Germanwings-Absturz Testflug auf der Route von 4U 9525

Berlin · Der furchtbare Verdacht, dass der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine das Unglück bewusst herbeigeführt hat, ist nach der detaillierten Auswertung der beiden Flugschreiber zur Gewissheit geworden. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erklärte nach Teilnehmerangaben gestern im Verkehrsausschuss, dass der Copilot immer wieder die Geschwindigkeit erhöht habe. Dies erkläre auch, warum das Flugzeug in so viele kleine Einzelteile zerschellt sei.

Germanwings: Die Unglücksstelle am Tag nach dem A320-Absturz
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Die Unglücksstelle am Tag nach dem Absturz

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Foto: dpa, sh

Der Flug 4U 9525 war am 24. März auf der Route von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen abgestürzt. Bei dem Unglück kamen 150 Menschen ums Leben, darunter 72 Deutsche. Der Copilot hatte den Flugkapitän aus dem Cockpit ausgesperrt. Zum Zeitpunkt des Unglücks war er krankgeschrieben. 2009 hatte er eine schwere Depression.

Der Verkehrsminister kündigte an, dass im Mai ein Testflug auf der Route des Unglücksflugs stattfinden soll, durch den die Ermittler noch offene Fragen klären wollen. So lassen sich bislang nicht alle aufgezeichneten Geräusche auf dem Datenschreiber zuordnen. Anfang April hatte Dobrindt bereits unter der Leitung des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft eine Task Force eingesetzt, die über Konsequenzen aus dem Unglück beraten soll. Im Verkehrsausschuss berichtete der Minister, dass sich diese Experten-Kommission insbesondere mit der Frage der Türverriegelung befasse. Der Absturz wäre wohl zu verhindern gewesen, wenn es dem Flugkapitän gelungen wäre, ins Cockpit zurückzukehren. Auch soll ausgelotet werden, ob der Arbeitgeber einen Hinweis erhält, wenn ein Pilot krankgeschrieben ist. Um den Umgang mit psychischen Erkrankungen wird es auch gehen. Empfehlungen der Experten sollen bis Sommer vorliegen.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr informierte im Ausschuss, dass die Entschädigung der Opfer möglichst unbürokratisch laufen solle. "Wichtig ist, dass wir alles, was die Angehörigen betrifft, so schnell wie möglich regeln", sagte CDU-Verkehrsexperte Thomas Jarzombek. Am Unglücksort wurde die DNA von 150 Menschen genommen. Bis die Angehörigen die Särge mit den Überresten der Opfer erhalten, wird es noch einige Wochen dauern.

(qua)
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