Asienreise des Papstes Franziskus ruft in Sri Lanka zur Versöhnung auf

Colombo · Papst Franziskus hat bei der Auftaktsrede seiner Asienreise zu Respekt, Versöhnung und Toleranz aufgerufen. Nach 25 Jahren Bürgerkrieg soll das Christentum eine Brücke über die religiöse und ethnische Kluft schlagen. Menschenmassen und Elefantenbabys begrüßten Franziskus bei seiner Ankunft in Colombo.

 Der Papst ist in Colombo von zahlreichen Anhängern empfangen worden.

Der Papst ist in Colombo von zahlreichen Anhängern empfangen worden.

Foto: afp, LW/fk

Bei seiner Begrüßungsrede forderte Papst Franziskus Versöhnung. Das ist der zentrale Aspekt seines Besuchs auf Sri Lanka und seiner Rundreise durch Asien. Der Inselstaat befand sich 25 Jahre lang im Bürgerkrieg zwischen den Volksgruppen der Singhalesen und Tamilen. Dieser ging erst 2009 zuende - mit einer Opferzahl von etwa 100.000 getöteten und vertriebenen Menschen. Es ist der erste Papstbesuch seit 20 Jahren.

Es ginge um Respekt für die Menschenrechte und die Achtung eines jeden Mitglieds der Gesellschaft, betonte Franziskus am Dienstag bei der Ankunft in der Hauptstadt Colombo. "Zum Prozess der Heilung gehört auch das Ergründen der Wahrheit". Alle müssten zusammenarbeiten und alle eine Stimme haben, so das Kirchenoberhaupt weiter.

Papst Franziskus thematisiert damit die Missstände in Sri Lanka. Noch immer finden sich religiöse und ethnische Gruppierungen in gewalttätigen Auseinandersetzungen wieder. Und erst in der letzten Woche weigerte sich die abgewählte Regierung, gemeinsam mit den Vereinten Nationen angebliche Massenhinrichtungen aufzuklären. Internationale Irritationen waren die Folge. Die neue Regierung will eine unabhängige Durchsuchung durchsetzen, möglicherweise nach Vorbild der südafrikanischen Wahrheitskommission. Außerdem strebt der neue Präsident Sirisena eine Kultur der Toleranz an. Aber das ist nicht so leicht umzusetzen. "Es ist keine so leichte Aufgabe, das vom Konflikt hinterlassene, bittere Erbe von Ungerechtigkeit, Feindseligkeit und Misstrauen zu überwinden", so der Papst.

Möglicherweise kann das Christentum dazu beitragen. Denn sowohl die Volksgruppe der Singhalesen, als auch die Volksgruppe der Tamilen beinhalten die Religion, der nur etwa sieben Prozent der Einwohner Sri Lankas folgen. Der Großteil (77 Prozent) bekennt sich zum Buddhismus, acht Prozent zum Hinduismus und ebenfalls acht Prozent sind Muslime. Dabei gaben in einer Umfrage des US-Meinungsforschungsinstituts Gallup 99 von 100 Befragten an, dass die Religion ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens sei.

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Papst Franziskus will sich im weiteren Verlauf seines Aufenthalts mit Vertretern von Buddhisten, Hindus und Muslimen treffen. Ziel des Kirchenoberhauptes ist es nach eigenen Aussagen, ein gegenseitiges Verständnis zu entwickeln und die Vielfalt als Bereicherung zu sehen. Das Engagement des Papstes auf Sri Lanka sorgt für positive Rückmeldungen. "Die Initiative kommt zu einer sehr guten Zeit, da jetzt ein neues Klima und eine neue Atmosphäre herrschen", so Kandiag Neelankandan, Präsident des Ceylon-Hindu-Kongresses und Teilnehmer am Treffen. Denn seit vergangener Woche hat Sri Lanka eine neue Regierung und einen neuen Präsidenten, der die Unterstützung verschiedener politischer und religiöser Gruppen genießt. Die erste Begegnung mit den Glaubensvertretern musste der Papst jedoch absagen, weil die Fahrt der 28-Kilometer langen Strecke vom Flughafen bis in die Stadt länger dauerte als geplant. Während der Fahrt im offenen Wagen winkte der Papst den zahlreichen Schaulustigen zu. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern lehnte der 78-Jährige den kugelsicheren, abgeschirmten Wagen ab.

Am Mittwoch wird Franziskus mit etwa einer Million Gläubigen eine Messe am Strand von Colombo feiern. Am Donnerstag reist er weiter auf die Phillipinen. Der Inselstaat hat die größte katholische Gemeinde Asiens; rund 100 Millionen Phillipiner bekennen sich zum christlichen Glauben. Vor Ort wird Franziskus eine Messe mit den Überlebenden des Taifuns Haiyan feiern. Dieser wütete 2013 auf den Phillipinen und zerstörte die Stadt Tacloban.

(AFP/AP/DPA)
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