Germanwings-Absturz Copilot Andreas L. suchte im Internet nach Zyankali

Paris · Einem Medienbericht zufolge haben die Ermittler neue Erkenntnisse über den Germanwings-Copiloten Andreas L.: Er soll kurz vor dem Absturz des Airbus mit 150 Toten im Internet nach Möglichkeiten gesucht haben, sich einen tödlichen Medikamentencocktail zu beschaffen. Die französische Justiz gab bekannt, sie werde ihre Ermittlungen ausweiten.

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Foto: ap

Laut des Rechercheverbundes aus "Süddeutscher Zeitung", "WDR" und "NDR" haben Ermittler auf einem Laptop, den sie in der Düsseldorfer Wohnung von Andreas L. gefunden haben, Hinweise darauf entdeckt, dass der Copilot im März im Internet nach Beschaffungsmöglichkeiten für Zyankali, rezeptfreies Valium und tödliche Medikamenten-Cocktails suchte. Das war wenige Tage vor dem Absturz. Zur Zeit des Absturzes war L. flugunfähig.

Außerdem habe sich L. am Tag vor dem Absturz auf der Webseite der Hamburger Ärztekammer über eine Patientenverfügung informiert, heißt es bei Süddeutsche.de. Bislang war nur bekannt, dass der Copilot im Internet zu Möglichkeiten einer Selbsttötung recherchiert hatte und sich außerdem über den Verriegelungs-Mechanismus von Cockpit-Türen informierte.

Die französische Justiz hat unterdessen bekannt gegeben, sie wolle die Ermittlungen zum Germanwings-Absturz ausweiten. Drei Untersuchungsrichter werden im südfranzösischen Marseille die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung übernehmen. Das teilte der Präsident der Opfervereinigung Fenvac, Stéphane Gicquel, am Donnerstag in Paris mit. Zuvor hatten sich etwa 200 Angehörige von Opfern mit dem zuständigen Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, in Paris getroffen.

Die richterliche Untersuchung solle "die Frage nach der fahrlässigen Tötung stellen und, ganz klar, nach Fehlern oder Versäumnissen bei der Feststellung des Gesundheitszustandes" von Copilot Andreas L. "durch die Fluggesellschaft Lufthansa", sagte Gicquel weiter. Für den Fenvac-Präsidenten, der an dem Treffen mit dem Staatsanwalt teilgenommen hatte, müssen die Untersuchungsrichter herausfinden, ob es "Fehler bei der medizinischen Betreuung" des Ko-Piloten gegeben habe. Bisher hatte der Staatsanwalt wegen fahrlässiger Tötung in Marseille selbst ermittelt.

Die Maschine der deutschen Fluggesellschaft Germanwings war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen zerschellt. Alle 150 Insassen kamen ums Leben, darunter 72 Deutsche. Den Ermittlungen zufolge hatte Copilot Andreas L., der schon länger unter Depressionen litt, den Airbus in den französischen Alpen absichtlich abstürzen lassen.

Den Flugkapitän hatte L. zuvor aus dem Cockpit ausgesperrt. Nach dem Unglück wurde die Frage gestellt, warum Andreas L. für flugtauglich erklärt worden war, obwohl seine Krankheit bekannt war.

(AFP)
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