Gutachten zum Unfall mit 32 Toten "Costa"-Unglück war Kette von Irrtümern und Mängeln

Rom · 32 Menschen mussten sterben, weil eine Kette von Unterlassungen, Irrtümern und Mängeln zum Kentern des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" geführt haben. Vor allem habe es an Bord sprachliche Verwirrung gegeben. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten über den tragischen Unglücksfall vor Giglio.

Das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia
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So habe der indonesische Steuermann zweimal die Anweisungen des Kapitäns Francesco Schettino über die auszuführenden Manöver nicht verstanden. Das berichtete die römische Zeitung "La Repubblica" am Donnerstag unter Berufung auf einen 270 Seiten starken Gutachter-Bericht, der noch nicht offiziell veröffentlicht worden ist. Bei dem Schiffsunglück vor der italienischen Küste starben Anfang Januar 32 Menschen, unter ihnen 12 Deutsche.

Dass der Schiffbruch vor der toskanischen Insel Giglio so folgenschwer sein konnte, werde dem Bericht zufolge auch auf verletzte Sicherheitsnormen und eine ungenügend vorbereitete Crew zurückgeführt. "Das hätte die Reederei Costa verhindern können und müssen", schreibt "La Repubblica". Der in der Unglücksnacht des 13. Januar diensthabende "Costa"-Manager Roberto Ferrarini, der über Funk in Kontakt mit der "Costa Concordia" war, "scheint nicht wirklich die Hand am Puls der Gegebenheiten des Schiffes zu haben", heiße es in dem Gutachten weiter.

Auch sei der Strom-Hilfsgenerator an Bord nicht eingesetzt worden.
Das Gutachten verweise es in den Bereich der Fabel, dass es allein um den schwer beschuldigten Kapitän gehe.

Die Reederei dagegen hat wiederholt den Kapitän allein für die Havarie verantwortlich gemacht, weil er für die Routenplanung zuständig sei und das Schiff eigenmächtig zu nahe an die Insel herangefahren habe. Sie wies auch am Donnerstag in einer Mitteilung alle Vorwürfe als gegenstandslos zurück. Das Gutachten müsse offen diskutiert werden.

Was sich aus der Analyse der Black Box (Bordschreiber) ergeben habe, soll am 15. Oktober beim zweiten Beweissicherungstermin offiziell mitgeteilt werden. Dem Kapitän werden unter anderem Havarie und Verlassen des Schiffes noch während der Evakuierung zur Last gelegt.

Das Schiff hatte einen Felsen gerammt und war dann mit 4200 Passagieren und Crew-Mitgliedern an Bord gekentert. Gegen mehrere Offiziere und Vertreter der Reederei, darunter Ferrarini, wird ermittelt. Der 290-Meter-Koloss wird gegenwärtig darauf vorbereitet, bis 2013 abgeschleppt zu werden.

(dpa)
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