahim Ischag befindet sich zusammen mit ihrem Mann, einem aus dem Südsudan stammenden US-Bürger, in der Obhut der US-Diplomaten in der sudanesischen Hauptstadt.

 Ist die Verfolgung der Christin Ischag im Sudan nun zuende?

Ist die Verfolgung der Christin Ischag im Sudan nun zuende?

Foto: afp, FC/BLA/mcp

Das sagte ihr Anwalt Mohanad Mustafa am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Das US-Außenministerium bestätigte, dass die Familie in Sicherheit sei.

Ischag und ihr Mann seien nach Todesdrohungen der Ansicht, dass sie in der Botschaft in Sicherheit seien, sagte Mustafa. US-Außenamtssprecherin Marie Harf erklärte, Ischag und ihre Familie seien "an einem sicheren Ort". Die sudanesische Regierung habe versichert, dass die Familie nichts zu befürchten habe, sagte Harf. Ischags Mann Daniel Wani äußerte sich am Freitag erleichtert. Seine Frau und ihre beiden Kinder seien wohlauf. Die Botschaftsmitarbeiter seien "sehr hilfsbereit und nett", sagte der 26-Jährige der Nachrichtenagentur AFP per Telefon.

Ischag war am Montag aus dem Gefängnis freigekommen, nachdem ein Berufungsgericht das Todesurteil gegen sie aufgehoben hatte. Am Dienstag wurde sie am Flughafen von Khartum jedoch erneut in Gewahrsam genommen, als sie zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden kleinen Kindern in die USA ausreisen wollte.

Nach Angaben ihres Anwalt darf Ischag das Land vorerst nicht verlassen, weil sie sich in einem Strafverfahren wegen Urkundenfälschung verantworten muss. Die 26-Jährige wollte demnach mit einem südsudanesischen Pass ausreisen. Nach Auffassung der sudanesischen Behörden ist das illegal. Die südsudanesische Botschaft in Khartum erklärte dagegen, die Papiere seien gültig.

Ischag war Mitte Mai zum Tode durch den Strang verurteilt worden, weil sie nach sudanesischem Recht durch die Heirat mit einem Christen vom islamischen Glauben abgefallen war. Die junge Frau wurde außerdem wegen der Hochzeit mit dem Christen wegen Ehebruchs zu einhundert Peitschenhieben verurteilt. Zwölf Tage später brachte sie im Gefängnis in Ketten eine Tochter zur Welt. Politiker und Menschenrechtsorganisationen hatten sich für ihre Freilassung eingesetzt.

Laut der sudanesischen Auslegung des islamischen Rechts der Scharia darf eine Muslimin keinen Christen heiraten. Tut sie es dennoch, wird dies als Ehebruch gewertet. Ischag wurde von ihrer äthiopischen Mutter im christlich-orthodoxen Glauben erzogen, nachdem ihr muslimischer Vater die Familie verlassen hatte, als sie fünf Jahre alt war. Im Sudan gelten Kinder eines muslimischen Vaters jedoch automatisch als Muslime, der Übertritt zu einem anderen Glauben ist verboten.

(AFP)
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