Instagram-Account von Abdou Diouf Eine inszenierte Flucht mit Selfies

Düsseldorf · Ein junger Mann aus dem Senegal flieht über das Meer nach Spanien – so wie viele andere vor ihm. Doch Abdou Diouf hält seine Flucht mit Selfies fest und postet sie auf Instagram, was ihm schnell tausende Follower einbringt. Der Account ist allerdings nur ein Fake.

Abdou Diouf - gefaktes Instagram-Profil eines angeblichen Flüchtlings
Infos

Abdou Diouf - gefaktes Instagram-Profil eines angeblichen Flüchtlings

Infos
Foto: Screenshot Instagram

Ein junger Mann aus dem Senegal flieht über das Meer nach Spanien — so wie viele andere vor ihm. Doch Abdou Diouf hält seine Flucht mit Selfies fest und postet sie auf Instagram, was ihm schnell tausende Follower einbringt. Der Account ist allerdings nur ein Fake.

Es beginnt am 21. Juli. Der Senegales Abdou Diof postet auf Instagram Bilder aus seiner Heimat. Er ist mit seiner Familie zu sehen, dann beim Haareschneiden. Er schreibt, dass er bereit ist für neue Erfahrungen. Irgendwann wird klar, dass dieser junge Mann seine Heimat verlassen will — um seine Mutter zu unterstützen, wie unter dem Bild der letzten Mahlzeit von Mama steht.

Die Bilder, die folgen, erinnern an die vielen Geschichten von Flüchtlingen, die in den vergangenen Wochen und Monaten zu lesen waren. Flucht übers Mittelmeer mit kleinen Booten, lange Fußmärsche, Schlepper, die einem das letzte Geld nehmen. Auch Abdou Diof macht laut seinem Instagram-Kanal solche Erfahrungen. Die geposteten Bilder sollen die Anstrengungen verdeutlichen und die gefährliche Reise. Mitunter sind es wackelige, verschwommene Fotos, die wohl Authentizität erzeugen sollen. Mit Erfolg: Mehr als 12.000 Abonnenten hat der Kanal.

Doch auch wenn tausende Flüchtlinge genau solche Dinge auf ihrer Flucht erlebt haben, der Instagram-Kanal von Abdou Diof ist alles andere als authentisch. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Promotion-Aktion für das Foto-Festival Getxophoto, das demnächst in der spanischen Stadt Getxo stattfindet. Und so wird auch im letzten Bild, das im Account gepostet wurde, geschrieben: "Die Reise ist an ihrem Ende angelangt (...) Dieses Instagram-Experiment beruhte auf den Erfahrungen von Tausenden Leuten, die jedes Jahr ihr Leben für eine bessere Zukunft riskieren."

Flüchtlinge in Calais auf der Flucht durch den Eurotunnel
10 Bilder

So versuchen die Flüchtlinge, in Calais zum Eurotunnel zu gelangen

10 Bilder

Was es mit dem Experiment auf sich hatte, erklärt Oriol Caba von der spanischen Produktionsfirma Volga, dem "Time Magazine". Die Firma sei angeheuert worden, um mit Bildern und Videos das Fotofestival zu promoten und zugleich Fragen aufzuwerfen, wie die heutige Gesellschaft Fotos nutze. Man habe die Banalität der Selfies (wie sie in der westlichen Welt gemacht werden) in einen anderen Zusammenhang stellen wollen, eben jenem von gefährlichen und traumatischen Ereignissen.

Allerdings sei man selbst überrascht gewesen, wie groß die Resonanz gewesen sei, so Caba. "Wir waren geschockt, als es in der "Huffington Post" veröffentlicht wurde und andere Medien dem folgten", sagt der Spanier. Zugleich verteidigt er aber die Aktion auch gegen Kritiker, die den Machern vorwerfen könnten, das Schicksal der Flüchtlinge für ein Fotofestival zu instrumentalisieren.

Flüchtlingsdramen dieser Welt in Bildern
17 Bilder

Flüchtlinge – erschütternde Bilder aus aller Welt

17 Bilder
Foto: afp, MM

"Es wäre nicht überraschend, wenn uns eine Verharmlosung der Problematik vorgeworfen würde", so Caba. "Aber wir können genau das auch jeden Tag in der Passitivität der Menschen und Regierungen sehen, die mit der Zuwanderungsproblematik in jeder europäischen Stadt zu tun haben." Und dann fügt er noch hinzu, dass man sehr respektvoll gegenüber den Menschen sei, die solche unglaublichen Risiken auf sich nehmen.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort