Finnwal vor Texel Kieferknochen werden ausgestellt

De Koog/Texel · Im Sommer 2017 war der angespülte Kadaver eines Finnwals am Strand der niederländischen Ferieninsel Texel die Attraktion schlechthin für die Besucher. Jetzt werden die ersten Teile des Skelettes in der Forschungsstation Ecomare auf Texel ausgestellt: zwei gut 250 Kilo schwere und fünfeinhalb Meter große Kiefer.

 An der Decke hängen die Knochen des im Sommer 2017 gestrandeten Finnwals.

An der Decke hängen die Knochen des im Sommer 2017 gestrandeten Finnwals.

Foto: Ecomare

Es war ein Koloss der Meere, der im August 2017 an den Strand der niederländischen Insel angespült wurde. Hunderte Touristen bestaunten den gut 20 Meter großen, um die 40 Jahre alten und etwa 30 Tonnen schweren Kadaver eines Finnwals, dessen Fluke allein gut drei Meter maß. Das Tier war Tage zuvor vermutlich mit einem Schiff kollidiert. Pierre Bonnet, Biologe am Meeresforschungsinstitut Ecomare, sagte seinerzeit, man habe Kot im Darm des Kadavers gefunden - das deute darauf hin, dass das Tier an einer Verletzung starb; bei an Krankheiten verendeten Walen sei der Darm leer. Auch Altersschwäche als Todesursache falle weg: Finnwale werden bis zu 100 Jahre alt.

Für die Forscher galt der Fund des Giganten der Meere als Sensation: Das Skelett sei durch die Kollision zwar beschädigt worden, aber es sei komplett und insgesamt gut erhalten - eine Seltenheit. Das Skelett wurde in den Tagen nach der Strandung vor Ort am Strand zerlegt. Die Knochen wurden sorgfältig verladen und gereinigt und dann nach Friesland zu Präparator Chris Walen gebracht. Dort lagern und trocknen sie seither; nach der Bearbeitung durch den Präparator sollen sie wieder zurück zu Ecomare gebracht und dort ausgestellt werden.

 Pierre Bonnet (r.) untersucht mit einem Kollegen die Knochen des gestrandeten Wals.

Pierre Bonnet (r.) untersucht mit einem Kollegen die Knochen des gestrandeten Wals.

Foto: Ecomare

Dort gibt es bereits einen eigenen Ausstellungsraum mit großen Walskeletten, die ebenfalls auf der Insel angespült wurden. Darunter ist auch das eines Pottwals, der 2014 angetrieben wurde - und für noch mehr Aufsehen gesorgt hatte. In seinen Därmen fanden die Mitarbeiter des Ecomare um Pierre Bonnet 83 Kilogramm des für Parfümherstellung benötigten Ambers mit einem Wert zwischen 350.000 und 800.000 Euro.

Unmittelbar neben diesem Skelett sind nun die beiden Kieferknochen des Finnwals zu sehen. Sie wiegen gut 250 Kilo und sind etwa fünfeinhalb Meter groß. "Bislang waren die Skelette eines Pottwals und eines Buckelwals die größten Exponate im Ecomare, aber der Finnwal war mit seinen 20 Metern noch größer. An den Kiefern sieht man die Unterschiede deutlich: Sie sind um ein Vielfaches größer als die der beiden anderen Tiere", sagt Bonnet.

Die Kiefer selbst sind auf Frachtwagen aus Friesland nach Texel gebracht worden. Das Skelett soll, wenn es endgültig getrocknet und für eine Ausstellung präpariert ist, folgen. Solange will das Museum über eine Fotoausstellung über den Finnwal informieren. Zu sehen sind dann unter anderem Bilder von der Bergung und der Reinigung des Skelettes.

(oli)
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