Polizei veröffentlicht Filmaufnahmen Handyvideo zeigt tödliche Schüsse in Ferguson

Ein Video nährt die Zweifel an der Polizei von Ferguson. Es zeigt, wie zwei US-Polizisten am Dienstag auf offener Straße den Schwarzen Kajieme Powell erschießen. Mit ausgebreiteten Armen ging er auf den Streifenwagen zu und provozierte mit dem Zuruf "Shoot me Motherfucker!"

 Eine Szene aus dem veröffentlichten Video zeigt, wie der später erschossene Kajieme Powell den Streifenwagen der Polizei erwartet.

Eine Szene aus dem veröffentlichten Video zeigt, wie der später erschossene Kajieme Powell den Streifenwagen der Polizei erwartet.

Foto: Screenshot Youtube

Am Donnerstag veröffentlichte Polizeichef Sam Dotson Videoaufnahmen eines Augenzeugen, die das Geschehen dokumentieren. Sechseinhalb Minuten dauert der Film, aufgenommen von einem Augenzeugen, der sich augenscheinlich zufällig am Ort des Geschehens befand.

Die Polizei berief sich nach den Todesschüssen auf Notwehr. Powell soll mit einem Messer auf sie zugegangen sein. Doch auf dem Video ist von einer ernsten Bedrohung der Beamten nichts zu sehen.

Es ist taghell, früher Nachmittag. Powell soll gerade in einem Laden Lebensmittel gestohlen haben. Neben dem Mann hinter Kamera laufen noch drei weitere Männer an der Straße herum, darunter auch Powell. Auf dem Bürgersteig stehen zwei Dosen Limonade, augenscheinlich ein Teil der Beute. Powell macht im Gegensatz zu den anderen einen unruhigen Eindruck. Er läuft ziellos hin und her.

Der Streifenwagen kommt. Der Ladenbesitzer hatte die Polizei alarmiert. Die Polizisten fordern Powell auf, sich auf den Boden zu legen. Doch der geht zunächst auf die Beamten zu und ruft "Jetzt erschießt mich doch!". Die Polizisten schreien, er solle sich hinlegen.

Ein Messer ist nicht zu erkennen, Powell ist nur von hinten zu sehen. Er macht einen Schlenker, geht aber dann in einem Bogen weiter auf den Streifenwagen zu. Die Polizisten eröffnen aus nächster Distanz das Feuer. Powell ist von ihnen etwa zwei Meter entfernt. Neun Schüsse sind zu hören, US-Medienberichten zufolge spricht Polizeichef Sam Dotson von zwölf Schüssen. Powell geht zu Boden. Er stirbt noch vor Ort.

Der der Öffentlichkeit unbekannte Mann hinter der Kamera ist spürbar geschockt. Alles ging blitzschnell. Von der Ankunft des Streifenwagens bis zu den Schüssen sind nur 15 Sekunden vergangen. "Oh mein Gott, er ist tot", sagt der Zeuge. "Er hatte noch nicht mal eine Kanone, sie hätten ihn doch betäuben können."

Die Polizei von Ferguson veröffentlichte das Video mit der Begründung, man wolle damit Transparenz herstellen. Nach der Erschießung des ersten Schwarze Michael Brown hatte das Zurückhalten von Informationen maßgeblich zur Beunruhigung der Lage beigetragen.

St. Louis police release video, audio of deadly police shooting: http://t.co/784AumIN7B via @STLtoday

Doch der Film wirft nun neue Fragen auf. Fraglos verhielt Powell sich aggressiv. Doch eine Situation, die eine Notwehr der Polizisten rechtfertigen könnte, ist nicht zu erkennen. Zwar geht der 23-Jährige auf die Polizisten zu. Ein Angriff ist jedoch nicht auszumachen.

Die Polizei teilte mit, die beiden Beamten hätten keine Betäubungspistolen verwenden können, weil der Mann eine Weste getragen habe, die die Geschosse hätte umlenken können. Powell habe sich unberechenbar verhalten. Die US-Justiz sicherte eine umfassende Aufklärung zu.

Derweil hat sich die Lage in Ferguson weiter beruhigt. Der Gouverneur des Bundesstaates Missouri ließ die Nationalgarde wieder abrücken. Die Situation in dem Vorort der Metropole St. Louis habe sich "stark verbessert", teilte Jay Nixon am Donnerstag mit.

Die Nationalgarde habe ihren begrenzten Auftrag, das Einsatzzentrum der Polizei vor gezielten Angriffen zu schützen, erfolgreich erfüllt. Nixon hatte die Soldaten am Montag nach mehreren Nächten gewaltsamer Zusammenstöße zwischen Polizisten und Demonstranten als Unterstützung angefordert.

Auslöser für die Unruhen waren die tödlichen Schüsse eines weißen Polizisten auf den 18-jährigen unbewaffneten Afroamerikaner Michael Brown am 9. August. Bei einem deutlich kleineren Protestmarsch in der Nacht zum Donnerstag kam es im Vergleich zu den Vortagen lediglich zu sechs Festnahmen wegen kleinerer Vergehen.

(pst)
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