Ölpest im Golf erreicht Küste "Das ist der Tag, den wir alle befürchtet haben"

New Orleans (RPO). Einen Monat nach der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko ist erstmals Schweröl an der US-Küste angekommen. Im Bundesstaat Louisiana wurde am Donnerstag dickflüssiges Schweröl angespült und in die empfindlichen Sumpfgebiete des Marschlandes getrieben. "Der Tag, den wir alle befürchtet haben, ist heute eingetreten", sagte Louisianas Gouverneur Bobby Jindal im Fischereihafen von Venice.

Das Schweröl erreicht die Küsten
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Das Öl legte sich an den betroffenen Küstenabschnitten als rötlich-brauner Film über den Strand. Zu den ersten Opfern in dem empfindlichen Ökosystem zählten Krebse, die im Uferbereich mit einer giftigen Ölschicht überzogen wurden. Gouverneur Jindal äußerte die Erwartung, dass noch mehr Schweröl an die Küste geschwemmt werde. An einigen Stellen sei die Schicht bereits mehrere Zentimeter dick.

Der Betreiberkonzern BP meldete derweil weitere Teilerfolge im Kampf gegen die Ölpest. Seit Donnerstag könnten rund 5000 Barrel Öl pro Tag direkt von dem defekten Bohrloch in 1500 Meter Tiefe abgepumpt werden, sagte ein Firmensprecher.

"Dynamischer Kill"

5000 Barrel entspricht exakt der Ölmenge, die laut früheren BP-Angaben pro Tag austritt; Experten hatten diese Zahl immer angezweifelt und waren von einer größeren Menge ausgegangen. Der BP-Sprecher räumte ein, dass auch am Donnerstag noch weiteres Öl ins Meer austrat.

Der Konzern bereitete sich unterdessen auf ein gewagtes technisches Experiment vor, um das Bohrloch dauerhaft zu schließen. Bereits am Sonntag könnte ein Einsatz starten, den Experten als "dynamischen Kill" bezeichnen, sagte US-Innenminister Ken Salazar auf CNN. Dabei sollen große Mengen schweren Schlammes und anderer Spezialflüssigkeiten unter Druck in das Bohrloch gepresst werden, dass dann durch Zement abgedeckelt werden soll.

Zentrum des Krebsgeschwürs

"Unsere Hoffnung ist, dass der 'dynamische Kill' am Sonntag erfolgen wird", sagte Salazar. "Unsere oberste Priorität ist, den Ölfluss zu stoppen, weil er das Zentrum des Krebsgeschwürs ist." Der Minister räumte ein, dass der Einsatz in der Tiefe des Meeres "nicht ohne Risiko" sei.

Bislang waren an den Küsten der Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama nur einzelne Ölklumpen aus dem Bohrloch der gesunkenen Plattform "Deepwater Horizon" angeschwemmt worden. Der Ölteppich breitet sich durch starke Strömungen im Golf von Mexiko jedoch ungehindert aus. Satellitenbilder der europäische Raumfahrtbehörde ESA zeigten, dass das Öl inzwischen durch den sogenannten Loop Current Richtung Florida getrieben wird.

Das schlimmste Szenario ist nach Angaben von Wissenschaftlern, dass das Öl Florida schon in sechs Tagen erreichen könnte. Anschließend könnte die gewaltige Meeresströmung den Ölfilm weiter bis zur Inselgruppe der Florida Keys, an die Ostküste der USA, nach Kuba und sogar in den Golfstrom spülen.

(AFP/nbe)
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