Franziskus umarmt Benedikt und spricht zwei Vorgänger heilig Erschöpft und glücklich - Pilger feiern den Tag der vier Päpste

Hunderttausende verfolgen die Heiligsprechung der Päpste auf dem Petersplatz. Die Stimmung der Menge ist fröhlich und aufgeräumt. Die meisten wissen: Dies ist ein einzigartiger Tag. Auch Papst Benedikt ist gekommen.

Besondere Gäste bei der Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II.
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Besondere Gäste bei der Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II.

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Die ganze Nacht über haben Korbinian Nagele und seine Freunde vor dem Petersplatz gewartet. "Eigentlich haben wir gar nicht geschlafen. Wir sind dem Platz immer etappenweise näher gekommen, haben uns immer mal wieder kurz hingesetzt, aber das war's dann auch schon", erzählt der 19-Jährige aus dem Chiemgau. Er ist im Bus zu der Heiligsprechung der Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. nach Rom gereist. Am frühen Morgen haben die jungen Leute, erleichtert und müde, dann einen Platz in Sichtweite des Petersdoms ergattert.

Es ist der Tag der vier Päpste. Nach den Worten von Roms Bürgermeister Ignazio Marino sind 1,5 Millionen Menschen gekommen. Eine von ihnen ist die Irin Josie McManus. "Zwei Päpste werden heiliggesprochen und zwei Päpste sind dabei, das wird so in dieser Form nie wieder passieren", sagt sie. In der langen Geschichte der katholischen Kirche hat es das auch noch nicht gegeben. Franziskus hat auch den emeritierten Benedikt eingeladen und umarmt ihn. Und er hat als "Oberster Brückenbauer" seine Autorität dafür genutzt, dass weltweit zwei so verschiedene Kirchenführer wie der Pole Wojtyla und der Italiener Roncalli verehrt werden dürfen.

Vor allem Rot und Weiß ist zu sehen

Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. - die Zeremonie
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Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. - die Zeremonie

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Foto: afp, mlm/rc

Wie die Pilger aus Bayern verbrachten Hunderttausende die Nacht mit Isomatten und Schlafsäcken im Freien, um am nächsten Morgen ganz nah dabei zu sein. Doch trotz der Strapazen und des leichten Regens sind alle fröhlich, schwenken Fahnen und singen. "Man hätte verzweifeln können, so lange wie wir gewartet haben", sagt Nagele. "Aber es ist gesungen worden, es war eine Super-Stimmung." Dicht gedrängt stehen sie, Helfer verteilen Wasser und kümmern sich um erschöpfte Pilger.

Vor allem polnische Fahnen leuchten bei der Heiligsprechung des polnischen Papstes Johannes Paul II. überall auf. "Wir sind müde, aber vor allem dankbar, dabei sein zu können", sagt die 28 Jahre alte Ania, die mit Freunden im Bus angereist ist. "Er war unser Idol, er hat uns so viel Kraft gegeben, er war eine ganz besondere Person", sagt sie. Der 42-jährige Mariusz Kwiatkowski ergänzt: "Er hat die Welt verändert und er hat meine Welt verändert. Ich bin sehr stolz."

Menschen aus aller Welt an einem Ort

Feierlichkeiten zur Heiligsprechung von Johannes Paul II.
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Feierlichkeiten zur Heiligsprechung von Johannes Paul II.

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Für das katholische Mega-Ereignis sind die Menschen jedoch aus aller Welt nach Rom gekommen. "Wir haben zwölf Stunden gewartet, das war sehr anstrengend, wir sind wirklich müde", sagt die 37-jährige Danelia Cardana aus Kolumbien, die für einen Tag in Rom insgesamt mehr als 20 Stunden im Flugzeug verbringt. "Aber ich denke, das ist es wert, wir werden hier Zeugen eines historischen Ereignisses."

Das war es in der Tat: Eine halbe Million Menschen auf dem Petersplatz und Umgebung, mehrere Hunderttausend vor den in der Ewigen Stadt verteilten Großbildschirmen. Diesen Tag der Premieren hat der Pontifex sich ausgedacht, der seit gut einem Jahr die Kirche der 1,2 Milliarden Gläubigen übernommen hat - in einer schweren Zeit der Krisen um die vielen Missbrauchsfälle und Korruption im Vatikan.

"Eine fabelhafte Verbindung"

Hat der Argentinier auf dem Stuhl Petri mit diesem Ereignis der Superlative einen Papstkult gefördert, wie manche Kritiker meinen? In jedem Fall führte Jorge Mario Bergoglio zwei Seiten seiner Kirche zusammen, indem er diese beiden "Mitarbeiter des Heiligen Geistes" jetzt einer weltweiten Verehrung preisgibt - da ist zum einen jener "Konzilspapst" und Reformer aus Norditalien, zum anderen der populäre Pole, der streng konservativ war und nicht unumstritten ist. Der amtierende Papst hat ein Signal der Einheit seiner Kirche ausgesandt und nebenbei demonstriert, dass der Vatikan sich zu feiern versteht.

"Eine fabelhafte Verbindung", so hat der Erzbischof von Perugia in Umbrien, Gualtiero Bassetti, den Brückenschlag des Pontifex gelobt. Der eine, Karol Wojtyla, unablässig und bis ins schwerste Leiden mit seinem Gott im tiefen Gespräch, der andere, Angelo Giuseppe Roncalli, ein Reformer, der seine Kirche mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auf Vordermann zu bringen versucht. Gerade auch ihm steht Franziskus nahe. Wovon sich bei der festlichen Messe auf dem Petersplatz alle überzeugen konnten - die Staats- und Regierungschefs, die Vertreter anderer Religionen und Institutionen, Königspaare und die einfachen Gläubigen, die aus aller Welt zu diesem Großereignis angereist waren.

(dpa KNA)
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