Virus Ebola: Neue Verdachtsfälle in Frankreich und Spanien

Madrid · Ein Flugzeug am Madrider Flughafen wurde wegen eines Ebola-Verdachtsfalls isoliert. Auch in Frankfreich wird eine Frau untersucht. In den USA geht die Suche nach Sicherheitslücken bei der Behandlung von Infizierten weiter.

Die wichtigsten Fakten zu Ebola
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Foto: AP/Frederick Murphy

Nach den Ebola-Ansteckungen in Spanien und den USA wollen die beiden Staaten bei der Eindämmung des Virus keine Risiken mehr eingehen. Am Flughafen von Madrid wurde am Donnerstag ein Flugzeug isoliert und ein aus Afrika kommender Passagier ins Krankenhaus gebracht, nachdem er über Fieber und Schüttelfrost geklagt hatte. Auch eine weitere Person mit Ebola-Verdacht wurde in eine Klinik gebracht, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Bisher haben sich außerhalb Westafrikas nur drei Krankenschwestern bei der Behandlung von Ebola-Patienten aus der Epidemieregion angesteckt, eine in Spanien und zwei in den USA. Die US-Seuchenschutzbehörde CDC überprüft deshalb derzeit ihre Richtlinien für den Umgang mit Ebola-Patienten, die im aktuellen Fall zum ersten Mal in einem allgemeinen Krankenhaus zur Anwendung gekommen waren.

Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern führen zudem mehrere Staaten Temperaturmessungen bei Passagieren aus Westafrika durch. EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg sagte zudem, dass auch die Kontrollen bei der Ausreise aus den besonders betroffenen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone mit Hilfe der EU und der Weltgesundheitsorganisation WHO verstärkt werden sollen, sollten sie sich als unzureichend erweisen.

Der erkrankte Passagier am Madrider Flughafen kam allerdings aus Lagos in Nigeria, einem Land, in dem es bisher nur eine Handvoll Ebola-Fälle gegeben hatte. Er flog mit Air France über Paris weiter, wie die Fluggesellschaft mitteilte. Die übrigen 162 Menschen an Bord hätten das Flugzeug verlassen dürfen, währen die Person in eine Klinik gebracht wurde. Die Behörden behandelten ihn als Ebola-Verdachtsfall.

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Ein zweiter Verdacht betraf eine Person, die mit der infizierten spanischen Krankenschwester vor ihrer Aufnahme in die Klinik Kontakt hatte. Sie wurde wegen eines Fiebers nun auf Ebola getestet, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Auch in Frankreich wird ein möglicher Ebola-Fall untersucht: Eine Krankenschwester sei mit einem "verdächtigen Fieber" von über 38 Grad ins Militärkrankenhaus Bégin in Saint-Mandé bei Paris gebracht worden, hieß es am Donnerstag aus mehreren mit dem Fall vertrauten Kreisen in Paris. Bestätigt wurde zunächst aber nicht eine Information der Zeitung "Le Parisien", wonach die Krankenschwester zuvor Kontakt zu einer erkrankten Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hatte, die in der Klinik Bégin bei Paris behandelt worden war.

Sollte sich der Ebola-Verdacht bestätigen, wäre dies womöglich der erste Fall einer Erkrankung in Frankreich durch eine Ansteckung im Inland. Laut "Le Parisien" hatte die Krankenschwester regelmäßigen Kontakt zu der MSF-Mitarbeiterin gehabt, die sich in Liberia mit Ebola angesteckt hatte. Die junge Frau war am 19. September mit einem Spezialflugzeug in ihr Heimatland gebracht und im Militärhospital Bégin erfolgreich behandelt worden. Den Kreisen zufolge arbeitet die Krankenschwester in dieser Klinik.

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Die Krankenschwester war mit einem speziell gesicherten Transport von ihrem Wohnort in Puteaux im Großraum Paris in die Klinik Bégin gebracht worden. Der für Militärpersonal reservierte Wohnkomplex sei zeitweise abgeriegelt worden, wie ein Nachbar berichtete. Laut Feuerwehr waren neun Fahrzeuge und 24 Feuerwehr-Leute in Schutzkleidung beim Transport der Krankenschwester in die Klinik im Einsatz.

Der Verdachtsfall in Frankreich erinnert an die Ebola-Erkrankung der Krankenpflegerin Teresa Romero in Madrid. Sie hatte sich als erster Mensch in Europa mit dem Ebola-Virus infiziert, als sie in einer Madrider Klinik zwei spanische Missionare pflegte, die wegen ihrer Ebola-Infektion aus Westafrika zurück in ihr Heimatland geflogen worden waren. Die beiden Missionare starben, der Krankenpflegerin geht es inzwischen etwas besser.

Bevor bei Romero die Ebola-Erkrankung festgestellt wurde, hatte sie mehrere Tage lang Kontakt zu anderen Menschen ohne sonderliche Schutzmaßnahmen. Deshalb mussten in Madrid seitdem mehrere Menschen zur Beobachtung ins Krankenhaus eingewiesen werden. Die spanische Krankenpflegerin hatte sich offenbar mit der gefährlichen Krankheit infiziert, als sie beim Ablegen ihrer Schutzkleidung ihr Gesicht unbeabsichtigt mit einem infizierten Arbeitshandschuh berührte.

Erst vor wenigen Tagen war in Frankreich ein Ebola-Verdacht ausgeräumt worden. Eine Frau war in die Klinik Bichat in Paris wegen Ebola-Verdachts gebracht worden. Der Sender Europe 1 hatte gemeldet, dass sie "mit dem Virus in Afrika infiziert" worden sein könnte. Tests ergaben dann aber, dass die Frau nicht an Ebola erkrankt war.

In den USA war die Debatte über mangelhafte Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Ebola in vollem Gange. CDC-Direktor Tom Frieden und der Leiter des Instituts für Allergie und Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, mussten am Donnerstag vor dem US-Kongress Rede und Antwort stehen.

Die jüngsten Entwicklungen hätten "Sorgen über diese weltweite Gesundheitsgefahr intensiviert", wollte Fauci gemäß seinen vorbereiteten Aussagen einem Ausschuss des Repräsentantenhauses sagen. Er erklärte darin auch, dass zwei Kandidaten eine erste Testphase mit einem Ebola-Impfstoff unterliefen, aber dass es noch zu früh sei, vollständig zu verstehen, wie Ebola behandelt und verhindert werden könne.

Die beiden Krankenschwestern am Texas Health Presbyterian Hospital hatten Schutzanzüge und Schutzbrillen getragen, als sie beim später verstorbenen Duncan Katheter einführten und Blut abnahmen. Ob sie dabei individuelle Fehler machten oder die Richtlinien des CDC Lücken aufweisen, ist nach wie vor unklar.

US-Präsident Barack Obama forderte einen aggressiveren Umgang der heimischen Behörden. Gleichzeitig wies er aber darauf hin, dass die Fälle in den USA nicht die viel dringlichere Lage in Westafrika überschatten sollten. Die meisten der Opfer kamen aus der Region.
Nach Angaben der WHO dürfte die Zahl der Toten bis Ende der Woche 4500 übersteigen. In Sierra Leone teilte die Regierung am Donnerstag mit, dass es mittlerweile auch im letzten bisher noch nicht von Ebola betroffenen Bezirk des Landes Infektionen gebe. Bei zwei Personen in Koinadugu im Norden des Landes sei eine Ansteckung diagnostiziert worden.

(dpa)
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