Empörung in China Dorfbewohner vertreiben HIV-positiven Jungen

Peking · 200 Bewohner eines Dorfes in China wollen mit einer Petition einen achtjährigen Jungen zu vertreiben, der mit HIV infiziert ist. Selbst der eigene Großvater soll unterzeichnet haben. Schon jetzt gilt ein Schulverbot, er wird isoliert. "Niemand spielt mir mir, ich spiele allein", wird er zitiert.

Aids-Kampagnen gegen das Vergessen
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Foto: Michael Stich Stiftung

Die Verbannung eines HIV-positiven Achtjährigen aus seinem Dorf hat in China für Empörung gesorgt. Wie chinesische Medien am Donnerstag berichteten, unterzeichneten 200 Dorfbewohner eine Petition, um den Kunkun genannten Achtjährigen zu vertreiben und "die Gesundheit der Dorfbewohner zu schützen". Unterschrieben hat demnach selbst der Großvater, bei dem der Junge zuletzt gelebt hatte.

Medienberichten zufolge hatten die Dorfbewohner Kunkun schon länger gemieden, er durfte auch nicht zur Schule gehen. "Niemand spielt mir mir, ich spiele allein", wurde der Junge von der Staatspresse zitiert. In der Petition wurde der Junge von den Dorfbewohnern demnach als "Zeitbombe" bezeichnet. Der Junge tue den Dorfbewohnern leid, sagte der Vorsitzende der Kommunistischen Partei im Dorf Shufangya, Wang Yishu, der Zeitung. Seine HIV-Infektion sei aber "zu beängstigend für uns".

Laut der Staatszeitung "Global Times" wurde die HIV-Infektion des Kindes bei einer medizinischen Behandlung im Jahr 2011 entdeckt. Der Junge hatte sich demnach bei seiner Mutter angesteckt, die die Familie 2006 verlassen hatte. Nachdem seine HIV-Infektion diagnostiziert wurde, habe dann auch der Vater "den Kontakt verloren".

In sozialen Online-Netzwerken wie dem chinesischen Twitter-Pendant Sina Weibo sorgte der Fall für Empörung. Der Junge werde "rücksichtslos vernachlässigt" und ungerecht behandelt, kritisierte ein Nutzer. Ein anderer schrieb, in China sorge eine HIV- oder Aids-Erkrankung oft für Panik, weil die Menschen nicht ausreichend aufgeklärt seien.

Nach Angaben der chinesischne Behörden haben sich in dem Land seit der Entdeckung von HIV im Jahr 1985 bis Oktober 497.000 Menschen mit dem Virus infiziert. Der Umgang mit Aids lockert sich jedoch nur langsam, HIV-positive Chinesen werden in Schulen, Krankenhäusern und im Job häufig diskriminiert.

(AFP)
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