Gesetzesprojekt trotz Widerstand der Kirche Frankreich bringt Homo-Ehe auf den Weg

Paris · Frankreich geht bei der Gleichstellung von Schwulen und Lesben voran. Die Regierung will an diesem Mittwoch die Homo-Ehe auf den Weg bringen. Gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen.

In diesen Ländern gibt es die Homo-Ehe
Infos

In diesen Ländern gibt es die Homo-Ehe

Infos
Foto: afp, DM

"Ich frage Sie, Monsieur Liebert, ist es Ihr freier Wille, mit dem hier anwesenden Monsieur Lucas die Ehe einzugehen?" - Fragen wie diese sollen in französischen Standesämtern schon bald alltäglich sein. Die Regierung in Paris stellt an diesem Mittwoch ein Gesetzesprojekt vor, das Lesben und Schwulen die Eheschließung und Adoptionen ermöglicht. In Deutschland ist beides bislang ein Tabu.

Von einem gesellschaftlichen Konsens kann allerdings auch in Frankreich keine Rede sein. Je näher die Einführung der Homo-Ehe rückt, desto mehr Franzosen sind Umfragen zufolge dagegen. Erst kürzlich äußerten sich lediglich 58 bis 61 Prozent der Befragten zustimmend. Beim Thema Adoptionsrecht war es nur jeder Zweite.

Zu den härtesten Gegnern des Gleichstellungs-Projekts gehört die katholische Kirche. Bei einer Bischofskonferenz im Wallfahrtsort Lourdes kritisierte Kardinal André Vingt-Trois die Pläne am Wochenende als Irrtum, der die Fundamente der Gesellschaft ins Wanken bringen werde.

Unter Verweis auf die "geschlechtsspezifische Realität menschlicher Existenz" rief er alle Christen auf, gegen die Homo-Ehe zu protestieren.

Mitglieder der lange von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy angeführten UMP-Partei haben bereits versprochen, die Homo-Ehe wieder rückgängig zu machen, sollten sie wieder an die Macht kommen. Manche Bürgermeister aus dem bürgerlich-rechten Lager wollen Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare ablehnen.

Vor allem in kleinen Gemeinden übernehmen sie meist den Job des deutschen Standesbeamten. Die Kritiker der Homo-Ehe befürchten unter anderem eine "Destabilisierung von Familienstrukturen" und negative Auswirkungen auf Kinder, die mit zwei Müttern oder zwei Vätern großwerden.

Dass die Proteste das Gesetzesprojekt noch stoppen können, gilt jedoch als ausgeschlossen. Die anstehende Reform war eines der Wahlversprechen von Präsident François Hollande. Ein Scheitern wäre ein Debakel für die junge Regierung. Hollandes Sozialistische Partei (PS) hatte bereits Ende der 90er Jahre den Solidaritätspakt Pacs eingeführt, der als ein Vorbild für die eingetragene Lebenspartnerschaft in Deutschland gilt.

Homosexuellen-Verbänden ging diese "Quasi-Ehe" allerdings nie weit genug. Sie wollten nicht nur Steuervorteile, sondern auch Gleichstellung zum Beispiel im Erbrecht oder bei der Hinterbliebenenrente. "Das sollte die Gesellschaft nicht dramatisch ändern", spottete am Dienstag ein Befürworter der Homo-Ehe in einer Radio-Diskussion.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort