Bislang 169 Tote von der "Sewol" geborgen Ermittler: Untersuchen Probleme mit der Ruderanlage

Seoul · Taucher suchen weiter in der vor Südkorea havarierten Fähre "Sewol" nach Überlebenden. Da bislang keine Luftblasen entdeckt wurden, gibt es dafür jedoch kaum noch Hoffnung. Eine Woche nach dem Kentern des Schiffes mit 476 Menschen an Bord sind bislang 169 Tote geborgen worden. Über 130 werden noch vermisst, darunter viele Schulkinder.

Sewol: Taucher auf der Suche im Fährenwrack
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Südkoreas Fernsehsender Arirang berichtete unterdessen, dass die Besatzung der Fähre zwei Wochen vor dem Unglück ein technisches Problem an der Ruderanlage feststellte und eine Reparatur beantragt hatte.

Das Steuerungssystem habe "kein Strom" gemeldet, berichtete der staatliche Sender. Der Defekt sei aber offenbar nicht behoben und die Fähre nicht aus dem Verkehr gezogen worden. Die Werft, die das Schiff sonst repariert hatte, gab an, in jüngster Zeit keine Arbeiten am Ruder vorgenommen zu haben. Die Ermittler gehen eventuellen Problemen an der Steuerung nach, weil eine abrupte Kursänderung dazu geführt haben könnte, dass die Ladung verrutschte und das Schiff in Schieflage geriet.

Die Ermittlungen konzentrieren sich auch auf die Reaktion der Besatzung auf das Unglück und die späte Evakuierung, die als einer der Gründe für die hohe Opferzahl gilt. Nur 174 der 476 Menschen an Bord hatten am 16. April gerettet werden können. 20 der 29 Crewmitglieder wurden festgenommen, darunter der 68-jährige Kapitän. Gegen die meisten könnte Anklage wegen Vernachlässigung ihrer Pflichten erhoben werden. Sieben Crewmitglieder saßen im ersten Rettungsboot. Ermittler prüften, ob der Kapitän wegen "Totschlags durch Unterlassen" angeklagt werden könne, hieß es.

Die Ermittler nehmen sich auch den Betreiber der Unglücksfähre vor. Zahlreiche Büros der Reederei Chonghaejin Marine wurden durchsucht. Gegen den Eigentümer Yoo Byung Eun und das Management wird unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Untreue ermittelt. Die Ermittler wollen Vermögenswerten nachspüren, damit später Schadenersatz an die Familien der Opfer gezahlt werden kann.

Es ist die größte Schiffskatastrophe in Südkorea seit mehr als 20 Jahren. Der Untergang einer überladenen Fähre im Oktober 1993 vor der Westküste hatte 292 Menschenleben gekostet.

(dpa)
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