Sechs Jahre nach Gau Ex-Manager wegen Atomunglücks von Fukushima vor Gericht

Tokio · Mehr als sechs Jahre nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima stehen erstmals frühere Manager des Atombetreibers Tepco vor Gericht. Sie werden beschuldigt, die Gefahr eines gewaltigen Tsunami missachtet zu haben und Schuld an dem Super-Gau zu sein.

 Tsunehisa Katsumata war Manager beim Atombetreiber Tepco.

Tsunehisa Katsumata war Manager beim Atombetreiber Tepco.

Foto: dpa

Es hatte Bewohner der Unglücksprovinz mehr als fünf Jahre gekostet, den damaligen Tepco-Chef Tsunehisa Katsumata (77) und zwei weitere Verantwortliche vor ein Strafgericht zu bringen. Die Staatsanwaltschaft hatte sich zwei Mal geweigert, die Atommanager anzuklagen. "Es war unmöglich, den Unfall vorherzusehen", behauptete Katsumata am Freitag vor Gericht. Alle drei angeklagten Manager plädierten auf unschuldig.

In Folge eines starken Erdbebens und gewaltigen Tsunami vom 11. März 2011 war es in drei Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi zu Kernschmelzen gekommen, Hunderttausende mussten flüchten. Noch immer können Zehntausende von Menschen aufgrund der radioaktiven Verstrahlung nicht in ihre Häuser zurück. Die Anklage wirft den drei Hauptverantwortlichen vor, ungeachtet auch interner Warnungen vor einem hohen Tsunami nichts unternommen zu haben, um die Reaktoren zum Beispiel durch die Errichtung von hohen Tsunami-Mauern zu schützen. Mit einem Urteil wird nicht vor nächstem Jahr gerechnet.

Eine unabhängige Kommission war bereits 2012 zum Ergebnis gekommen, dass das Unglück vorhersehbar und vermeidbar war. Es handele sich um ein "Desaster von Menschenhand". Verantwortlich sei das Beziehungsgeflecht zwischen Staat und Atomlobby. Erst kürzlich hatte ein Gericht eine Mitschuld des Staates festgestellt. Der Staat und Tepco hätten sich der Nachlässigkeit schuldig gemacht. Tepco hätte zu Schutzvorkehrungen vor Tsunamis verpflichtet werden müssen, hieß es.

Es wird nach Schätzung des Betreiberkonzerns noch 30 bis 40 Jahre dauern, bis die Atomruine endgültig gesichert und stillgelegt ist.

(veke/dpa)
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