Drogenvorwürfe in Afghanistan Ermittlungen gegen US-Soldaten

Washington · Wegen des Verdachts auf Missbrauch und Verbreitung von Heroin, Morphin und anderen Drogen haben die US-Streitkräfte Ermittlungen gegen 56 Soldaten in Afghanistan eingeleitet. Acht Soldaten starben zwischen 2010 und 2011 an einer Überdosis.

Februar 2012: Afghanen protestieren vor US-Stützpunkt gegen Koranverbrennung
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Das geht aus Daten der US-Militärstrafbehörde (CID) hervor, die die Gruppe Judicial Watch angefordert hatte.

Die Fälle gelten jedoch nur als Spitze des Eisbergs in einem möglichen Drogenskandal um amerikanische Truppen in Afghanistan. Die üppigen Mohnplantagen Afghanistans stellen bis zu 90 Prozent des weltweiten Opiumhandels. Entsprechend schwierig ist es für die US-Streitkräfte, Verstöße der im Land verstreuten Truppen umfassend zu untersuchen.

Militär sieht keine schwerwiegenden Probleme

In einer Stellungnahme bezeichneten Militärvertreter die fast uneingeschränkte Verfügbarkeit von Opium allerdings nicht als schwerwiegendes Problem. "Wir haben sporadische Fälle, sehen es aber nicht als weitverbreitetes Problem an", sagte ein Sprecher, Oberst Tom Collins. "Wir haben die Mittel, das zu kontrollieren."

Nach Militärangaben sind während der Dienstzeit stichprobenartige Drogentests vorgesehen. Ziel sei es, jeden Soldaten mindestens einmal pro Jahr zu testen. Ranghohen Militärangehörigen zufolge wurden die Vorgaben nicht erfüllt. Allerdings arbeite man daran.
Vierteljährliche Statistiken der CID zeigten überdies, dass der Drogenmissbrauch von Soldaten in Afghanistan nicht schlimmer als bei den heimischen Truppenverbänden sei, hieß es weiter.

Zahlen seien Signal

Judicial Watch zeigte sich in einer Stellungnahme besorgt. Die Zahlen seien ein Signal, dass die Militärführung die Truppen in Afghanistan mit Blick auf Drogenmissbrauch überwachen und warnen müsse, sagte Präsident Tom Fitton. Man sei besorgt, dass "die das Militär die Gefahr, vor allem die Todesgefahr, nicht voll und ganz eingeräumt hat."

Angriff vereitelt

Unterdessen haben afghanische Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben einen schweren Angriff auf die Hauptstadt Kabul vereitelt. Mitarbeiter des Geheimdienstes stellten 10 Tonnen Sprengstoff sicher und nahmen fünf Verdächtige fest. "Stellen Sie sich vor, was passiert wäre, wenn diese 10 000 Kilo Sprengstoff in dieser 7-Millionen-Stadt explodiert wären", sagte ein Geheimdienstsprecher am Samstag.

Die Verdächtigen - drei Pakistaner und zwei Afghanen - seien in einem Vorort von Kabul festgenommen worden, erklärte der Sprecher. Sie hatten versucht den unter Kartoffeln versteckten Sprengstoff in einem Lastwagen von Pakistan in die afghanische Hauptstadt zu bringen. Wann die Festnahmen erfolgten, teilte der Geheimdienst nicht mit.

Am 15. April seien drei weitere Verdächtige festgenommen worden, hieß es weiter. Sie hatten angeblich ein Attentat auf Vizepräsident Mohammed Karim Chalili geplant. An diesem Tag begannen die Taliban koordinierte Angriffe auf Kabul und drei Provinzhauptstädte. In Kabul konnten die Angriffe erst nach 18 Stunden niedergeschlagen werden.
Nach Angaben des Innenministeriums wurden bei den Gefechten 47 Menschen getötet.

(APD/dpa)
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