Polarschiff Crew komponiert Neujahrshymne

Sydney · Die Menschen an Bord des in der Antarktis feststeckenden Schiffs "Akademik Schokalskij" müssen weiter auf Hilfe warten. Nach zwei gescheiterten Versuchen, das Schiff mit Eisbrechern aus dem Packeis zu befreien, konnte auch am Mittwoch kein Hubschrauber zu den 74 Forschern und Touristen vordringen. Die Passagiere lenkten sich mit einer Gesangseinlage ab.

Sturm und Regen verhinderten vorerst eine Rettung auf dem Luftweg. "Die Rettungssituation in der Antarktis ist unverändert", hieß es in einer Erklärung der Schifffahrtsbehörde AMSA. "Hubschrauberflug unter den gegenwärtigen Witterungsbedingungen unmöglich." Ein erhoffter Wetterumschwung blieb bis zum Mittwochabend (Ortszeit) aus. Bereits am Dienstag war eine geplante Rettungsaktion mit Hubschraubern verschoben worden.

In den vergangenen Tagen mussten ein chinesischer und ein australischer Eisbrecher wenige Seemeilen vor der unter russischer Flagge fahrenden "Akademik Schokalskij" abdrehen, weil das Eis zu dick geworden war. Das chinesische Schiff befindet sich aber weiter in der Nähe - von ihm soll der Rettungshubschrauber starten, sobald es die Wetterbedingungen zulassen. AMSA zerstreute Befürchtungen, die "Xue Long" sitze ebenfalls fest. Das Schiff bewege sich langsam durch das Eis.

Neben dem russischen Forschungsschiff sei ein Landeplatz auf dem Eis markiert worden. Die 52 Passagiere sollen zunächst auf das chinesische Schiff geflogen und anschließend per Boot zum Eisbrecher "Aurora Australis" gebracht werden. Die 22 Besatzungsmitglieder sollen an Bord der "Akademik Schokalskij" bleiben. Eine Gefahr für die Abenteurer und Forscher bestand nach Angaben des russischen Außenamts nicht.

Singen, um Sorgen zu vergessen

Auf dem Schiff herrschte trotz der Hängepartie gelöste Stimmung. Die Passagiere komponierten ein Lied, das sie auf dem Oberdeck lauthals vortrugen. Ein Video des Auftritts ist auf der Online-Plattform "YouTube" zu sehen. Die Gesangseinlage habe der Mannschaft dabei geholfen, ihre "Sorgen und Bedenken" zu vergessen, sagte einer der Expeditionsleiter, Chris Turney, der Nachrichtenagentur via Skype. Den Text ihrer Hymne gibt es hier zum Nachlesen.

Ansonsten seien einige Passagiere nach wie vor damit beschäftigt, die Ausrüstung zusammenzuräumen, während sich andere mit Näh- oder Salsakursen ablenkten. Auf das neue Jahr hätten sie mit australischem Sekt angestoßen, sagte Turney.

Die Wissenschaftler und Touristen aus Australien, Neuseeland und Großbritannien stecken seit Dienstag vergangener Woche rund hundert Seemeilen (185 Kilometer) von dem französischen Antarktis-Stützpunkt Dumont d'Urville entfernt fest.

Die Expedition folgt einer Route, die Antarktis-Pionier Douglas Mawson vor einem Jahrhundert entdeckt hatte, und fror auf dem Rückweg nach Australien fest. Ein Wetterumschwung samt Schneesturm schob die Eisschollen zusammen, so dass das Schiff nicht weiterkam. Der nächstgelegene australische Hafen liegt 1500 Seemeilen entfernt.

(AFP)
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