Dylann Roof Geschworene verurteilen Charleston-Attentäter zum Tode

Charleston · Dylann Roof, der Todesschütze von Charleston soll für die rassistisch motivierte Ermordung von neun schwarzen Kirchgängern hingerichtet werden. Das Urteil hat die zuständige Geschworenenjury im US-Staat South Carolina nach fast dreistündigen Beratungen bekanntgegeben.

Laut dem Justizministerium ist er die erste Person, die nach dem Bundesgesetz wegen Hassverbrechen mit der Exekution bestraft werden soll. In seinem Schlussplädoyer wehrte sich Roof nicht gegen die ihm drohende Todesstrafe. Auch Reue für seine Tat zeigte der erklärte Rassist nicht. Stattdessen sagte er: "Ich glaube noch immer, dass ich es tun musste."

Laut der Staatsanwaltschaft nahm Roof am 17. Juni 2015 gezielt die Emanuel AME Church in Charleston - die älteste afroamerikanische Kirche in den Südstaaten - ins Visier. Dabei hätten die zwölf Teilnehmer einer Bibelstunde dem jungen Weißen mit einem Lächeln die Tür geöffnet, sagte Staatsanwalt Jay Richardson im Prozess. "Sie hießen an jenem Abend eine 13. Person willkommen...mit einem netten Wort, einer Bibel, einem Traktat und einem Stuhl. Er war mit einem hasserfüllten Herzen und einer Glock-Pistole gekommen."

Etwa 45 Minuten habe Roof im Bibelkreis gesessen, sagte Richardson.
Beim Abschlussgebet habe er dann das Feuer eröffnet. Auf bereits am Boden liegende Opfer habe er erneut geschossen.

Jury musste zwischen Lebenslang und Tod entscheiden

Im Dezember war Roof in allen 33 Anklagepunkten für schuldig befunden worden, darunter Hassverbrechen mit Todesfolge und Behinderung von Religionsausübung. Beim Strafmaß ging es nun für ihn darum, ob er lebenslang ins Gefängnis kommen oder per Giftspritze hingerichtet werden sollte.

Der Angeklagte vertrat sich vor Gericht selbst. Die Jury forderte er in seinem Schlussplädoyer nicht auf, ihn vor der Todesstrafe zu bewahren. Er sei sich nicht sicher, "was es bringen würde", um eine lebenslange Gefängnisstrafe zu bitten, sagte er. Zudem beharrte Roof darauf, dass er nicht geisteskrank sei. Die Entscheidung für die Todesstrafe hatte die Jury einstimmig fällen müssen, bei nur einer Gegenstimme eines Geschworenen wäre er automatisch zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Als das Urteil dann verlesen wurde, stand er regungslos da. Etliche Hinterbliebene der Opfer wischten sich Tränen weg. Malcolm Graham, dessen Schwester bei dem Massaker umkam, begrüßte die Entscheidung der Jury. "In Amerikas kleinster Gefängniszelle gibt es keinen Raum für Hass, Rassismus und Diskriminierung", sagte er. "Für mich und meine Familie ist die Reise heute zu einem Ende gekommen."

Grahams Bruder Melvin bezeichnete das Urteil indes als "einen sehr hohlen Sieg." Denn seine Schwester sei noch immer weg, sagte er.

Unmittelbar nach seiner Festnahme hatte Roof im FBI-Verhör ausgesagt, dass er mit der Tat die Trennung zwischen Schwarzen und Weißen habe wiederherstellen oder Krieg zwischen den Ethnien habe schüren wollen. Doch hatte die Bluttat von Charleston offenbar eine versöhnende Wirkung: Nach mehr als 50 Jahren entfernte der Staat South Carolina die Konföderierten-Flagge von seinem Parlament, andere Südstaaten folgten. Roof hatte für Fotos mit der Flagge posiert.

(felt/ap)
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