Königin und Penélope Cruz dabei Erster Großstreik von Frauen in Spanien

Madrid · Spaniens Frauen haben von Diskriminierung im Beruf und von sexueller Gewalt die Nase voll und gehen auf die Barrikaden. Darunter auch berühmte Persönlichkeiten wie Hollywoodstar Penélope Cruz oder auch die Königin.

 Teilnehmerinnen des Streiks in Madrid.

Teilnehmerinnen des Streiks in Madrid.

Foto: rtr, SV/

Nach Schätzung der Veranstalter folgten am Donnerstag 5,3 Millionen dem Streikaufruf von Frauenverbänden, Gewerkschaften und anderen Organisationen zum ersten "feministischen Streik" in der Geschichte des Landes. Begleitet von einigen wenigen Männern zogen die Demonstrantinnen singend durch zahlreiche Städte. In Madrid, Barcelona, Sevilla, Valencia und anderen Orten waren die Straßen und Plätze kurz vor 23 Uhr immer noch voller Frauen aller Altersgruppen.

Die rund 120 Kundgebungen standen unter dem Motto "Wenn die Frauen streiken, dann steht die Welt still". In Madrid nahmen an einem Marsch zur Plaza España spätabends nach Behördenschätzung knapp 200.000 Menschen teil. "Das ist ein revolutionärer Marsch", sagte die 55 Jahre alte Lehrerin Paloma Regueiro der Zeitung "El País".

Die Teilnehmerinnen sollten nicht nur an den Demos teilnehmen und ihren Arbeitsplätzen fernbleiben. Sie wurden dazu aufgerufen, auch zu Hause die Arbeit niederzulegen und weder zu putzen noch zu kochen. Auch Hollywoodstar Penélope Cruz und Königin Letizia beteiligten sich. Die Frau von König Felipe VI., eine ehemalige Journalistin, die sich in der Vergangenheit mehrfach mit den Feministinnen solidarisch erklärt hat, sagte alle Termine ab.

Die Online-Zeitung "El Español" zitierte Cruz unterdessen mit den Worten: "Das, was für diesen Tag an Arbeit anstand, habe ich abgesagt. Dieser Streik ist wichtig und mehr als symbolisch." Früher seien solche Arbeitskämpfe nach wenigen Tagen in Vergessenheit geraten, "aber ich glaube, wir stehen jetzt am Anfang eines globalen Wandels", so die 43-Jährige.

Im spanischen Fernsehen fielen am Donnerstag zahlreiche Sendungen aus, weil berühmte Moderatorinnen und Nachrichtensprecherinnen ebenso wie der Öffentlichkeit unbekannte Journalistinnen dem Streikaufruf folgten. Auf unzähligen Balkonen wurden Kochschürzen mit Aufschriften gehängt. Plätze und Straßen waren voller Menschen, die fröhlich demonstrierten. Vom Ausstand betroffen waren unter anderem auch die öffentlichen Verkehrsmittel. Die meisten S-Bahn und Zugverbindungen wurden gestrichen, auch die U-Bahn und Busverbindungen liefen in vielen Städten nur schleppend.

"Wir haben die Angst längst verloren und sagen basta!"

Die Bürgermeisterin von Barcelona, die frühere Hausbesetzungs-Aktivistin Ada Colau, sprach von einem "historischen Tag für die Frauen und die Demokratie". "Wir haben die Angst längst verloren und sagen basta!", sagte sie vor Journalisten am Rande eines Marsches in der katalanischen Hauptstadt. Auch Männer nahmen an den Kundgebungen und Märschen teil. Frauenverbände hatten die Männer zwar um Unterstützung gebeten, aber betont, am Streik und an den Demos sollten im Prinzip nur Frauen teilnehmen.

Zum Arbeitskampf hatten Gewerkschaften sowie Dutzende von Frauenverbänden und andere Organisationen aufgerufen. Die Spanierinnen kämpfen für mehr Frauenrechte und für die Gleichstellung von Mann und Frau sowie auch gegen sexuelle Belästigung und gegen häusliche Gewalt, die in dem Land weiterhin ein großes Thema ist.

Wie auch in Deutschland und den meisten anderen Ländern werden Frauen in Spanien schlechter bezahlt als Männer in vergleichbarer beruflicher Position. Nach Angaben der Statistikbehörde INE erhalten Männer ein durchschnittliches Brutto-Jahreseinkommen von rund 26.000 Euro. Bei den Frauen sind es fast 6000 Euro weniger. Nach einer repräsentativen Umfrage der Zeitung "El País" und des Meinungsforschungsinstituts Metroscopia sind 82 Prozent aller Spanier der Überzeugung, dass der Frauenstreik gerechtfertigt ist.

(das/dpa)
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