Unruhen in den USA Polizei nimmt RP-Reporter in Ferguson fest

Am Rande der gewaltsamen Unruhen in der US-Kleinstadt Ferguson sind zwei deutsche Journalisten vorübergehend festgenommen worden. Zu ihnen zählt neben einem Reporter der "Welt" auch Frank Herrmann, der für unsere Redaktion aus den USA berichtet.

 Frank Herrmann berichtet für unsere Redaktion schon seit Jahren aus den USA.

Frank Herrmann berichtet für unsere Redaktion schon seit Jahren aus den USA.

Foto: RP/Herrmann

Aus den USA erreichte uns in der Nacht folgende Meldung, gemeinsam verfasst von Frank Herrmann und seinem Kollegen Ansgar Graw:

"In Ferguson, dem Ort anhaltender Unruhen nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen 18-Jährigen, sind zwei deutsche Journalisten vorübergehend von der Polizei festgenommen worden. Ansgar Graw, der für die Welt-Gruppe schreibt, und Frank Herrmann, der für eine Reihe von Regionalzeitungen tätig ist, wurden am frühen Montagnachmittag in Handschellen abgeführt und ins Gefängnis in St. Louis gebracht. Nach drei Stunden wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt.

News from Ferguson: A colleague and me got handcuffed and for 3 hours arrested because we did our job to investigate the Michael Brown case

Graw und Herrmann bestreiten den Vorwurf, sie hätten einer Aufforderung der Polizei nicht Folge geleistet. Polizisten hatten die beiden Journalisten angewiesen, auf der Straße, auf der nachts Proteste stattgefunden hatten, aber zum Zeitpunkt der Verhaftung alles ruhig und nahezu menschenleer war, nicht stehen zu bleiben. Graw und Herrmann versichern, dass sie dieser Order nachkamen.

"Die Polizei wollte verhindern, dass wir unseren Auftrag, über die Vorgänge in Ferguson zu recherchieren, erfüllen können", sagte Graw. "Das ist eine eklatante Verletzung der Pressefreiheit." Herrmann bezeichnete die Vorwürfe als "völlig absurd. Sie dienten offenkundig nur dem Zweck, Reporter einzuschüchtern und damit von ihrer Arbeit abzuhalten"."

Die mit der Nachrichtenagentur AFP kooperierende Fotoagentur Getty Images teilte am Montag ebenfalls mit, dass einer ihrer Fotografen in der von Unruhen erschütterten Kleinstadt festgenommen worden sei. Scott Olson wurde demnach in Gewahrsam genommen, als er Bilder von einer Demonstration aufnahm. Zu den Gründen der Festnahme machte sein Arbeitgeber keine Angaben.

Ein Fotograf einer anderen Agentur hielt die Festnahme Olsons mit der Kamera fest. Auf den Bildern ist zu sehen, wie er mit Kabelbildern gefesselt abgeführt wird. Er wirkt fassungslos, schaut mit einem leisen Lachen auf die Polizisten.

In Ferguson war am 9. August der unbewaffnete schwarze Teenager Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen worden. Seitdem gibt es in dem Vorort von St. Louis beinahe täglich Unmutsbekundungen gegen die Gewalt der vornehmlich aus Weißen rekrutierten Polizeikräfte, wobei die Proteste vor allem nachts immer wieder in Gewalt umschlugen. Als Reaktion auf die anhaltenden Unruhen rückte am Montag die Nationalgarde in Ferguson ein.

In der Nacht zum Dienstag kam es dennoch vereinzelt zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nachdem einige Protestierende mit Glas- und Plastikflaschen warfen und versuchten, eine Straße zu blockieren, setzte die Polizei nach Angaben des US-Senders CNN Tränengas ein.

Augenzeugen berichteten auch von Schüssen. Angeblich sollen Demonstranten auch wieder Molotowcocktails eingesetzt haben. Die Lage in der Stadt unweit der Metropole St Louis war zuvor als ruhig, aber sehr angespannt beschrieben worden.

(rpo DEU dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort