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Tödliche Geiselnahme in Kirche Hollande spricht von Terroranschlag und IS-Bezug

Saint-Etienne-du-Rouvray · Zwei Angreifer sind in Nordfrankreich in ein Gotteshaus eingedrungen und haben eine Geisel getötet. Die Polizei erschoss die Geiselnehmer. Die Terrormiliz IS bekannte sich zu dem Anschlag. Einer der beiden Täter soll bereits als Extremist bekannt gewesen sein.

 Die Geiselnahme ereignete sich in Saint-Étienne-du-Rouvray in der Nähe von Rouen.

Die Geiselnahme ereignete sich in Saint-Étienne-du-Rouvray in der Nähe von Rouen.

Foto: Google Maps

Zwei "Soldaten" der Gruppe hätten den Angriff am Dienstag in Saint-Étienne-du-Rouvray verübt, hieß es in einer Darstellung des IS-Sprachrohrs Amak. Die Tat sei eine Antwort auf die Angriffe von "Kreuzzüglern" auf den IS, teilte Amak im Internet mit.

Bei dem Toten in der Kirche bei Rouen handelt es sich um einen 84 Jahre alten Priester. Das teilte der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, mit. Laut Ermittlerkreisen wurde ihm die Kehle durchgeschnitten. Eine weitere Geisel sei sehr schwer verletzt und schwebe "zwischen Leben und Tod", sagte der Sprecher des Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet, vor Journalisten. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, schrien die Angreifer "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Drei Geiseln seien "unversehrt" befreit worden. Laut Medienberichten hatten die Angreifer Messer, eine nicht funktionsfähige Pistole und Sprengstoffattrappen bei sich.

Die beiden Geiselnehmer wurden von der Polizei erschossen. Spezialeineinheiten der Polizei beendeten die Geiselnahme. "Zu einem Zeitpunkt sind die beiden Angreifer aus der Kirche herausgekommen und wurden von der Polizei neutralisiert", sagte Brandet. Die Tat habe sich während oder am Ende der Morgenmesse ereignet. Insgesamt fünf Menschen waren in der Gewalt der Attentäter. Am Nachmittag wurde der Nachrichtenagentur AFP zufolge außerdem ein Mann festgenommen.

Einer der Angreifer war als Extremist bekannt

Dabei war einer der beiden Angreifer den Sicherheitsbehörden offenbar bekannt: Zu dem Mann gebe es einen Eintrag in einer Datenbank mit als radikalisiert eingestuften Personen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag unter Berufung auf Ermittlerkreise. Er habe demnach im Vorjahr versucht, nach Syrien zu gelangen.

Bei seiner Rückkehr nach Frankreich wurde dem Bericht zufolge ein Anklageverfahren gegen ihn eröffnet, unter anderem wegen des Verdachts auf Verbindungen zu einer Terrororganisation. Der Mann kam vorübergehend in Haft und wurde später mit einer elektronischen Fußfessel wieder freigelassen. Ermittlerkreise machten zunächst weder Angaben zur Identität des Mannes, noch zum Grund der Festnahme.

Täter filmten die Tötung

Eine Augenzeugin berichtete zudem, die Täter hätten die Tötung des Priesters gefilmt. "Sie haben ihn auf die Knie gezwungen", sagte die Nonne am Dienstag dem Sender RMC. "Er hat versucht, sich zu verteidigen, und dann hat das Drama begonnen."

Demnach filmten die Täter die Szene. "Sie haben am Altar so etwas wie eine Predigt auf Arabisch gehalten. Es war ein Horror", sagte die Frau. Der getötete Priester sei ein außergewöhnlicher Mensch gewesen. Sie sei unbemerkt geflohen, als einer der Täter dem anderen ein Messer gereicht habe, sagte die Nonne. Die als "Schwester Danielle" bezeichnete Frau alarmierte daraufhin nach eigenen Angaben einen Autofahrer.

Frankreichs Präsident reiste zum Tatort

Präsident François Hollande reiste umgehend an den Tatort. In einer kurzen Stellungnahme bezeichnete er die tödliche Geiselnahme als terroristischen Anschlag. Die beiden "Terroristen" hätten sich zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt, sagte Hollande. Premierminister Manuel Valls sprach auf Twitter von einer "barbarischen Attacke". Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft eröffnete eine Untersuchung.

Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hat derweil die Pariser Regierung scharf kritisiert. "Das ist Krieg", sagte Sarkozy am Dienstag. "Und wir haben keine andere Wahl, als diesen zu führen und zu gewinnen." Der Parteichef der konservativen Republikaner forderte daraufhin die Regierung auf, unverzüglich Maßnahmen umzusetzen, die seine Partei seit Monaten fordere. "Wir müssen unerbittlich sein", sagte Sarkozy. Juristische Spitzfindigkeiten, Vorsicht und Vorwände seien nicht akzeptabel. Der Feind kenne kein Tabu, keine Grenzen, keine Moral.

Frankreich befindet sich derzeit in höchster Alarmbereitschaft, nachdem bei einem Anschlag in Nizza Mitte Juli 84 Menschen getötet worden waren. Zudem erlebte das Land im vergangenen Jahr eine Serie anderer tödlicher Angriffe, zu denen sich die Terrormiliz Islamischer Staat bekannte.

(crwo/lai/dpa/afp/ap)
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