Selbstjustiz in Frankreich Haftbefehle wegen Verschleppung von deutschem Arzt

Kempten (RPO). Wegen der Verschleppung eines deutschen Arztes nachFrankreich hat die Staatsanwaltschaft Kempten Haftbefehl gegen zweimutmaßliche Entführer ausgestellt. Der ungesühnte Tod seinerTochter vor fast 30 Jahren hatte den 72-jährigen Franzosen AndréBamberski zur Selbstjustiz getrieben. Er hatte einen Arzt ausBayern entführen lassen, den er für den Tod seiner Tochterverantwortlich macht.

 Kalinka K. wurde tot in ihrem Bett gefunden.

Kalinka K. wurde tot in ihrem Bett gefunden.

Foto: FILES, AFP

Nun erging gegen den Franzosen ein Europäischer Haftbefehl, wiedie Staatsanwaltschaft Kempten am Dienstag mitteilte. Ein weitererHaftbefehl wurde gegen einen 38-jährigen mutmaßlichen Mittäterverhängt, der in Österreich in Haft sitzt. Die Ermittler werfen denMännern gemeinschaftliche Freiheitsberaubung und gefährlicheKörperverletzung vor.

 Bamberski macht den deutschen Arut Dieter Krombach für den Tod seiner Tochter verantwortlich.

Bamberski macht den deutschen Arut Dieter Krombach für den Tod seiner Tochter verantwortlich.

Foto: FILES, AFP

Bamberski hat bereits eingeräumt, er habe den Arzt Dieter K. am17. Oktober im Landkreis Lindau von Handlangern entführen lassen.Der entführte 74-Jährige war gefesselt und verletzt vor einemGerichtsgebäude im ostfranzösischen Mülhausen abgelegt worden.Bamberski verdächtigt den Arzt, vor 27 Jahren seine damals14-jährige Tochter Kalinka missbraucht und getötet zu haben.

Die Ermittler in Kempten bemühen sich nun um die Auslieferung desFranzosen und seines mutmaßlichen Helfers. Zudem vermuten sieweitere Mittäter.

Arzt in Frankreich in Abwesenheit verurteilt

Auslöser für die Entführung von Dieter K. war der Tod von KalinkaBamberski. Das Mädchen war 1982 tot in K.'s Haus aufgefundenworden. Der Arzt lebte damals mit Kalinkas Mutter zusammen, diesich von André Bamberski getrennt hatte.

Dieter K. war 1995 von einem Pariser Schwurgericht in Abwesenheitwegen Gewalttätigkeit mit fahrlässiger Tötung zu 15 JahrenGefängnis verurteilt worden. Der heute 74-Jährige soll Kalinka inseinem Haus missbraucht und ihr eine Betäubungsspritze gegebenhaben, die zum Tode führte. Die deutsche Justiz sah aber keinehinreichenden Beweise für eine Strafverfolgung K.'s. und lieferteihn nicht aus. Bamberski erklärte, er habe sich zur Selbstjustizgezwungen gesehen, damit der Tod seiner Tochter gesühnt werdenkönne.

(AP/felt)
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