Zahl der Toten steigt auf fast 8000 Zwei weitere Deutsche in Nepal gestorben

Kathmandu · Bei dem verheerenden Erdbeben in Nepal sind zwei weitere Deutsche ums Leben gekommen. Insgesamt geben die nepalesischen Behörden die Zahl der toten Deutschen nun mit vier an.

 Bei dem Erdbeben in der beliebten Wanderregion Langtang sind zwei deutsche Touristinnen ums Leben gekommen.

Bei dem Erdbeben in der beliebten Wanderregion Langtang sind zwei deutsche Touristinnen ums Leben gekommen.

Foto: afp, PM/fk

Die beiden Frauen seien in der beliebten Wander-Region Langtang gestorben, heißt es. Weitere Angaben machten Ramesh Adhikari, Leiter der nepalesischen Tourismusbehörde, auf Nachfrage zunächst nicht. Insgesamt stieg die Zahl der Toten auf mehr als 7700, darunter allein 7600 in Nepal. Die Zahl der vermissten Deutschen liegt nach Angaben der Polizei bei sieben.

Währenddessen sind nach dem Erdbeben in Nepal viele Kunstschätze des Landes vielleicht für immer verloren. Das kulturelle Erbe ist in Gefahr. Die Unesco verspricht Hilfe, um zu retten, was noch zu retten ist.

Mehr als 7600 Menschen kamen bei dem Himalaya-Beben vom Samstag vergangener Woche ums Leben. Neben Tausenden Häusern wurden auch viele Tempel und andere historisch wichtige Gebäude beschädigt oder zerstört. Die Auswirkungen des Bebens auf das kulturelle Erbe Nepals seien absolut dramatisch gewesen, meint der Unesco-Repräsentant in Kathmandu, der Deutsche Christian Manhart. "Hier im Tal von Kathmandu sind etwa drei Viertel des Erbes schwer beschädigt." Außerhalb der Hauptstadt ist die Lage ebenfalls wenig ermutigend, wie er sagt.

Die Tempelanlagen seien extrem wichtig für die Identität der Nepalesen, weil sie mit der Götterwelt verbunden sind, sagt Joanna Pfaff-Czarnecka, Professorin für Sozialanthropologie an der Universität Bielefeld: "Die Kulturgüter sind ein Teil der Topographie des Landes."

Besonders schwer getroffen wurde der Durbar-Platz im Zentrum Kathmandus. Laut Manhart sind 80 Prozent der Tempel eingestürzt. Dort standen Gebäude vor allem aus dem 17. Jahrhundert. Für patriotische Nepalesen ist dieser Ort besonders wichtig, erklärt Michael J. Hutt, Direktor des Südasien-Instituts der University of London. "Ihn zerstört zu sehen, hat einen enormen emotionalen Effekt."

Kulturerbe in Gefahr

Im Kloster Karma Raja Mahavihar starren Mönche auf die Trümmer von Gebetsmühlen und zerstörte religiöse Texte. Edelsteine und andere wertvolle Kunstgegenstände haben sie im Haus von Kloster-Sekretär Rajendra Lal Manandhar zwischengelagert. Einiges dürfte in den ersten Tagen nach dem Beben gestohlen worden sein, vermutet dieser. Außer zwei Sicherheitsleuten habe es keine Wachleute gegeben. Jetzt schützen etwa ein Dutzend Polizisten die Klosterruine.

Auch Suwal meint, die Versuchung für Plünderer sei jetzt groß. "Ein nettes Paar kam am dritten Tag nach dem Beben, um zu beten", erzählt er. Doch dann hätten die beiden zwei kleine Götterbilder geklaut.
"Zum Glück haben unsere freiwilligen Helfer sie erwischt."

Überall gibt es Berichte über Diebstahl aus Tempelruinen. Sogar Regierungsbeamte sollen nepalesischen Medien zufolge zu den Langfingern gehören.

Noch größer ist aber die Gefahr für das Kulturerbe durch Zerstörungen bei Rettungsarbeiten. Mancherorts kamen die Ersthelfer mit Bulldozern und trugen die Trümmer ab - damit wollten sie Leben retten, aber Archäologen zufolge richteten sie dabei unwiderrufliche Schäden an.
"Als wir davon gehört haben, haben wir sofort versucht, das zu verhindern. Es war sehr schwer, die Behörden zu überzeugen. Sie waren unter Druck, Leben zu retten", sagt Manhart.

Mit all den Toten und Verletzten ist der Schutz von Nepals Kulturerbe für viele von geringerer Wichtigkeit. Aber auch dies muss rasch geschehen, bevor viele Schätze endgültig verloren sind. Das kostet Geld, die Unesco hat dafür in einem Eilverfahren zu Spenden aufgerufen. Ministerpräsident Sushil Koirala hat versprochen, dass alle Gebäude von historischer, religiöser oder archäologischer Bedeutung wieder aufgebaut werden sollen.

Keine andere Naturkatastrophe in der jüngeren Vergangenheit hat dem kulturellen Erbe eines Landes mehr Schaden zugefügt, als dieses Beben, sagt Manhart.

(dpa)
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