2500 Tote nach Erdbeben in Nepal Als das Dach der Welt erzitterte

Kathmandu · Das Basislager am Mount Everest gilt für viele Bergsteiger als letzter Punkt des Innehaltens vor dem weiteren Aufstieg zum höchsten Berg der Welt. Nach dem Erdbeben in Nepal herrscht dort nun eine Mischung aus beklemmender Stille und hektischer Suche nach Überlebenden.

Erdbeben in Nepal: Mount-Everest-Basislager verschüttet
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Erdbeben in Nepal: Mount-Everest-Basislager verschüttet

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Foto: afp, ras/fk

Die durch das Erdbeben auf dem Mount Everest ausgelöste Lawine könnte nach Einschätzung von Augenzeugen weitaus mehr Menschen als bislang bekannt getötet haben. Das sagten Sherpas am Sonntag nach ihrer Rettung. Die Behörden meldeten 18 Tote und Dutzende Verletzte. Es wurde jedoch mit weiteren Opfern gerechnet. 22 der am schwersten Verletzten wurden zur medizinischen Behandlung in das Dorf Pheriche gebracht - das nächstgelegene medizinische Versorgungszentrum.

Die Erdstöße hatten die Lawine am Samstag in etwa 7000 Metern Höhe ausgelöst. Auf ihrem Weg talwärts riss sie immer größere Schneemassen mit sich und traf das Basislager, das mehr als 5000 Meter über dem Meeresspiegel liegt. In dem Lager bereiten sich die Bergsteiger auf den Aufstieg zum 8848 Meter hohen Mount Everest vor, dem höchsten Berg der Erde. Teile des weitläufigen Zeltdorfes wurden von den Schneemassen begraben. Nachbeben lösten am Sonntag weitere Lawinen aus und versetzten die Überlebenden in Angst. Viele von ihnen stiegen in tiefer gelegene Gebiete ab.

Überrascht von der Lawine und dem eigenen Überlebenden

Die erste Gruppe von 15 Überlebenden wurde am Sonntag in die Hauptstadt Kathmandu geflogen, zwölf von ihnen waren Sherpas aus Nepal. Zudem waren Touristen aus China, Südkorea und Japan dabei. Sie berichteten, es würden noch Dutzende Menschen vermisst, die höchstwahrscheinlich tot seien. "Der Schnee hat viele Zelte und Menschen mitgerissen", sagte der Bergführer Gyelu Sherpa.

Pemba Sherpa sagte, er sei überrascht, dass er überlebt habe. Er sei beim Erdbeben aus seinem Zelt gestürmt und habe draußen gestanden. "Ich hörte großen Lärm und das nächste, was ich weiß, ist, dass ich vom Schnee mitgerissen wurde. Ich muss fast 200 Meter mitgeschleift worden sein." Als er wieder zu Bewusstsein kam, sei er in einem Zelt mit Ausländern gewesen. "Ich wusste nicht, was passiert war oder wo ich war", sagte er.

Der Koch einer Klettergruppen hatte während des Abgangs der Lawine mit seinem Tod gerechnet. "Ich kochte für mein Team im Mahlzeitenzelt, als das Erdbeben traf. Wir stürmten alle hinaus ins Freie und im nächsten Moment häufte sich eine riesige Schneewand einfach auf mir an.", sagte Bhim Bahadur Khatri. "Ich schaffte es, mich aus dem herauszuschaufeln, was leicht mein Grab hätte sein können."

Schlechtes Wetter behindert Rettungseinsätze

Zahlreiche Bergsteiger waren am Sonntag immer noch abgeschnitten. Sie harrten oberhalb des Basislagers aus, weil ihr Rückweg verschüttet war. Sie versicherten aber über Satellitentelefon, dass sie noch genügend Vorräte bei sich hätten. Die meisten der nach Pheriche ausgeflogenen Verletzen scheinen Knochenbrüche erlitten zu haben. Schlechtes Wetter und gestörte Kommunikation verhinderten weitere Hubschrauberhilfsflüge.

Schwere Nachbeben haben die Katastrophengebiete in Nepal am Sonntag erneut erschüttert und für weitere Panik gesorgt. Die nepalesischen Behörden gehen von mindestens 2500 Toten aus, die in Nepal, Indien und Bangladesch ums Leben gekommen sind.

Vor fast einem Jahr waren beim bislang schlimmsten Unglück am Mount Everest 16 Sherpas von einer Lawine getötet worden. Die Bergsteigersaison hatte erst vor wenigen Wochen wieder begonnen.

Seit 1953 haben mehr als 4000 Kletterer den höchsten Berg der Welt bestiegen. Die Bergführer werfen der Regierung vor, nicht genügend für die Sportler zu unternehmen, obwohl sie Millionen Dollar an Gebühren für die Besteigung einnimmt.

(ap)
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