Papst zu Gast in der Türkei Franziskus verneigt sich gen Mekka

Istanbul · Papst Franziskus setzt beim zweiten Tag seines Besuches in der Türkei starke Zeichen: In Istanbul lässt er weiße Tauben aufsteigen, betet in einer Moschee und betont Gemeinsamkeiten. In der blauen Moschee erwies er dem Islam seinen Respekt.

Papst Franziskus besucht die Blaue Moschee und Hagia Sophia
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Gen Mekka geneigt beten Papst Franziskus und der Istanbuler Mufti Rahmi Yaran einträchtig nebeneinander in der blauen Moschee. Franziskus mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen. Der Mufti die Hände vor der Brust erhoben.

Diese Szene habe Franziskus am Herzen gelegen, berichteten türkische Medien. Die Schuhe hat er vor Betreten des Gotteshauses ausgezogen, wie es Vorschrift ist. Entspannt hört er dem Mufti zu, der ihn am Samstag durch die Moschee in Istanbul führt.

Ein Vatikansprecher stellte anschließend fest, dass es sich dabei bloß um eine stille Kontemplation gehandelt habe: Beim Besuch eines Christen in einer Moschee könne formell nicht von einem Gebet gesprochen werden.

Franziskus gab mit dem Moment des Innehaltens vor allem ein starkes Zeichen - für das Miteinander der Religionen. Denn dieses steht für den Papst gemeinsam mit der Ökumene im Mittelpunkt seines dreitägigen Türkei-Besuchs, das unterstrich der Argentinier mit jeder Geste.

Den ersten Tag seiner Reise hatte der Pontifex zu eindringlichen politischen Appellen - für die Religionsfreiheit oder zur Einheit im Kampf gegen den Terrorismus - genutzt. Am zweiten Tag ließ er Taten und Gesten sprechen.

Der Moschee-Besuch in Istanbul war der erste für Papst Franziskus in seiner Amtszeit. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi bezeichnete den Augenblick des Gebets als "stille Verehrung", es sei ein "schöner Moment des interreligiösen Dialogs" gewesen. Sowohl Mufti als auch Papst betonten die Gemeinsamkeiten der beiden Religionen - Franziskus ließ sich von seinem Gastgeber Koranverse und die Besonderheiten des islamischen Gotteshauses erläutern.

Beim anschließenden Besuch in der geschichtsträchtigen Hagia Sophia verewigte sich der Papst mit einem Gebet im Goldenen Buch. In dem Museum - das früher lange eine Kirche und später eine Moschee war - hörte Franziskus den Erklärungen des Direktors höflich und interessiert zu. Immer wieder auftauchende Forderungen aus der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP, das Gebäude wieder in eine Moschee umzuwandeln, ließ der Papst unkommentiert.

Die Türkei ist zu 99 Prozent muslimisch, entsprechend verhalten war das Interesse am Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts. Doch das Auftreten des Papstes kam gut an - vor allem seine Fahrt durch Istanbul in einem schlichten grauen Mittelklassewagen. "Ein bescheidenes Auto für den bescheidenen Papst", titelte die regierungskritische Zeitung "Hürriyet". Vor allem mit Blick auf die laut Opposition enorm hohen Baukosten des neuen Palasts von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan schätzten viele Türken die offen gelebte Bescheidenheit des Papstes.

Der Abschluss des Besuchs stand schließlich ganz im Zeichen der Ökumene. Bei einer katholischen Messe wurden sowohl der Papst als auch der orthodoxe Patriarch Bartholomäus mit Applaus empfangen.

Anschließend zogen sich beide zu einem ökumenischen Gebet in der Patriarchatskirche St. Georg und einer privaten Begegnung zurück. Und auch hier machte Franziskus einmal mehr deutlich, wie ernst es ihm mit seinem Anliegen des Dialogs und der Annäherung ist.

(dpa)
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