Correct!V-Mitgründer Daniel Drepper im Interview "Guter Journalismus war immer gemeinnützig"

Düsseldorf · Correct!V ist ein gemeinnütziges Journalistenbüro, das auf investigative Geschichten spezialisiert ist. Finanziert durch die Brost-Stiftung, sollen die Journalisten ohne wirtschaftlichen Druck recherchieren und publizieren können. Vorbild ist das US-Recherchebüro Pro Publica. RP-Chefredakteur Michael Bröcker sprach mit CorrectIV-Mitgründer Daniel Drepper.

 Daniel Drepper war Fellow für investigativen Journalismus an der Columbia School of Journalism in New York

Daniel Drepper war Fellow für investigativen Journalismus an der Columbia School of Journalism in New York

Foto: Juanita Ceballos

Der 28-jährige Wächterpreisträger war Fellow für investigativen Journalismus an der Columbia School of Journalism in New York und spricht im Interview über die Arbeit des Journalistenbüros.

Es gibt in Deutschland große Medien, die Skandale aufdecken und guten investigativen Journalismus bieten. Wozu braucht es Correct!V?

Drepper: Es gibt nie genug investigativen Journalismus. Wir können als kleines, gemeinnütziges Büro anders arbeiten als die etablierten Medien.

Was meinen Sie konkret?

Drepper: Wir sind gemeinnützig. Wir müssen keinen Profit machen. Dadurch können wir experimentieren und jenseits eines täglichen Zeit- und Produktionsdrucks recherchieren. Wir sind auf die Spenden und Mitgliedsbeiträge unserer Nutzer angewiesen. Diese enge Bindung lässt uns schon per Gesetz auf das Interesse der Nutzer fokussieren. Wir werden mit etablierten Medien kooperieren, um so unsere Recherchen zu verbreiten. Unser Hauptziel ist es, die Gesellschaft zum Positiven zu verändern und Missstände aufzudecken.

Wie soll die Zusammenarbeit mit den etablierten Medien aussehen?

Drepper: Unterschiedlich. Bei jeder Recherche überlegen wir, mit welchem Medium diese am besten umzusetzen sind. Danach können alle anderen Medien unsere Geschichten frei abdrucken und unsere Rechercheergebnisse, zum Beispiel Daten oder Dokumente, nutzen.

Glauben Sie nicht daran, dass guter Journalismus sich am Markt finanzieren kann?

Drepper: Das Stiftungsmodell ist einer von vielen Wegen, um den Journalismus der Zukunft zu finanzieren. Aufwändiger Journalismus, von den Auslandsbüros bis zu investigativen Recherchen, wurde immer durch den Sport- oder Boulevardteil querfinanziert. Guter Journalismus war immer gemeinnützig, auch innerhalb der Verlage. Wir machen es jetzt offiziell.

Was macht Ihe Arbeit gemeinnützig?

Drepper: Wir werden nicht nur investigativen Journalismus machen, sondern die Methoden der Informationsbeschaffung bekannt machen. Wir helfen unseren Mitgliedern beispielsweise vor Ort ihr Auskunftsrecht bei Behörden durchzusetzen.

Die erste Finanzierung kommt von der Brost-Stiftung. Welchen Einfluss nimmt die Brost-Stiftung?

Drepper: Keinen. Wir wollen so schnell wie möglich neue Spender und Mitglieder bekommen, um die Finanzierung breit aufzustellen.

Welchen inhaltlichen Schwerpunkt setzt das Büro?

Drepper: Wir wollen Themen recherchieren, die die Menschen konkret im Alltag betreffen. Das können Umweltskandale, soziale Ungerechtigkeiten, aber auch Sport und Wirtschaft sein. Wir legen uns nicht auf ein Thema fest, sondern auf die Art des Journalismus. Nämlich investigativer Journalismus mit Schwerpunkt Informationsfreiheit und Datenjournalismus.

(brö)
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