Kuba-Rätsel Spion schwängerte Frau aus der Gefängniszelle heraus

Düsseldorf · Der kubanische Top-Spion Gerardo Hernández saß in Kalifornien eine lebenslange Haftstrafe ab - 3600 Kilometer entfernt von Havanna. Besuchen durfte ihn seine Frau Adriana Perez nicht. Umso größer die Verwunderung, als er sie bei seiner Rückkehr freudig in die Arme schloss. Adriana war hochschwanger.

Spionage-Paar überrascht Kuba mit Babybauch
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Der Vorfall am Wochenende war vermutlich das verwunderlichste der vielen Rätsel der auf geheimen Wegen vorbereiteten Annäherung zwischen Kuba und den USA. Ein kubanischer Spion hatte es mit Hilfe der Verhandlungen auf höchster Ebene hinbekommen, seine Frau zu schwängern, obwohl er unter strenger Beobachtung im Gefängnis saß und seine Frau nicht sehen durfte.

Nicht nur er hatte eine doppelt lebenslängliche Haftstrafe abzusitzen. Auch seine Frau soll für den kubanischen Geheimdienst gearbeitet haben und deswegen von den US-Behörden mit einem Bann belegt worden sein. Besuche waren ihr nicht gestattet.

In Miami arbeitete er im "Wespennetz"

Zudem galt Gerardo Hernández aus Sicht der USA als ganz besonderer Gefangener. Er zählte zur Gruppe der "Cuban Five", den letzten Verbliebenen eines berüchtigten Spionage-Netzwerks in amerikanischer Haft. In Miami hatten sie unter dem Namen "Red Avispa", zu deutsche "Wespennetz" heimlich die Aktivitäten kubanischer Exil-Gruppen ausgeforscht. 1998 war die Gruppe aufgeflogen, seit 2001 befand sich Hernández in Haft.

Schlechter konnte es für das kubanische Paar vermutlich nicht aussehen. Mann und Frau tausende Meilen voneinander entfernt, er auf immer und ewig hinter Schloss und Riegel, sie wegen ihrer Verwicklungen in den Geheimdienst ohne Chance, ihren Mann zu sehen.

Ein Kind war ihr Traum

Perez versuchte in dieser tragischen Lage alles, um doch noch irgendwie ein Kind von ihrem Liebsten bekommen zu können. In einem Interview im März 2012 klagte sie über den hohen persönlichen Preis, den sie zu zahlen hätte. Nichts wünschte sie sich so sehr wie ein Kind. Für die Erfüllung ihres Traumes wandte sich die damals 42-Jährige sogar öffentlich an US-Präsident Barack Obama.

Vergeblich. Bis sich unbemerkt von der Öffentlichkeit und mit Hilfe von Papst Franziskus doch noch die Annäherung zwischen beiden Ländern anbahnte. Im Zuge der Wideraufnahme der diplomatischer Beziehungen wurde auch der Austausch von Gefangenen. Auch Hernández zählte zu ihnen, ebenso wie die anderen Mitglieder der "Cuban Five".

Eckpunkte der Annäherung zwischen Kuba und den USA
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Foto: ap

Ein Rätsel, live im Fernsehen präsentiert

Der Empfang der kubanischen Helden wurde live im Fersehen übertragen und gefeiert: Die Zuschauer wurden Zeuge der rührenden Szenen, als sich Hernández und seine Frau nach der erzwungenen Trennung wieder in die Arme fielen. Doch etliche kamen aus dem Staunen nicht heraus. Adriana Perez war unübersehbar schwanger - und ihr Mann strich freudig strahlend über ihren Bauch. Eine Erklärung für diesen Widerspruch lag nicht wirklich auf der Hand.

"Ich musste es per Fernbedienung machen", sollte Hernández später scherzen. Des Rätsels Lösung: Im Zuge der Verhandlungen hatten die US-Behörden ihm zugestanden, aus der Haft heraus sein Sperma an seine Frau schicken zu dürfen. Mit einer künstlichen Befruchtung vor etwa neun Monaten konnte er sich und seiner Frau einen der denkbar größten Wünsche erfüllen.

Diplomatie führte zur Schwangerschaft

Perez`Schwangerschaft war letztlich Ergebnis von Gesprächen auf hoher diplomatischer Ebene. In Washington hatte sich vor allem Senator Patrick Joseph Leahy für die Übermittlung von Hernández' Samen starkgemacht. Laut einem Mitarbeiter Leahys, der an der diplomatischen Annäherung beider Länder beteiligt war, erreichten die USA dadurch auch eine bessere Behandlung des auf Kuba inhaftierten Amerikaners Alan Gross.

Die Schwangerschaft sei ein wichtiger Schritt zu dem historischen Deal gewesen. "Es wurde erwartet, dass dieser Mann im Gefängnis sterben würde", sagte Leahys Mitarbeiter dem TV-Sender CNN. "Dies war ihre einzige Chance, ein Kind zu bekommen."

Die Geburt der Tochter namens Gema wird laut CNN in zwei Wochen erwartet.

(dpa)
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