Emotionale Debatte Warum das Netz über die Haare dieses Models diskutiert

Eigentlich möchte die US-Modekette Madewell in ihrem Online-Shop ihre Kleidungsstücke in den Mittelpunkt stellen. Doch statt über Jeans und Shirts diskutiert das Netz jetzt über die Frisur eines Models.

 Ein Screenshot aus dem Onlineshop vom Madewell.

Ein Screenshot aus dem Onlineshop vom Madewell.

Foto: Screenshot madewell.com

Die US-Kette Madewell verkauft Streetstyle-Mode für junge Kundinnen. Entsprechend sehen die Fotos im Online-Shop der Kette aus: Die Models wirken betont lässig, sind dezent geschminkt und ihre Frisuren sehen aus, als hätten ihre Trägerinnen morgens nach dem Aufstehen Wichtigeres zu tun, als sich die Haare zu stylen. Die Frisur eines der Models sorgt jetzt für eine emotionale Diskussion im Netz. Dabei geht es um mehr als nur um Haare.

Das Model heißt Marihenny Rivera Pasible und stammt aus der Dominikanischen Republik. Auf dem Foto, an dem sich jetzt die Geister scheiden, trägt die junge Frau eine Art Dutt am Hinterkopf, aus dem einige Strähnen ihres stark krausen Haares unordentlich herausstehen.

Sind diese Haare einfach nur betont ungestylt, wie die der anderen Models auf der Website? Oder ist die Frisur ein Beispiel dafür, dass sich Modefirmen und Stylisten nicht genug dafür interessieren, wie man die Haare von schwarzen Menschen so behandelt, dass sie gut aussehen?

Ganz klar Letzteres, meint eine Twitter-Nutzerin, und ihr Tweet dazu hat mehr als 10.000 Retweets und eine Grundsatzdiskussion ausgelöst.

Viele Frauen pflichten ihr bei. Bei Fotoshootings sei es verbreitet, dass sich niemand mit den Haaren von schwarzen Models auskenne. Und das sei respektlos. Schon einfache Mittel hätten demnach gereicht, um das Haar der jungen Frau viel besser aussehen zu lassen - wenn man sich denn mit dessen spezieller Textur ausgekannt hätte.

Andere verteidigen die Modekette: Der "Out of Bed"-Look sei eben typisch für den Stil von Madewell, auch die Haare der weißen Models seien nicht im klassischen Sinne vorteilhaft gestylt. Beweisfotos bei Twitter folgen.

Inzwischen hat sich auch das Model auf dem Foto, Marihenny Rivera Pasible, zu der Diskussion geäußert. Sie sagte dem Portal "The Shade Room": "Das Konzept der Marke ist, dass Kleidung bequem zu tragen und trotzdem schön sein kann. Da passen die natürliche Frisur und das Make-up genau. Und derzeit wird doch so viel darüber geredet, dass Frauen ihren natürlichen Look akzeptieren sollen - und hier ist genau das der Fall." Sie spielt damit offensichtlich auf eine Bewegung unter schwarzen Frauen an, ihre Haare nicht mehr chemisch zu glätten oder auf andere Weise stark zu verändern, sondern ihre Krause mit Stolz zu tragen.

J.Crew, das Mutterunternehmen der Modekette Madewell, hat inzwischen dennoch um Verzeihung gebeten.

"Wir entschuldigen uns aufrichtig für das Styling dieses Models und die Kränkung, die dadurch verursacht wurde. Wir versichern euch, dass wir Schritte eingeleitet haben, das Thema zur Sprache zu bringen und zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert", heißt es in dem Statement.

(jco)
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