Egypt-Air-Flug MS804 Wrackteile nahe griechischer Insel Karpathos gefunden

Kairo · Wrackteile des vermissten Egypt-Air-Flugzeuges sind der Airline zufolge im Mittelmeer gefunden worden. Nahe der griechischen Insel Karpathos wurden auch Rettungswesten gesichtet. Einiges spricht dafür, dass es sich um einen Anschlag handelte. Bewiesen ist dies nicht.

 Angehörige warten am Flughafen von Kairo auf neue Informationen.

Angehörige warten am Flughafen von Kairo auf neue Informationen.

Foto: ap, AN

Die Egypt-Air-Maschine verschwand in der Nacht zu Donnerstag ohne Vorwarnung über dem Mittelmeer. Bei einer genauen Analyse des Vorfalls sei die Wahrscheinlichkeit eines "Terrorangriffs" höher als die eines technischen Versagens zu veranschlagen, sagte Ägyptens Luftfahrtminister Scherif Fathy in Kairo. Der französische Präsident François Hollande sagte, "keine Hypothese" werde ausgeschlossen. Außenminister Jean-Marc Ayrault warnte am Abend nach einem Treffen mit Hinterbliebenen in Paris vor Spekulationen: "Es sind zu viele nicht bestätigte Angaben im Umlauf."

Kein Notruf

Die bekannt gewordenen Informationen über das Absturzgeschehen ließen die Anschlagstheorie plausibel erscheinen. Der Pilot setzte keinen Notruf ab, was auf einen plötzlichen Verlauf hindeutete. Die letzte Kommunikation mit dem Piloten gab es wenige Minuten vor dem Verschwinden des Flugzeugs. Dabei habe der Pilot "kein Problem erwähnt", teilt die griechische Flugaufsicht mit.

Nach einem zunächst störungsfreien Flug kam die Maschine dann heftig ins Trudeln: Erst schwenkte sie um 90 Grad nach links, kurz darauf um 360 Grad nach rechts. Zugleich sei der Airbus A320 von mehr als rund 11.000 Metern auf rund 4500 Meter abgesackt.

Als Flug MS804 dann um 03.29 Uhr Ortszeit (02.29 Uhr MESZ) vom Radar der griechischen Behörden verschwand, hielt sich die Maschine nach Angaben der griechischen Behörde für Zivilluftfahrt bereits im ägyptischen Luftraum auf.

Wohl "plötzlicher" Zwischenfall an Bord

Experten vermuteten einen plötzlichen Zwischenfall an Bord. "Ein technisches Problem wie ein Brand oder eine Motorenpanne führt normalerweise nicht sofort zu einem Unfall", sagte der Luftfahrtexperte Jean-Paul Troadec. In solchen Fällen hätte die Besatzung Zeit gehabt, zu reagieren und Alarm zu schlagen. Weil das nicht geschah, könne auch "an ein Attentat gedacht" werden.

Sowohl auf Frankreich als auch auf Ägypten verübte die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) im vergangenen Jahr schwere Anschläge.

Am Abend bestätigten ägyptische Behörden, dass es sich bei Trümmerteilen im Mittelmeer an der vermuteten Absturzstelle um Überreste des vermissten Flugs handele. Gefunden worden seien unter anderem Rettungswesten und Plastikteile, teilte EgyptAir unter Berufung auf die zuständigen Ministerien in Kairo mit.

Frankreich schickt Experten

Zuvor hatte die griechische Armee von wahrscheinlichen Trümmerfunden berichtet. Der Fundort wurde mit 380 Kilometer südöstlich von Kreta und 220 Kilometer südlich der Insel Karpathos angegeben. Schiffe der ägyptischen und griechischen Marine untersuchten das Absturzgebiet. Frankreich schickte drei Experten nach Kairo, um die Ermittlungen zu unterstützen.

Nach Angaben der Flugmonitor-Website "FlightRadar24" hatte die Maschine am Mittwoch Zwischenstationen in Eritrea, Ägypten und Tunesien eingelegt, bevor sie nach Paris flog. Bei der Maschine handelte es sich um eine A320 aus dem Jahr 2003. Der Airbus gilt als zuverlässig, und seine Technologie wurde im Laufe der Jahrzehnte stetig verbessert.

Vor mehr als einem halben Jahr war eine A321-Maschine kurz nach dem Start im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich auf dem Weg nach St. Petersburg abgestürzt. Alle 224 Insassen, zumeist russische Urlauber, starben damals.

(csi/afp)
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