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Krawalle in England weiten sich aus Drei Tote in Birmingham

London (RPO). Die Krawalle in England weiten sich aus. Am Rande der Unruhen sind in der Nacht zum Mittwoch drei Männer ums Leben gekommen. In Manchester tobte in der Nacht der Mob. Premierminister Cameron sprach davon, härter durchzugreifen.

Die vierte Nacht in Folge Ausschreitungen in England
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In der zentralenglischen Stadt Birmingham hat es nun drei weitere Todesopfer gegeben. Sie wurden nach Angaben der Polizei bei Ausschreitungen von einem Auto erfasst. Einem Bericht des Rundfunksenders BBC zufolge waren die Männer kurz vor dem Vorfall aus einer Moschee gekommen und wollten ihre Nachbarschaft während der Unruhen schützen. Die Polizei bestätigte dies zunächst nicht. Ihren Angaben zufolge wurde ein Verdächtiger wegen des Verdachts auf vorsätzliche Tötung festgenommen.

Cameron denkt Einsatz von Wasserwerfern

Der britische Premierminister David Cameron will angesichts der landesweiten Krawalle alle denkbaren Schritte zur Wiederherstellung der Ordnung ergreifen. Erwogen werde auch der Einsatz von Wasserwerfern, sagte er am Mittwoch. Grundsätzlich sei die Polizei jedoch ausreichend ausgerüstet.

Man wolle auch mit dem Ausbau des Gefängnissystems auf die Unruhen reagieren, sagte Cameron. In Teilen der britischen Gesellschaft herrsche vollkommene Verantwortungslosigkeit. Wenn man sehe, wie Jugendliche Geschäfte plündern und dabei lachten, sei klar, dass in der Gesellschaft etwas nicht stimme. "Das ist ein moralisches wie politisches Problem", erklärte Cameron.

"Schwerste Krawalle seit 30 Jahren"

In der Nacht war das Chaos auch auf Manchester übergegangen: Hunderte teils maskierte Jugendliche laufen durch Manchester, werfen Schaufensterscheiben ein, plündern Schuh- und Kleidungsgeschäfte. Sie setzen Gebäude in Brand und schleudern Wurfgeschosse auf Polizisten.

Ein Polizeivertreter spricht von den schwersten Krawallen in Manchester in den vergangenen 30 Jahren. "Das sind ganz einfach Verbrecher, die heute Nacht durchdrehen", sagt der ranghohe Polizeioffizier Garry Shewan. "Das ist sinnlose Gewalt und sinnlose Kriminalität in einer Größenordnung, wie ich sie nie zuvor gesehen habe." Laut Polizei wurden in der Nacht rund 50 Menschen festgenommen. In London hingegen bleibt es angesichts eines massiv verstärkten Polizeiaufgebots relativ ruhig.

Im zentralenglischen Nottingham greift eine Gruppe von 30 bis 40 Randalierern eine Polizeistation an und setzte sie mit Molotow-Cocktails in Brand. Verletzt wird laut Polizei niemand, mindestens acht Menschen werden im Zusammenhang mit dem Angriff festgenommen. Insgesamt werden in Nottingham mehr als 90 Menschen festgenommen.

Auch aus West Bromwich nahe der zentralenglischen Stadt Birmingham werden Zusammenstöße gemeldet. Dort errichtet eine Gruppe von rund 200 Menschen nach Angaben der Polizei Barrikaden, zündet Autos an und bewarf Polizisten. Auch in Birmingham selbst gehen die Krawalle am Dienstagabend weiter. In der Region werden mehr als 100 Randalierer festgenommen.

In der Hauptstadt sind 16.000 statt wie zuvor 6000 Polizisten im Einsatz. In einigen Stadtteilen formieren sich zudem Bürgerwehren, wie ein AFP-Journalist berichtete. In Southall im Westen Londons versammeln sich hunderte Angehörige der Religionsgemeinschaft der Sikhs vor ihrem Tempel, nachdem es Gerüchte gegeben hat, dieser könnte geplündert werden.

Seit dem Beginn der Ausschreitungen am Wochenende hat die britische Polizei landesweit mehr als 1100 Personen festgenommen. Allein 768 Menschen wurden in London in Gewahrsam genommen. Gegen mehr als 160 mutmaßliche Randalierer wurde Anklage erhoben.

Auslöser der Unruhen war der Tod eines Mannes, der am Donnerstag bei einem Polizeieinsatz im Londoner Stadtteil Tottenham erschossen worden war. Der vierfache Familienvater Mark Duggan wurde durch einen Schuss in die Brust getötet.

Nach Angaben der unabhängigen Polizeiaufsichtsbehörde IPCC vom Dienstag wurden keine Beweise dafür gefunden, dass Duggan zuvor selber auf die Beamten schoss. Die Pistole, die in dem Taxi gefunden wurde, in dem Duggan erschossen wurde, sei nicht benutzt worden. Duggans Familie erklärte daraufhin, sie sei "bitter enttäuscht" über die vorläufigen Ergebnisse und verlange "Antworten" von den Behörden.

Premierminister David Cameron hatte seinen Italienurlaub abgebrochen, um am Dienstag eine Krisensitzung der Regierung zu leiten, und den Randalierern mit einer harten Linie gedroht.

Eine weitere Krisensitzung ist für Mittwoch geplant, am Donnerstag soll das Parlament eine Sondersitzung abhalten. Zahlreiche europäische Staaten, unter ihnen Deutschland, mahnen inzwischen zu "besonderer Vorsicht" bei Reisen nach Großbritannien. Am Dienstag war im Zusammenhang mit den Protesten erstmals ein Menschen ums Leben gekommen.

(AFP/AP/ila)
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