Umstrittene Mohammed-Karikaturen Dänische Zeitung entschuldigt sich

Kopenhagen (RPO). Überraschung im dänischen Blätterwald: Erstmals hat sich eine dänische Zeitung bei den Muslimen wegen des Abdrucks einer der umstrittenen Mohammed-Karikaturen im Jahr 2008 entschuldigt. Dies sei Teil einer Übereinkunft mit einem saudiarabischen Anwalt, der in dieser Sache Muslime aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie Australien vertrete, erklärte die Tageszeitung "Politiken" am Freitag.

Proteste wegen Mohammed-Karikatur
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Foto: AFP

In der Karikatur wurde der Prophet Mohammed mit einem als Bombe geformten Turban auf dem Kopf dargestellt. Bei anderen Medien stieß die Entschuldigung auf Kritik und Unverständnis.

Die Zeichnung ist eine von zwölf Mohammed-Karikaturen, die 2006 von einer anderen dänischen Zeitung veröffentlicht wurden und die in der gesamten islamischen Welt als Beleidigung ihres Propheten empfunden wurde und wütende Proteste auslöste. Zwei Jahre später druckten andere dänische Zeitungen, darunter "Politiken", einige der Karikaturen nach. Sie reagierten damit auf die Enthüllung eines Mordkomplotts gegen den Karikaturisten Kurt Westergaard.

"Politiken" entschuldigte sich jetzt bei allen, die sich durch die erneute Veröffentlichung der Karikatur beleidigt fühlten. Chefredakteur Töger Seidenfaden betonte, es sei keine Entschuldigung für die Entscheidung zum Abdruck der Karikatur, sondern für deren beleidigende Wirkung. Die Erklärung sei eine Chance, einen Dialog über die Angelegenheit anzustoßen und die Spannungen zwischen Dänemark und der muslimischen Welt abzubauen, sagte Seidenfaden der Nachrichtenagentur AP.

"Kniefall vor den Gegnern der Pressefreiheit"

Andere Journalisten reagierten empört auf die Entschuldigung. "Die pathetische Kapitulation von 'Politiken' vor einem saudiarabischen Anwalt gewinnt den ersten Preis für Dummheit", sagte Jörn Mikkelsen, Chefredakteur der Zeitung "Jyllands-Posten", die die zwölf Karikaturen zuerst abgedruckt hatte. Seine Kollegin von der Kopenhagener Zeitung "Berlingske Tidende", Lisbeth Knudsen, nannte die Entschuldigung "peinlich und beschämend". Der Chef des Dänischen Journalistenverbands, Mogens Blicher Bjerregaard, sprach von "einem Kniefall vor den Gegnern der Pressefreiheit".

Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen zeigte sich erstaunt über die Entscheidung von "Politiken". Er sei besorgt, dass der Zusammenhalt der dänischen Medien im Karikaturen-Streit dahin sei.

Mitglieder der muslimischen Gemeinde in Dänemark hingegen begrüßten die Entschuldigung. "Es steht außerfrage, dass sie einige Menschen beleidigt haben", erklärte der gemäßigte Imam Abdul Wahid Petersen. "Es ist eine nette und menschliche Geste, dass sich die Zeitung entschuldigt."

(apd/felt)
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