Prozess gegen zwei Männer Essen hat nicht geschmeckt — tödlicher Angriff auf Sylter Koch

Flensburg · Tödlicher Streit ums Essen: Vor dem Landgericht Flensburg hat am Donnerstag ein Prozess gegen zwei Männer begonnen, die einen japanischen Koch auf Sylt so schwer misshandelt haben sollen, dass er an den Folgen starb.

 Blumen und ein Foto erinnern am Tatort an die tödliche Attacke.

Blumen und ein Foto erinnern am Tatort an die tödliche Attacke.

Foto: dpa, bra pzi chc

Angeklagt sind ein 38-Jähriger wegen Körperverletzung mit Todesfolge und ein 51-Jähriger wegen versuchter Nötigung. Sie sollen im Mai 2013 in einem Lokal in Westerland einen Streit mit dem 57 Jahre alten Koch angefangen haben. Beide Angeklagte schwiegen am ersten Prozesstag.

Bei der Auseinandersetzung sei es um ein Essen gegangen, das die Männer am Vortag im Imbiss des Kochs bekommen hätten, sagte der Staatsanwalt. Der ältere Angeklagte habe wegen seiner Unzufriedenheit mit der Mahlzeit zehn Euro vom Koch zurückverlangt und angefangen, das Opfer zu schubsen.

In einem Vorraum des Lokals wurde der Streit laut Anklage fortgesetzt. Demnach würgte zunächst der heute 51-Jährige den Koch, dann trennte ihn der jüngere Mann vom Koch und trat und schlug selbst auf den 57-Jährigen ein — auch, als dieser schon am Boden lag. Die Männer hätten "in erheblich alkoholisiertem Zustand" gehandelt, erklärte der Staatsanwalt. Das Opfer starb einen Tag nach dem Angriff an seinen schweren Hirnverletzungen.

"Irgendwie war der nervlich völlig am Ende"

Eine Polizistin beschrieb als Zeugin den Tatort: Das Opfer habe im Vorraum am Fuß einer Treppe in einer Blutlache gelegen. Da weder Puls noch Atmung festzustellen gewesen seien, habe sie mit der Wiederbelebung begonnen. Der ältere Angeklagte habe ihr gesagt, es sei nur um eine "Rangelei" wegen des Essens gegangen.

Ein damaliger Gast des Lokals beschrieb das Streitgespräch, das den Schlägen vorausging. Es sei der Satz gefallen: "Die zehn Euro zahlst Du uns zurück", sagte der Mann als Zeuge vor Gericht. Ein Bekannter der Lokalinhaber habe alle drei vor die Tür gesetzt.

Das Opfer sei klein und schmächtig gewesen, so der Zeuge. "Irgendwie war der nervlich völlig am Ende. Leider habe ich die Situation völlig falsch eingeschätzt." Sonst hätte er die Tat vielleicht verhindern können. Das Opfer habe sich "null gewehrt", sagte auch der Mann, der die Angeklagten und den Koch nach draußen geschickt hatte. Im Vorraum des Lokals habe später alles nach einem Unfall ausgesehen, nicht nach einer Schlägerei.

Ein Barmann gab an, es sei der jüngere Angeklagte gewesen, der ihn aufgefordert habe, einen Rettungswagen zu rufen. Die tödlichen Schläge im Vorraum des Lokals bekam keiner der Zeugen nach eigener Aussage mit. Der Prozess soll am Montag fortgesetzt werden.

(dpa)
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