Als Breivik tötete Das Ticker-Protokoll vom 22. Juli 2011

Die ersten Eilmeldungen aus Norwegen liefen am 22. Juli gegen 16 Uhr über die Nachrichten-Ticker. Die Explosionen in Oslo alarmierten die Welt. Keiner konnte ahnen, dass Norwegen das Schlimmste noch bevorstand. Ein beklemmender Rückblick in das Ticker-Protokoll vom 22. Juli 2012.

Bei einer schweren Explosion im Zentrum der norwegischen Hauptstadt Oslo hat es sieben Tote und zahlreiche Schwerverletzte gegeben. Auch ein Amoklauf in einem Jugendcamp mit mindestens 80 Toten steht im Zusammenhang mit dem Anschlag. Die Polizei geht inzwischen von einem Terroranschlag aus. Die Ereignisse im Rückblick.

+++ 23.30 Uhr Die norwegische Polizei stellt in dem Jugendcamp der Regierungspartei Sprengstoff sicher.

+++23.15 Uhr: Der Angreifer habe eine polizeiähnliche blaue Uniform getragen, sei aber nie Polizist gewesen, sagte der stellvertretende Osloer Polizeichef Sveining Sponheim. Ein Polizist beschrieb den Täter als hochgewachsen und blond.

+++23.13 Uhr: Nach Angaben der Polizei verweigert der festgenommene Norweger die Aussage.

+++23.06 Uhr: Viele junge Menschen hätten versucht, durch das kalte Wasser im See zu fliehen, viele seien noch auf der Insel. Um sie müsse man sich nun kümmern. Man könne sich nicht vorstellen, was diese Jugendlichen miterlebt hätten.

+++23.05 Uhr: Es wird befürchtet, dass die Zahl der Toten noch steigen wird, heißt es in der Pressekonferenz. Es sei zu früh, um engültige Zahlen zu nennen.

+++22.57 Uhr: Zu den Berichten, dass sich islamistische Terrorgruppen bekannt haben sollten, wollte sich die Regierungsspitze nicht äußern. Man wolle solche Berichte weder bestätigen noch dementieren.

+++22.53 Uhr: Wichtig sei nun, sich um all die Menschen zu kümmern, die an dem ferienlager teilnehmen. Die Rettungskräfte würden ihre Arbeit machen. Der Ministerpräsident nannte den Angriff auf die friedfertigen, politisch engagierten Jugendlichen einen feigen Akt.

+++22.51 Uhr: Die Regierung werde sich nicht über Spekulationen über die Motive des Attentäters beteiligen. Eine Person sei festgenommen worden, der mutmaßliche Schütze sei ein norwegischer Bürger, sagte der Justizminister Knut Storberget. Die Geheimdienste mehrerer Ländern würden zusammenarbeiten, um die Taten aufzuklären.

+++22.49 Uhr: Ministerpräsident Stoltenberg gibt eine Pressekonferenz: Die Anschläge treffen das Land hart, sagte er, doch man wolle nun noch stärker zusammenhalten.

+++22.39 Uhr: Die Polizei sperrte nach der Schießerei die Straßen zu dem See um Utoya herum ab. Auf Luftaufnahmen des norwegischen Senders TV2 war zu sehen, wie in schwarz gekleidete Mitglieder einer Spezialeinheit in Schiffen auf der Insel eintrafen. Hinter ihnen war zu sehen, wie bis auf die Unterwäsche entkleidete Menschen von der Insel auf die Küste zu schwammen.

+++22.34 Uhr: Der Sender BBC berichtet, dass es sich bei dem mutmaßlichen Attentäter auch um einen Einzeltäter aus Norwegen handeln könnte, der gegen die Regierung handeln wollte.

+++22.09 Uhr: Der mutmaßliche Attentäter aus dem Jugendlager soll vor der Bombenexplosion im Regierungsviertel in Oslo beobachtet worden sein, sagte Polizeisprecher Sveinung Sponheim.

+++21.25 Uhr: Offenbar gibt es mehrere Tote bei der Schießerei im Feriencamp. Die Polizei geht offenbar davon aus, dass es zehn Tote geben könnte.

+++21.21 Uhr: Ein Augenzeuge berichtet gegenüber der Agentur Reuters von Todesopfern auf der Insel: Er sagte am Freitag, er habe mindestens 20 Leichen gezählt. "Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen: Im Wasser lagen mindestens 20 Tote", sagte Andre Skeie der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. Der 26-Jährige ergänzte, er sei mit einem Boot zum Tatort - einer Insel südlich von Oslo - geeilt, um Menschen in Sicherheit zu bringen. Die Polizei wollte die Äußerungen nicht kommentieren.

+++21.16 Uhr: Laut des Fernsehsenders NRK werden die Jugendlichen aus dem Ferienlager mit Rettungshubschraubern von der Insel ausgeflogen und in Krankenhäuser gebracht. Noch immer gibt es keine offizielle Bestätigung, dass es bei der Schießerei Todesopfer gegeben hat.

+++ 20.40 Uhr: Die "New York Times" berichtet, dass eine arabische Terrorgruppe die Verantwortung für die Anschläge übernehmen will - sie heißt übersetzt: "Helfer des globalen Dschihads". Diese Anschläge seien erst der Anfang und eine Strafe für das Engagement der Norweger in Afghanistan und lästerlichen Äußerungen am Propheten Mohammed. Ob diese Erklärung authentisch ist, konnte bisher nicht ermittelt werden.

+++ 20.35 Uhr: Der Bürgermeister von Oslo sagt, die Situation sei unter Kontrolle. "Aber es war ein schrecklicher Tag für Oslo", sagte Fabian Stang.

+++ 20.25 Uhr: Die Polizei in Oslo hat für 20.30 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt.

+++ 20 Uhr: Laut Polizei sollen die beiden Anschläge - die Bombenexplosion und die Schießerei in dem Jugendlager - koordinierte Aktionen gewesen sein. Nach wie vor ist unklar, ob und wie viele Tote es in dem Jugendcamp gegeben hat. Die Augenzeugenberichte widersprechen sich.

+++19.52 Uhr: Bei der Bombenexplosion in Oslo sind nach Polizeiangaben am Freitag sieben Menschen getötet worden. Zuvor war von zwei Todesopfern und 15 Verletzten die Rede.

+++19.45 Uhr: Bei der Schießerei im Jugendcamp nahe Oslo könnte es auch Todesopfer gegeben haben. Die Nachrichtenlage ist unklar. Einige Quellen berichten von fünf Toten in dem Jugendcamp, andere Nachrichtenagenturen melden lediglich Verletzte. Die Polizei konnte den mutamaßlichen Täter festnehmen. Auch ein Zusammenhang mit dem Bombenanschlag in Oslo ist bislang nicht bestätigt.

+++19.32 Uhr: Ein Polizeisprecher sagte, vor der Explosion sei ein Auto mit hoher Geschwindigkeit in dem Viertel gesichtet worden. Die Polizei hält es für möglich, dass eine Autobombe die Explosion ausgelöst hat.

+++19.23 Uhr: Dem Bundesinnenministerium liegen nach eigenen Angaben noch keine belastbaren Informationen zu dem mutmaßlichen Anschlag in Oslo vor. Die deutschen Sicherheitsbehörden stünden aber in engem Kontakt mit den zuständigen norwegischen Partnerbehörden, sagte ein Sprecher des Ministeriums.

+++18.54 Uhr:Augenzeugen berichten, dass die Polizei den Bewohnern von Oslo empfiehlt, in ihren Häusern zu bleiben.

+++ 18:46 Uhr: Der Hauptbahnhof in Olso wird geräumt, die Menschen werden von der Polizei aufgefordert, die Innenstadt von Oslo zu verlassen.

+++18.44 Uhr: Bei einem Treffen norwegischer Jungsozialisten nahe der Oslos hat sich offenbar eine Schießerei ereignet. Ein Mann in Polizeiuniform habe das Feuer eröffnet, berichtete der öffentlich-rechtliche Fernsehsender NRK. Ministerpräsident Jens Stoltenberg sollte seinem Büro zufolge an dem Treffen teilnehmen. Unklar ist, ob es einen Zusammenhang mit dem Bombenanschlag in Olso gibt.

+++18.31 Uhr: Regierungschef Jens Stoltenberg hält inzwischen seinen Aufenthaltsort geheim. "Das ist sehr ernst", beschrieb Stoltenberg in einem Telefonat mit dem Fernsehsender TV2 die Lage. Zugleich nannte er es zu früh, um zu sagen, ob es sich um einen Terroranschlag gehandelt habe. Auf Anraten der Polizei wollte der Regierungschef nicht mitteilen, wo er sich aufhält.

+++18.30 Uhr: Die Explosion ist laut Polizei möglicherweise von einer Autobombe ausgelöst worden. Es seien "eine oder mehrere" Bomben explodiert, sagte Polizeichef Anstein Gjengdal vor Journalisten. Auf die Frage, ob es sich um einen Autobombenanschlag handele, sagte Gjengdal, möglicherweise sei ein Fahrzeug verwendet worden. Eine Bestätigung dafür gebe es aber bislang nicht.

+++18.23 Uhr: Am Osloer Flughafen Gardermoen kontrollieren bewaffnete Polizisten alle ankommenden und abfahrenden Autos. Das berichtet die norwegische Zeitung aftenposten.no. Demnach sagte die Einsatzleiterin der Polizei am Flughafen, Marianne Huseby, es herrsche erhöhte Bereitschaft auf dem Flugplatz in Verbindung mit der Bombenexplosion im Zentrum.

+++18.16 Uhr:Wegen eines verdächtigen Pakets ist die Redaktion des norwegischen Fernsehsenders TV2 abgeriegelt worden, wie die Polizei in Oslo mitteilte. Die Polizei teilt neue Zahlen über die Opfer mit: Demnach sind zwei Menschen getötet worden und 15 weitere verletzt.

+++ 18.14 Uhr: Die norwegischen Minister sind alle in Sicherheit. Ministerpräsident Jens Stoltenberg spricht von einer "sehr ernsten Lage".

+++18.11 Uhr: Durch die zahlreichen Verletzten herrscht noch immer Chaos in Oslo, die Menschen der Hauptstadt sind im Schockzustand. Noch immer gibt es keine gesicherten Hintergrundinformationen zu dem Anschlag. Durch den Aghanistan-Einsatz der Norweger wird nun vielerorts spekuliert, dass die Terrorgruppe Al Qaida für den Bombenanschlag verantwortlich sein könnte.

+++17.57 Uhr: Es sind mehrere Menschen in den von der Detonation betroffenen Gebäuden eingeschlossen. Das sagte der norwegische Staatssekretär Hans Kristian Amundsen dem britischen Rundfunksender BBC am Freitag. Nähere Angaben wollte er nicht machen. Die Situation sei die schlimmste, die sein Land jemals erlebt habe, sagte Amundsen.Deutsche sollen nicht unter den Opfern sein.

+++17.54 Uhr:Die norwegische Internetseite VG.no berichtet, dass bei Youtube am Sonntag ein Video hochgeladen worden sei, das vor einer Explosion am 22. Juli in Oslo gewarnt habe.

17.48 Uhr: Das norwegische Staatsfernsehen NRK zeigt Videos aus dem betroffenen Gebiet.

++17.39 Uhr: Auf Videoaufnahmen des Senders NRK war ein rauchgeschwärztes Auto zu sehen, das umgekippt inmitten von Trümmern lag. In der Nähe der Explosion lagen nicht nur der Sitz des Ministerpräsidenten, sondern auch das norwegische Finanzministerium und das Energie-Ministerium.

+++17.34 Uhr: Es verstärken sich die Vermutungen, dass es sich um eine Autobombe gehandelthat. Vor einem Gebäude ist ein stark zerstörter Wagen gefunden worden.

17.13 Uhr: Die schwere Explosion ist nach Angaben der norwegischen Polizei durch eine Bombe verursacht worden. Hintergründe zu dem Anschlag sind noch unklar.

+++17.06 Uhr: Im norwegischen Fernsehen übertragene Bilder zeigen verwüstete Häuser, über denen teilweise Rauch stand, die Fußwege waren zudem mit Glasscherben übersät. Mehrere Krankenwagen standen auf den Straßen des Regierungsviertels.

+++17 Uhr: Nun bestätigt auch die Polizei, dass es "Tote und Verletzte" gegeben habe. Genaue Zahlen sind noch nicht bekannt.

+++16.58 Uhr: Inzwischen ist von dutzenden Verletzten die Rede.

+++16.54 Uhr: Mehrere Todesopfer sind inzwischen offenbar bestätigt worden, berichten medien vor Ort. Alle Krankenhäuser sind in Alarmbereitschaft versetzt worden.

+++16.48 Uhr: Mindestens ein Mensch wurde bei der Explosion getötet, berichtet das Staastfernsehen NRK.

+++16.47 Uhr: Im Fernsehsender CNN berichtete ein Augenzeuge von "sehr heftigen Explosionen". Menschen seien panisch geflohen. "Alle haben geweint, viele versuchten hektisch jemanden per Handy zu erreichen", sagte der telefonisch zugeschaltete Augenzeuge, der nach eigenen Angaben etwa 15 Meter von der Explosion entfernt war. Die Straße sei zum Zeitpunkt der Explosion sehr voll gewesen.

+++16.38 Uhr: Die norwegischen Medien gehen inzwischen von einem Bombenanschlag aus, Hintergründe werden jedoch nicht genannt. Ein User hat das Unglück im Video festgehalten.

+++16.32 Uhr:Die Zahl der Verletzten wird derweil mit acht angegeben.

+++16.29 Uhr: Noch unklar ist, ob es eine zweite Explosion gegeben hat. Die Usache steht nach wie vor nicht fest.

Laut norwegischen Medienberichten hat sich die Explosion gegen 15.20 Uhr im Regierungsviertel der Stadt ereignet. Bei der Detonation im Gebäude der großen norwegischen Boulevardzeitung "VG", das 17 Stockwerke hat, sind mehrere Menschen verletzt worden. Die Berichte, wonach es zwei Explosionen gegeben hat, sind noch nicht bestätigt. Vor dem Gebäude ist ein zerstörtes Auto gefunden worden, noch ist unklar, ob es nur zufällig durch die Detonation beschädigt wurde.

Verletzte und geschockte Menschen

Über der Innenstadt von Oslo liegt eine dichte Rauchwolke, die Akersgate, die Straße im Regierungsviertel, ist mit Trümmern und Glasscherben übersät. Menschen blicken fassunglos auf das Chaos. Ihr Blick geht an den zerstörten Häuserfassaden empor. Rettungskräfte und Passanten kümmern sich um die verletzten und geschockten Menschen auf den Straßen. Bei Twitter gehen die Bilder bereits um die Welt.

Durch die Wucht der Detonation seien Fenster des Verlagsgebäudes sowie des nahe gelegenen Regierungssitzes zerstört worden, sagte eine Journalistin des norwegischen Radiosenders NRK vor Ort. Sie habe Menschen gesehen, die "im Blut auf der Straße" lägen. "Das ist das totale Chaos", sagte die Journalistin. Die Zufahrtsstraßen zum Zentrum sind derzeit alles gesperrt.

Laut NRK ereignete sich die Explosion aus noch unklarer Ursache offenbar in der Nähe des Finanzministeriums und in unmittelbarer Nähe des Regierungssitzes. Der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg hielt sich zum Zeitpunkt der Explosion nach Angaben seines Büros seinem Terminkalender zufolge nicht im Regierungssitz auf. Die Nachrichtenagentur NTB berichtete, Stoltenberg sei in Sicherheit.

(top/apd/afp/dapd/RTR/ila/pst/rm)
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