Rede in Washington FBI-Chef rechtfertigt Rassimus bei der Polizei

Washington · Weil Polizisten häufiger Schwarze verhaften würden, entstünden bei ihnen automatisch Vorurteile, sagte FBI-Direktor James Comey vor Studenten. Er warb um Verständnis. Die wahren Probleme sieht er woanders.

 Vor Studenten in Washington sprach FBI-Chef James Comey offen über Rassismus bei der Polizei - und warb um Verständnis.

Vor Studenten in Washington sprach FBI-Chef James Comey offen über Rassismus bei der Polizei - und warb um Verständnis.

Foto: ap

Der FBI-Direktor James Comey hat in einer ungewöhnlich offenen Rede rassistische Vorurteile bei vielen Polizisten eingestanden. Viele Mitglieder der weißen Mehrheit würden "anders auf ein weißes Gesicht als auf ein schwarzes Gesicht reagieren", sagte Comey am Donnerstag in einer Rede vor Studenten in Washington.

Besonders Polizisten in mehrheitlich schwarzen Vierteln mit hoher Kriminalität würden unbewusst Vorurteile entwickeln. Er reagierte damit auf die Debatte über unverhältnismäßige Gewalt von Polizisten gegenüber Schwarzen, die durch die Tötung mehrerer unbewaffneter Schwarzer ausgelöst worden war.

Die Beamten hätten häufig in Städten zu tun, in denen der überwiegende Teil der Straßenkriminalität von Schwarzen begangen werde. Sowohl schwarze als auch weiße Polizisten würden schwarze Bürger dann oft in einem anderen Licht sehen als weiße. "Nach Jahren der Polizeiarbeit können die Beamten sich nicht dagegen wehren, von dem Zynismus beeinflusst zu werden, den sie empfinden", sagte Comey. Es handele sich um eine "mentale Abkürzung", weil die Schwarzen in den Augen der Beamten so aussähen wie viele, die sie bereits verhaftet hätten.

Das habe aber nichts mit Rassismus der Polizei zu tun, meinte Comey. Natürlich müsse die Polizei die Sichtweise der jungen Schwarzen verstehen und ihnen mit "Respekt und Anstand" begegnen, doch müssten auch die Bürger besser verstehen, welche "schwierige und angsterregende Arbeit" die Polizisten verrichteten, sagte Comey.
Die Wahrheit sei, dass schwarze Jugendliche es in der US-Gesellschaft schwerer hätten, etwa weil die Schulabbrecherquote und Arbeitslosigkeit unter ihnen doppelt so hoch sei wie unter Weißen.

Die Polizisten hätten öfter mit schwarzen Straftätern zu tun, weil so viele Minderheitenfamilien und -gemeinden gegen Armut kämpfen müssten. In betroffenen Gegenden würden junge Leute oft in einem Klima mit Kriminalität und Gefängnis aufwachsen. Die politische Herausforderung sei, dies zu ändern.

Eine Reihe von Fällen, bei denen Polizisten unbewaffnete Schwarze erschossen, hatten Ende vergangenen Jahres zu landesweiten Protesten geführt. Nach dem Mord an zwei New Yorker Polizisten aus Rache für die früheren Todesfälle wurden aber auch Vorwürfe laut, dass die Debatte zu weit gegangen sei.

(dpa/AFP)
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