Kirche im Visier Paris in Alarmbereitschaft - Student plante offenbar Anschlag

Paris · Mord in einem Pariser Vorort, Waffenlager im Studentenwohnheim: Ein 24-Jähriger soll einen Anschlag auf eine Kirche geplant haben. Möglicherweise handelte er nicht auf eigene Faust.

 Staatsanwalt François Molins (rechts) berichtet von den ersten Ermittlungen.

Staatsanwalt François Molins (rechts) berichtet von den ersten Ermittlungen.

Foto: afp, JS/SB

Dreieinhalb Monate nach dem Anschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" hat die französische Polizei einen mutmaßlichen Terrorangriff auf eine Kirche vereitelt. Das Attentat habe unmittelbar bevorgestanden, sagte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve am Mittwoch. Die Staatsanwaltschaft sucht nach möglichen Komplizen.

 Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve.

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve.

Foto: afp, ab/mm

Der Mann habe sich mit einer weiteren Person über Anschlagspläne ausgetauscht, sagte für Terrorismus zuständige Staatsanwalt François Molins. Der Gesprächspartner könnte sich in Syrien befinden. Er habe den Studenten aufgefordert, eine Kirche ins Visier zu nehmen.

Die Ermittler fanden bei dem 24 Jahre alten Studenten ein umfangreiches Waffenarsenal mit Kalaschnikow-Sturmgewehren, einer Pistole, einem Revolver sowie schusssicheren Westen. Außerdem stießen sie auf detaillierte Notizen über mögliche Ziele sowie arabische Dokumente, die die Terrororganisationen Al-Kaida und Islamischer Staat erwähnen.

Der Algerier lebt seit 2010 in Frankreich und war den Sicherheitsbehörden bekannt: Sie hatten Hinweise erhalten, dass er sich Kämpfern in Syrien anschließen wollte. Zwei Überprüfungen in 2014 und 2015 hatten jedoch keine stichhaltigen Beweise erbracht. Nach Angaben des Staatsanwalts studierte er in Paris Elektronik. Eine Person aus seinem Umfeld wurde am Mittwoch ebenfalls festgenommen.

Der Mann war durch Zufall aufgeflogen. Er wurde bereits am Sonntagmorgen festgenommen. Der Verdächtige soll für die Ermordung einer 32-jährigen Frau verantwortlich sein, die am Sonntag erschossen in einem Auto in Villejuif bei Paris aufgefunden worden war. Der Student hatte nach der Ermordung der Frau einen Krankenwagen gerufen, weil er eine Schussverletzung mm Bein erlitten hatte.

Der Zusammenhang ist noch unklar - die Frau aus Nordfrankreich war einen Tag zuvor in die Pariser Region gekommen, um dort ein Praktikum zu machen. Allerdings hatte der Student wohl Kirchen in dem Ort ausspioniert.

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"Die Terroristen zielen auf Frankreich, um uns zu spalten", sagte Premierminister Manuel Valls. Das Land stehe einer beispiellosen terroristischen Bedrohung gegenüber.

Bei Angriffen auf die Redaktion der Satirezeitung "Charlie Hebdo", einen jüdischen Supermarkt und eine Polizistin und dem folgenden Polizeieinsatz waren im Januar 20 Menschen getötet worden, darunter die drei Terroristen.

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Seitdem gilt im Großraum Paris die höchste Alarmstufe, vor sensiblen Einrichtungen wie Synagogen oder Wahrzeichen wie dem Eiffelturm patrouillieren Soldaten. Frankreich nimmt als Teil einer internationalen Koalition am Militäreinsatz gegen die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat teil und bekämpft seit mehr als zwei Jahren Islamisten in Mali und der Sahel-Zone.

(dpa)
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