Boeing mit 239 Insassen vor Vietnam abgestürzt Vier verdächtige Einträge auf der Passagierliste: Das FBI ermittelt

Kuala Lumpur · Auf der Suche nach der vermissten Boeing 777-200 haben Piloten erste Hinweise entdeckt. Es gibt Ungereimtheiten in Bezug auf die Passagierliste, das FBI ermittelt gemeinsam mit den malaysischen Behörden. Von dem verschwundenen Flugzeug fehlt auch mehr als 24 Stunden nach Abbruch des Radarkontakts noch jede Spur.

Boeing vermisst: Zwei Männer mit gestohlenen Pässen an Bord?
Foto: Malaysia Airlines

Auf dem Meer vor der vietnamesischen Küste waren kilomterlange Ölspuren zu sehen. Die Unglücksursache gibt Rätsel auf. Das Wetter war gut, der Pilot galt als erfahren. Zudem gibt es Verwirrung um vier Passagiere, die mit gestohlenen Pässen an Bord gewesen sein sollen.

Nach dem Absturz einer Maschine der Malaysia Airlines vor der vietnamesischen Küste suchen Bergungsmannschaften fieberhaft nach dem Wrack. Ein Suchflugzeug entdeckte am Samstagnachmittag zwei Ölspuren im Meer, die von der verunglückten Maschine stammen könnten. Die Boeing 777-200 mit der Flugnummer MH370 war auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking, als am Morgen unerwartet der Radar- und Funkkontakt abbrach. An Bord befanden sich 239 Menschen.

Mehrere Staaten beteiligten sich an der Suche nach der Maschine. Malaysia schickte 15 Flugzeuge und neun Schiffe in das Gebiet, wo der Kontakt abgebrochen war, wie Regierungschef Najib Razak mitteilte. Die USA, Singapur, China und Vietnam setzten ebenfalls Suchflugzeuge ein, die Philippinen schickten Schiffe. Die Regierung in Hanoi teilte mit, die entdeckten Ölspuren seien zehn und 15 Kilometer lang und könnten durchaus von dem vermissten Flugzeug stammen.

Schwere Flugzeugunglücke seit 2001
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Foto: AFP

Malaysia Airlines: Kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters hat die Fluggesellschaft Malaysia Airlines aber kaum noch Hoffnung auf Überlebende. Man befürchte das Schlimmste, hieß es in einer Erklärung am Sonntag. Malaysia Airlines unternehme alles ihr mögliche zur Unterstützung von Angehörigen der vermissten Passagiere des Flugs MH370. Dazu gehöre auch finanzielle Sofort-Hilfe.

Das Unglück gibt den Verantwortlichen Rätsel auf. Das Wetter war den Angaben zufolge gut. Die Piloten hätten zudem keinen Notruf abgesetzt, sagte Malaysia Airlines-Chef Ahmad Yahya.

Die Maschine war um 0.41 Uhr (Ortszeit) gestartet und hätte um 6.30 Uhr in Peking landen sollen. Weniger als eine Stunde nach dem Start sei der Kontakt mit der Kontrollstelle Subang verloren gegangen, teilte Malaysia Airlines mit. Die vietnamesische Flugsicherung erklärte, das Flugzeug habe keinen Kontakt mehr mit ihr aufgenommen, es sei eine Minute vor seinem Eintreten in vietnamesischen Luftraum vom Radar verschwunden.

Der 53-jährige Pilot Zaharie Ahmad Shah gilt als erfahren. Er hat mehr als 18 000 Flugstunden auf dem Konto und arbeitet seit 1981 für Malaysia Airlines. Der 27-jährige Co-Pilot Fariq Hamid hat 2800 Flugstunden und ist seit 2007 bei der Fluggesellschaft angestellt.

Verwirrung um mehrere Passagiere

An Bord der Maschine befanden sich laut Fluggesellschaft 152 Chinesen und 38 Malaysier, darüber hinaus Passagiere aus Indonesien, Australien, Frankreich, den USA, Neuseeland, der Ukraine, Kanada, Russland, Taiwan und den Niederlanden.

Zwei weitere in dem verunglückten Flugzeug vermutete Europäer waren hingegen nicht an Bord der Maschine. Die Außenministerien in Rom und Wien teilten unabhängig voneinander mit, dass die Pässe von einem Italiener und einem Österreicher in Thailand als gestohlen gemeldet worden seien. Die Namen der beiden Europäer standen auf der Passagierliste.

Neben diesen beiden Fällen gibt es auf der Passagierliste offenbar weitere Ungereimtheiten. Die Behörden würden insgesamt vier verdächtige Einträge auf der Passagierliste prüfen, sagte der malayische Transportminister Hishamuddin Hussein am Sonntag, ohne Details dazu zu nennen. Es habe sich bereits mit einem Team der US-Bundespolizei FBI getroffen. "Wir prüfen alle Möglichkeiten", sagte er.

Es sei aber noch unklar, ob die Maschine durch einen Anschlag zum Absturz gebracht worden sein könnte. Um welche Nationalitäten es sich bei den verdächtigen Insassen handelt, war zunächst unklar. Sie hätten aber ihre Tickets über die China Southern Airlines gekauft, so die Nachrichtenagentur Reuters.

Am Flughafen in Peking warteten Freunde und Angehörige der Reisenden verzweifelt auf Nachrichten. Die Airport-Verwaltung bot ihnen an, in einem Hotel etwa 30 Kilometer vom Flughafen entfernt zu warten und organisierte einen Shuttle-Service. "Sie wollen, dass wir in einem Hotel warten. Das kann nicht gut sein", sagte eine weinende Frau in ihr Mobiltelefon.

Malaysia Airlines hat 15 Maschinen vom Typ Boeing 777-200 in seiner Flotte, die insgesamt rund hundert Flugzeuge umfasst. Die 777 hatte in den 20 Jahren ihrer Geschichte erst einen tödlichen Unfall. Im vergangenen Juli kamen bei der Bruchlandung einer südkoreanischen Air-Asiana-Maschine in San Francisco drei Menschen ums Leben - offenbar durch einen Pilotenfehler.

Der letzte schwere Unfall von Malaysia Airlines ereignete sich im Jahr 1995, als bei einem Absturz nahe der Stadt Tawau 34 Menschen ihr Leben verloren. Der schwerste Unfall war 1977, als ein gekaperter Inlandsflug abstürzte. Hundert Menschen kamen dabei ums Leben.

USA helfen bei der Suche

Die USA helfen bei der Suche nach dem vermissten Flugzeug. Ein Zerstörer der US-Marine mit zwei Hubschraubern an Bord sei auf dem Weg vor die vietnamesische Küste, teilte die Siebte US-Flotte am Samstag mit. Das Schiff habe sich zu Übungszwecken in internationalen Gewässern im Südchinesischen Meer befunden und könne binnen 24 Stunden in der Region sein, in dem die Maschine vermisst wird, hieß es.

Zudem werde in Kürze ein US-Flugzeug mit besonderen Radaranlagen vom japanischen Militärstützpunkt Okinawa starten, um sich ebenfalls an der Suche zu beteiligen. Und auch die Bundespolizei FBI schicke Ermittler sowie technische Experten nach Malaysia. Diese sollten auf dem Flughafen von Kuala Lumpur Videobänder sichten, ob darauf Verdächtige des Terrornetzwerkes Al Kaida beim Start der Unglücksmaschine zu sehen seien.

Bisher gebe es aber keine Hinweise auf einen Terrorakt, zitiert die "Los Angeles Times" namentlich ungenannte Sicherheitsbeamte. "Was geschah, ist bisher ein Geheimnis", zitiert das Blatt einen Beamten. Das FBI helfe bei den Ermittlungen, weil mindestens drei der vermissten Passagiere Amerikaner seien.

(dpa/Reu/ap)
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