Airbus-Absturz über dem Atlantik Erste Leichen an Land gebracht

Recife/Paris (RPO). Brasilianische Hubschrauber haben die ersten Leichname von Opfern des Air-France-Absturzes zur Identifikation an Land geflogen. Die Toten wurden am Dienstag von einer Fregatte aus auf die Atlantik-Insel Fernando de Noronha gebracht. Flugzeuge sollten sie laut offiziellen Angaben anschließend zur Identifikation in die nordöstliche Küstenstadt Recife fliegen.

Suche nach Opfern und Wrackteilen
17 Bilder

Suche nach Opfern und Wrackteilen

17 Bilder

Bis Dienstag wurden 28 der 228 Insassen des am 31. Mai abgestürzten Air-France-Airbusses tot geborgen. Die Ermittler erhoffen sich von der Identifikation der Opfer Hinweise auf die Absturzursache. Möglicherweise könne man von den Sitzplätzen der Opfer und der Art der Verletzungen Rückschlüsse ziehen, sagte der Flugsicherheitsexperte Peter Goelz, ein früherer Leiter der US-Flugsicherheitsbehörde NTSB.

Seitenleitwerk geborgen

Suchmannschaften bargen unterdessen im Atlantik das Seitenleitwerk der Unglücksmaschine. Videoaufnahmen auf der Website der brasilianischen Luftwaffe zeigen das Leitwerk mit den blau-roten Streifen von Air-France noch in seiner charakteristischen Dreiecksform und offenbar ohne Brandspuren. Das Wrackteil könnte den Ermittlern entscheidende Hinweis auf die Absturzursache liefern.

Offenkundig wurde es in einem Stück vom Rumpf abgetrennt. Ein US-Experte für Flugzeugabstürze, William Waldock, erklärte, dies deute darauf hin, dass die Maschine schon in der Luft auseinandergebrochen sei. Wenn sie intakt auf dem Meer aufgeschlagen wäre, gebe es nur kleinste Trümmerstücke.

Mit dem Fund des Seitenleitwerks und weiterer Leichen lässt sich auch das Seegebiet eingrenzen, in dem der Daten- und der Stimmrekorder der Unglücksmaschine womöglich zu finden sind. Die beiden Blackboxen sind im Flugzeug in der Nähe der Leitwerke eingebaut.

Airlines zweifeln nicht an A330

Eine Air-France-Gewerkschaft drängt derweil die Piloten, sich zu weigern, mit einem Airbus A330 oder A340 zu starten, wenn nicht die externen Geschwindigkeits- und Höhenmesser, die sogenannten Pitot-Sonden, zuvor ersetzt worden sind. Das geht aus einem Memorandum der Gewerkschaft Alter hervor, die rund zwölf Prozent aller Air-France-Piloten als Mitglieder hat. Im Zuge der Ermittlungen zur Absturzursache wurde die Vermutung laut, dass außenliegende Instrumente des Airbus vereist waren und Sensoren daher falsche Informationen anzeigten.

Air France erklärte, man habe am 27. April mit dem Austausch der Pitot-Sonden am A330 begonnen, nachdem eine verbesserte Version auf den Markt gekommen sei. Der Austausch solle in den kommenden Wochen abgeschlossen werden. Auch die Schweizer Fluggesellschaft Swiss ersetzt nach eigenen Angaben bei ihrer Airbus-Flotte A330-200 die Luftgeschwindigkeitssonden.

Die Chefs mehrerer Fluggesellschaften betonten auf einer Tagung in Malaysia, dass sie den A330 trotz des Absturzes der Air-France-Maschine für ein sehr verlässliches Flugzeug halten. Der Präsident von Emirates Airline, Tim Clark, erklärte, sein Unternehmen habe eine Flotte von 29 A330-200, die seit 1998 im Einsatz seien. "Das ist ein sehr robustes Flugzeug. Es fliegt seit vielen Jahren. Es gibt keinen Grund, an diesem Flugzeug zu zweifeln."

Vater eines Opfers fordert vollständige Aufklärung

Der Vater eines Opfers des Flugzeugabsturzes, Bernd Gans, forderte die vollständige Aufklärung des Unglücks. "Das bin ich meiner Tochter wie auch den anderen bedauernswerten Opfern schuldig", sagte Gans der Illustrierten "Bunte" zufolge. Gans ist Vorsitzender der German Business Aviation Association (GBAA), der Interessengemeinschaft des deutschen Werkflugverkehrs.

(AP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort