Erneutes Schuldrama in den USA Getöteter Lehrer wird als Held gefeiert

Sparks · Wieder schockt eine Schießerei an einer Schule in den USA die Nation. Das Motiv des Schülers, der einen Lehrer und sich selbst tötete, liegt noch im Dunkeln. Offen ist auch, ob er einen Amoklauf plante.

Nach der jüngsten Schießerei an einer Schule in den USA wird ein getöteter Lehrer als Held gefeiert: Der 45-jährige Mathelehrer Michael Landsberry, der mit der Nationalgarde der USA als freiwilliger Soldat zweimal in Afghanistan gewesen war, habe sich am Montag in Sparks im US-Staat Nevada schützend vor seine Schüler gestellt, hieß es. Ein Schüler hatte ihn kurz vor Beginn des Unterrichts am Montagmorgen auf dem Schulgelände der Sparks Middle School erschossen und zwei Mitschüler verletzt. Anschließend tötete er sich selbst.

Woher der Junge die halbautomatische Handfeuerwaffe hatte und was sein Motiv war, blieb weiter unklar. Möglicherweise wollte sich der Teenager an Mitschülern rächen. "Er war ein richtig netter Junge", zitierte der Nachrichtensender CNN eine Schulkameradin. Sie habe aber gesehen, wie er öfter gehänselt worden sei. Ein anderer Augenzeuge sagte dem TV-Sender CBS, dass der Schütze die Waffe auf eine Gruppe Mitschüler gerichtet habe. "Ihr habt mein Leben ruiniert, jetzt ruiniere ich Euers", soll der Junge gesagt haben. Die Polizei betonte allerdings, noch sei es zu früh, um Aussagen über das mögliche Motiv zu treffen.

Auch sein Alter oder seinen Namen gaben die Behörden nicht bekannt. In der Nacht zum Dienstag hatte die Polizei bestätigt, dass er nach den ersten Schüssen Selbstmord beging. Am Dienstagnachmittag (21.00 Uhr MESZ) sollte es eine Pressekonferenz geben.

Nach Darstellung der Polizei stellte sich Lehrer Landsberry in den Weg, um den möglicherweise beabsichtigten Amoklauf des Schülers zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich etwa 30 Schüler auf dem Hof, die die Szene miterlebten. "Wir haben eine Menge Helden heute, unsere Kinder eingeschlossen...und unseren getöteten Helden, ein wunderbarer Lehrer", sagte der Leiter der Schulaufsichtsbehörde des Bezirks, Pedro Martínez. Auf die Mittelschule in Sparks gehen rund 700 Siebt- und Achtklässler im Alter von durchschnittlich zwölf bis 13 Jahren.

"Er diente stolz seinem Land und war stolz darauf"

"Zu hören, dass er die Schießerei stoppen wollte, erstaunt uns nicht", sagte seine Schwägerin Chanda mit Blick auf die militärische Vergangenheit von Landsberry, der an der Schule achte Klassen unterrichtete. Das Leben des Mannes, der verheiratet war und zwei Stieftöchter hatte, habe sich um die Liebe für seine Familie, seine Schüler und sein Land gedreht, sagte sie.

Geno Martini, der Bürgermeister der östlich von Reno gelegenen Stadt mit etwa 90.000 Einwohnern, sagte, der Kriegsveteran habe zweimal in Afghanistan gedient und sei unter Lehrern und Schülern gut bekannt gewesen. "Er diente stolz seinem Land und war stolz darauf, seine Schüler zu beschützen", sagte er. Die Tat hatte sich am ersten Schultag nach einer Ferienwoche ereignet. Schüler waren gerade dabei, aus den Bussen zu steigen und sich mit ihren Freunden zu treffen, als gegen 07:15 Uhr die Schüsse fielen und alle um ihr Leben rannten.

Die Polizei ist immer noch damit beschäftigt, die Kette der Ereignisse zu rekonstruieren. "Die treffendste Beschreibung ist das Wort Chaos", sagte der stellvertretende Polizeichef von Reno, Tom Robinson. "Es ist zu früh, um zu sagen, ob er bestimmte Menschen zum Ziel hatte oder einfach in die Menge schießen wollte."

Die von ihm angeschossenen Schüler, beide zwölf Jahre alt, befanden sich in stabilem Zustand. Einer sei in die Schulter, der andere in den Bauch getroffen worden, hieß es.

Der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Harry Reid, drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Auch der Gouverneur von Nevada, Brian Sandoval, zeigte sich traurig und bestürzt.

Vor knapp einem Jahr hatte ein Amoklauf an einer Grundschule in Connecticut mit 26 Toten ebenfalls Bestürzung und eine Debatte über strengere Waffengesetze ausgelöst. Präsident Barack Obama hatte eine Verschärfung aber nicht durchsetzen können.

(ap)
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